Eine Lektion eines grossen Mannes: „Überzeugen ja, aufzwingen nein“ (Rav Frand, Wajeze 5783 - Beitrag 2)
Rav Frand zu Paraschat Wajeze 5783 - Beitrag 2
Eine Lektion eines grossen Mannes: „Überzeugen ja, aufzwingen nein“
„Und der Ewige sprach zu Ja’akow: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Familie und ich werde mit dir sein. Da sandte Ja’akow hin und liess Rachel und Leah aufs Feld rufen, zu seinen Schafen; und er sprach zu ihnen: Ich sehe am Gesicht eures Vaters, dass er gegen mich nicht mehr so ist wie gestern und vorgestern; aber der G-tt meines Vaters war mit mir. Und ihr wisst doch selbst, wie ich mit meiner ganzen Kraft eurem Vater gedient habe. Euer Vater aber hat mich hintergangen und meinen Lohn zehnmalzehnmal (hundertmal) geändert; doch G-tt hat es nicht zugelassen, dass er mir Böses antut.“ [Bereschit 31:3-7]
Rabbi Schlomo Salman Auerbach, s.A. sprach einmal mit einem Chatan (Bräutigam) und fragte den jungen Mann: „Wenn du eine Bat Kol (Himmlische Stimme) hören würdest, die dir die Anweisung geben würde, zu deinem Heimatland und zur Familie deiner Eltern zurückzukehren, was würdest du machen?“
Der junge Mann antwortete: „Natürlich würde ich mich beeilen, den Willen G-ttes zu erfüllen!“
Rabbi Auerbach antwortete: „Dies ist nicht der Weg der Thora! Die Erwartung' der Thora wäre, dass du mit deiner Frau sprichst und sie überzeugst, dass euer gegenwärtiger Aufenthaltsort nicht gut ist und ein anderer besser wäre."
"Woher weiss ich das?“, fuhr er fort. „Aus unseren Versen! Nachdem Ja’akow von G-tt die Anweisung erhielt, 'Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Familie‘, rief Ja’akow Rachel und Leah zu sich und erklärte ihnen: 'Euer Vater hat mich gefoppt, er hat meinen Lohn hundert Mal geändert - und ein Engel G-ttes hat mir gesagt, wir sollten nach Hause gehen'.
Dies lehrt uns die Wichtigkeit davon, eine zusätzliche Anstrengung zu unternehmen, das Wort G-ttes (nach aussen hin) verständlich zu machen - gegenüber unseren Familienangehörigen und all jenen, die wir beeinflussen können.“ [Minchat Awot, Seite 163]
So schreibt auch der Schelah Hakadosch [Paraschat Wajeze 44]: Auch wenn der Herr im Hause die Möglichkeit hat, seine Familienangehörige zu einer gewissen Sache zu zwingen, soll er dies nicht auf diesem Wege tun. Sondern er soll die Sache seinen Angehörigen erklären und so weit schmackhaft machen, dass sie selbst zur Überzeugung kommen, dass dies für sie von grossem Vorteil ist. Er fährt fort: ‘Siehe, wieviel Mühe Ja’akow aufgewendet hat, um seine Frauen von dem Schritt des Zurückkehrens in sein Vaterhaus zu überzeugen, obwohl ihm G-tt ausdrücklich befohlen hatte, dies zu tun’.
Quellen und Persönlichkeiten:
1. Schela'h Hakadosch - Rabbi Jeschajahu ben Awraham Halevi Horowitz (Hurwitz) (1558 - 1630): Bekannter Kabbalist, halachische Autorität und Gemeindeführer; mit dem Akronym "Schela'h" - nach einem seiner Hauptwerke „Schenej Luchot HaBrit“ (Die zwei Gesetztafeln) - genannt; Prag, Frankfurt a/M., Jerusalem, Tiberias.
2. Rabbi Schlomo Salman Auerbach (1910 - 1995); Jerusalem (Israel). Berühmter Rabbiner, Possek (Dezisor), Rosch Jeschiwat Kol Torah, einer der gefragtesten Dezisoren seiner Zeit und führenden halachischen Autoritäten des 20. Jahrhunderts, geachtet von allen Gruppierungen des Judentums. An seiner Beerdigung nahmen rund 300`000 Menschen teil.
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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