Die Ehrlichkeit unseres Stammvaters lehrt, was von uns verlangt wird (Rav Frand, Wajeze 5784 - Beitrag 1)
Rav Frand zu Paraschat Wajeze 5784 – Beitrag 1
Ergänzungen: S. Weinmann
Die Ehrlichkeit unseres Stammvaters lehrt, was von uns verlangt wird
Am Ende der Parascha finden wir eine scheinbar unbedeutende Begebenheit. Ein Haufen von Steinen wurden als Denkmal aufgehäuft. Lawan benannte den Steinhaufen mit einem aramäischen Namen (Jegar Sahaduta), und Jakow benannte ihn mit einem hebräischen Namen (Gal-ed).
Der Seforno sagt, dass dieser Passuk uns lehrt, dass Jakow nie seine Sprache änderte. Dies hat eine enorme Bedeutung. Eines der Hauptthemen, die wir im gesamten Sefer Bereschit vorfinden, ist, dass alle Ereignisse der Patriarchen auf die Ereignisse ihrer Nachkommen hinweisen (Ma’assej Awot Siman LeBanim). Alle Handlungen der Patriarchen legten das Fundament der Geschichte von Klall Jisrael während der Diaspora und seiner Existenz.
Als Awraham Awinu nach Ägypten hinunterging und dort überleben konnte, markierte dies den Weg, damit zukünftige Generationen auch nach Ägypten hinuntergehen und überleben konnten. Chasal (unsere Weisen) sagen uns, dass eines der Dinge, welche die Integrität des jüdischen Volkes gewährleisteten, damit sie sich in den vielen Jahren in Ägypten nicht assimilieren und verschwinden würden, die Tatsache war, dass sie ihre Sprache, ihre Namen und ihren Kleidungsstil nicht änderten. Von wo besassen sie die Kraft, weiterhin nur in ihrer eigenen Sprache – Hebräisch, die 'Heilige Sprache' – zu sprechen. Dazu sagt der Seforno, dass dies gerade hier in dieser scheinbar unbedeutenden Begebenheit geschah. Die Handlung von Ja’akow – der darauf beharrte, den Steinhaufen mit einem hebräischen Namen zu benennen, trotz der Tatsache, dass Lawan ihm einen aramäischen Namen gab – war die Tat, die dem jüdischen Volk in zukünftigen Jahren die Kraft gab, in Ägypten an ihrer eigenen Sprache festzuhalten.
Wenn dies für eine scheinbar kleine Handlung zutreffend ist, wollen wir kurz die Gesamtheit der Geschehnisse in Paraschat Wajeze und ihre Bedeutung in Bezug auf ‘Ma’assej Awot Siman LeBanim’ betrachten.
Paraschat Wajeze ist das Muster von Ja’akow, der sich ins Galut (Exil) begibt, und Paraschat Wajischlach (nächste Woche) ist das Muster von Ja’akow, der nach Erez Jisrael zurückkehrt. Die Tatsache, dass Ja’akow in dieser Parascha fähig war, ins Galut zu gehen und nachher vollkommen zurückzukehren, ist es, was seinen Kindern ermöglichte, dieses unwahrscheinliche Phänomen in späteren Generationen zu wiederholen.
Es ist lehrreich, diese Parascha und den Dialog zwischen Ja’akow und Lawan am Ende der Parascha zu betrachten. Was ist nach zwanzig Jahren im Exil das Gespräch, das Ja’akow mit seinem Schwiegervater führt? Es handelt sich alles um Themen der Wahrheit und Ehrlichkeit.
Lawan beschuldigt Ja’akow nicht, nicht religiös oder nicht genügend genau in seiner Observanz zu sein. Er beschuldigt ihn, nicht ehrlich gewesen zu sein und ihn betrogen zu haben (Warum hast du von mir gestohlen?) (Bereischit 31:30).
Was ist Ja’akows Antwort?
"Was ist mein Verbrechen? Was ist meine Sünde, dass du mir nachgesetzt bist? Du hast alle meine Geräte durchwühlt; hast du irgendetwas von deinem Hausrat gefunden? Lege es hier in Gegenwart meiner und deiner Verwandten nieder, sie mögen zwischen uns beiden entscheiden! Zwanzig Jahre war ich jetzt bei dir, deine Schafe und Ziegen haben nie fehlgeboren, und die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen. Zerrissenes habe ich dir nie gebracht, ich musste es ersetzen; von meiner Hand hast du es gefordert, ob es nun während dem Tag oder in der Nacht gestohlen wurde. Wo ich am Tag war, verzehrte mich glühende Hitze – und der Frost des Nachts, und der Schlaf wich von meinen Augen…" (Bereschit 31:36-42).
Ich habe nie irgendetwas von dir gestohlen. Ich habe ehrliche Arbeit für ehrliche Bezahlung geleistet! Ich war zwanzig Jahre bei dir und ich kann sagen, dass ich ehrlich war! Ich habe dich nicht betrogen. Ich habe dich nicht beraubt. Ich habe nichts hinter deinem Rücken genommen. Ich war 100% vertrauenswürdig.
Dies ist das "Ma’assej Awot Siman LeBanim" von Paraschat Wajeze. Was wird das jüdische Volk in der Zukunft, nach einem zweitausendjährigen Exil, Haschem sagen können? Was diese Parascha uns lehrt! Wir werden fähig sein müssen, zu sagen "Wir waren ehrlich"!
Wir haben im Geschäft nicht betrogen. Wir haben die nichtjüdischen Bürger unserer Gastländer nicht beraubt. Wir waren keine Gauner. Wir waren ehrlich. Wir waren all die Dinge nicht, mit denen wir Juden manchmal von Anderen beschuldigt werden.
Wenn Klall Jisrael fähig sein wird, zu sagen "Wir waren ehrlich", werden sie endlich vom Galut erlöst werden.
Quellen und Persönlichkeiten:
Seforno: Rav Ovadia ben Ja’akov Seforno (1470 – 1550); Rom und Bologna, Italien; klassischer Chumasch-Kommentator.
Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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