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Der grosse Unterschied zwischen der Sicht eines Grundschülers und derjenigen der Ba’alej Mussar - (Rav Frand Wajeze 5780 – Beitrag 2)

Der grosse Unterschied zwischen der Sicht eines Grundschülers und derjenigen der Ba’alej Mussar

 Berbeitet von S. Weinmann

 

Nach der Ankunft Ja’akow‘s in Paddan Aram [Bereschit 29:1-11] berichtet  uns  die Torah,  wie

Ja’akow es schaffte, Schafe aus einem Brunnen zu tränken. Ein grosser Felsen versperrte den Brunnen, aus der alle Schafherden der Gegend getränkt werden mussten. Der Felsen konnte ohne

die Mithilfe sämtlicher Schafhirten nicht verschoben werden. Ja’akow schaffte es ganz alleine, den Felsen vom Brunnen wegzuschieben und danach Rachels Schafherde zu tränken. Raschi bemerkt dazu, dass Ja’akow den Stein so leicht wegschieben konnte, wie wenn es sich dabei um den Korken einer Flasche gehandelt hätte.

Als wir diese Geschichte in der Schule durchnahmen, sahen wir eine spannungsgeladene Szene vor uns, in der Ja’akow den muskelstrotzenden Helden spielte, um Rachel mit seiner Kraft zu imponieren, um danach ihr einen Heiratsantrag stellen zu können.

Diese Vorstellung der Ereignisse ist von der Wirklichkeit weit entfernt. Für alle Schafhirten war diese Angelegenheit eine Routinesache. Sie mühten sich tagtäglich, jahrein und jahraus damit ab und brachten die erforderliche Kraft dazu nicht auf. Ist es nicht verwunderlich, dass Ja’akow – der Jeschiwa Student aus dem Lehrhaus von Schem und Ewer, welcher die letzten 14 Jahre lang ununterbrochen gelernt hatte (wie der Midrasch lehrt und Raschi ihn anfangs unserer Parascha 28:11 zitiert) – die nötige Kraft dazu aufbrachte? Ja’akows Aussehen entsprach wahrscheinlich eher dem stereotypen Bild eines Jeschiwa Studenten - bleich und schwächlich - als dem Aussehen eines Hollywood-Stars. Wie kam es dann, dass er den Stein heben konnte, währenddessen die abgehärteten Schafhirten es nicht schafften?

Rav Ja’akov Neiman fand folgende Lösung, welche von vielen Ba’alej Mussar (Ethik-Lehrer) erwähnt wird: Der Schlüssel zum Verständnis dieses ganzen Kapitels ist ein Reim, welcher im Tefilat Hageschem (Bittgebet um Regen), welches am Schemini Azeret, dem Schlussfest, gebetet wird, vorkommt. Dort braucht der Poet den Ausdruck: „Er sammelte sich im Herzen und rollte dann den Stein weg“ („Jichad Lew, wegal Ewen“). In anderen Worten, Ja’akow benutzte nicht seine Muskulatur oder die Stärke seines Körpers, um den Stein wegzurollen. Ja’akow benutzte seine Konzentrationsfähigkeit. Mit anderen Worten: Es war eine Sache der Motivation. Ja’akow wollte zielbewusst seinen Mitmenschen einen Gefallen zu tun. Hat jemand ein Ziel vor Augen, erreicht er viel mehr als andere.

Wir haben alle schon die Geschichte der Mutter gehört, welche ihr Kind unter einem Auto eingeklemmt findet, ihre ganze Kraft zusammennimmt, den Wagen etwas anhebt und ihr Kind befreit. Einige Minuten später wundert sie sich: „Wie habe ich es nur geschafft, das Auto zu heben?  Ich könnte es nicht einmal einen Zentimeter wegschieben - auch wenn ich den Rest meines Lebens damit zubringen würde!“ Solche Geschichten hört man immer wieder. Worum geht es eigentlich? Der Dichter des Gebetes um Regen drückt es so aus: „Jichad Lew“ Konzentration auf eine einzige Aufgabe. Wenn mein Kind in Gefahr ist, kann ich sogar ein Auto aufheben!

Der Unterschied zwischen Ja’akow und den Schafhirten bestand in der Motivation. Für die Schafhirten war es nicht schlimm, wenn der Felsen nicht verschoben werden konnte. Ihnen machte es nichts aus, noch 4 Stunden zu warten, bis genügend Leute da waren, um den Stein zu heben. Ihre Haltung war: „Ist doch egal!“

Als Ja’akow alle herumstehen sah, erfasste er die Situation sogleich und ergriff die Gelegenheit, um eine Gefälligkeit zu erweisen. Wenn jemand es sich in den Kopf setzt, etwas zu erreichen, kommen seine verborgene Talente zum Vorschein und er kann aussergewöhliches vollbringen.

Quellen und Persönlichkeiten:

 

  • Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“..
  • Rabbi Ja’akov Neiman: (gest. 1983); Rosch Jeschiwa der Jeschiwa Or Jisrael, Lida, unweit von Radin, (Weissrussland) und Petach Tikva, Israel.

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter                               des Jüfo-Zentrums in Zürich

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