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Leiter = Geld = Armut: Mit allem kann man auf- oder absteigen (Rav Frand, Wajeze 5784 - Beitrag 2)

Rav Frand zu Paraschat Wajeze 5784 - Beitrag 2


Leiter = Geld = Armut: Mit allem kann man auf- oder absteigen

Es gibt einen Midrasch, der zu diesem Vers folgendes bemerkt "und siehe, eine Leiter stand auf der Erde und deren Spitze erreichte den Himmel" [Berejschit 28:12], dass G'tt Ja'akow zwei Menschen zeigte: Korach (der von der Erde verschlungen wurde) und Mosche (der den Himmel erreichte).

Wieso wird mit der Leiter auf Korach und Mosche hingewiesen? Es gibt einen sehr interessanten Ba'al HaTurim zur dieswöchigen Parascha. Der Ba'al HaTurim sagt, dass der Zahlenwert ("Gimatrija") des Wortes Leiter (SULAM, Samech - Waf - Lamed - Mem; also 60+6+30+40=136) dem Zahlenwert des Wortes Geld (MAMON, Mem - Mem - Vaf - Nun; also 40+40+6+50=136) und dem Zahlenwert des Wortes Armut (ONI, Ajin - Vaf - Nun - Jud; also 70+6+50+10=136) entspricht.

Eine Leiter kann ein Sinnbild für Geld darstellen. Genau wie bei einer Leiter kann man mit Geld die höchsten Höhen oder die tiefsten Tiefen erreichen. Ein Mensch, der mit Geld gesegnet wurde, kann dieses für die richtigen Zwecke verwenden und auf der Leiter emporsteigen. Andererseits kann Geld eine schädliche Wirkung besitzen. Geld kann eine unglaublich zerstörerische Kraft haben.

Bei Armut gilt dasselbe. Armut kann schlimm sein. Der Talmud sagt, Armut könne bewirken, dass man den Willen des Schöpfers verletzt. Wenn ein Mensch jedoch mit der "Prüfung durch Armut" richtig umgeht, kann er der glücklichste Mensch weit und breit sein. Das Fehlen von Geld und alle damit verbundenen Probleme können ihm nichts anhaben.

Es gibt Menschen, die mit Armut so schön umgehen können, dass es der eigenen Familie nicht bewusst ist, dass sie arm sind. Ich hörte eine wunderschöne Geschichte, die sich hier in Baltimore abspielte. Es ging um eine Frau, die zusammen mit ihrer 12-jährigen Tochter einen "Scheitel" (Perücke, wie sie von religiösen Frauen getragen wird) kaufen ging. Plötzlich sah sie einen "Scheitel", der ihr gefiel und sagte: "Dieser gefällt mir." Die Verkäuferin entgegnete: "Der ist nichts für Sie." Die Frau bestand jedoch darauf: "Er gefällt mir, er gefällt mir." Und wiederum antwortete die Verkäuferin, dass er nichts für sie sei und die Frau blieb fest - sie wollte ihn.

Schlussendlich war die Verkäuferin gezwungen, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie sagte ihr: "Sie können sich diesen "Scheitel" nicht leisten." Daraufhin entgegnete die Käuferin: "Ehrlich gesagt können wir uns gar keinen leisten; aber lassen sie mich wenigstens denjenigen nehmen, welcher mir gefällt." Die 12-jährige Tochter dieser Frau sass daneben und fragte ihre Mutter ungläubig: "Wir können uns das nicht leisten? Wir sind arm? Wir sind doch nicht arm! Wieso können wir uns das nicht leisten?"

Hören sie zu: Es ist so bekannt, dass die Familie arm ist, dass sogar die Verkäuferin weiss, dass sie ihrer Kundin keine teuren "Scheitlech" anbieten kann; die Tochter hat jedoch in aller Unschuld keine Ahnung von der finanziellen Lage bei ihr zuhause. So geht man mit Armut um. Diese Eltern benützten Armut, um auf der Leiter emporzusteigen.

Das meint der Midrasch vielleicht, wenn er erzählt, dass Ja'akow Korach und Mosche gezeigt wurden. Unsere Weisen erzählen, dass Korach über einen aussergewöhnlichen Reichtum verfügte. Er war so reich, dass er nicht nach mehr Geld strebte, er sehnte sich nach Macht. Sein Geld verdarb ihn und brachte ihn dazu, die Führung von Mosche und Aharon in Frage zu stellen. Ja'akow zeigte man die Leiter ("Sulam-Leiter" = "Mammon-Geld") und zeigte damit, was Geld aus einem Menschen machen kann.

Auch Mosche wurde Ja'akow gezeigt. Unsere Weisen bemerken zu den Worten "Pessol Lecha" ("Haue für dich") [Schemot 34:1], dass er die Resten, die beim Heraushauen der beiden Steintafeln anfielen, für sich behalten dürfe. Sein Reichtum stammte von ihnen. Aber was bewirkte das bei ihm? Überhaupt nichts. Er schritt weiter auf seinem Weg, der Meister aller Propheten und der Rabbi von ganz Israel zu werden. Geld ist eine Leiter. Es kann erheben (wie bei Mosche) oder es kann den Sturz bewirken (wie bei Korach).

Dies ist unsere Prüfung - ungeachtet ob es sich um die Leiter von Armut oder Reichtum handelt: Wir müssen uns damit befassen und richtig damit umgehen - damit wir auf der Leiter auf- und nicht absteigen.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Rabbi Ja‘akov ben Ascher (1269 – 1343): Köln (Deutschland), Toledo (Spanien). Er war eine halachische Autorität des Mittelalters. Er verfasste berühmte Werke wie die "Arba’a Turim" ("vier Reihen", da sein Werk vier Gesetzesabteilungen umfasst), oft nur mit dem Kürzel "Tur" genannt, eine der ersten kompletten jüdischen Gesetzessammlungen, die Basis unseres Schulchan Aruch’s (Gesetzbuch) von Rabbi Josef Karo. Seine Tora-Erklärung wird deshalb "Ba’al HaTurim" (Meister der Turim) genannt.
  • Seforno: Rav Ovadia ben Ja’akov Seforno (1470 – 1550); Rom und Bologna, Italien; klassischer Chumasch-Kommentator.

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Die Bearbeitung dieser Beiträge erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich


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