Raw Frand zu Parschat Wajeze 5763
Worte des Trostes, wie nur G'tt sie geben kann
Ja'akov tat folgenden Schwur: "Falls G'tt mit mir sein wird und mich beschützen wird auf meinem Weg, wenn er mir Brot zu essen und Kleider zum Tragen gibt und ich in Frieden in mein Vaterhaus zurückkehren werde, dann werde ich G'tt ewiglich als Herrn anerkennen" [Bereschit 28:20 -21].
Der Midrasch erklärt, dass G'tt den Stammvätern Worte in den Mund legte, die die Schlüssel für die zukünftige Erlösung sein werden. Ein Beispiel sind Ja'akov's Worte: "VeHaja HaSchem li l'Elokim" (G'tt wird für mich ewiglich der Herr sein). Darauf antwortete G'tt: "Alles Gute und alle Vorteile, sowie die Worte des Trostes, welche ich deinen Nachkommen geben werde, werde ich mit diesem Ausdruck (VeHaja) einleiten, wie es steht: 'Und es wird sein (VeHaja) an diesem Tag, da lebendige Wasser aus Jeruschalajim fliessen werden ... '[Secharja 14:8] und 'Und es wird sein (VeHaja) an jenem Tag, an dem das grosse Schofar ertönen wird'[Jeschajahu 27:13]." Diese und viele andere Verse, welche die endgültige Erlösung ankündigen, beginnen mit dem Ausdruck "VeHaja".
Im Austausch für Ja'akov's Ausdruck "VeHaja" in seinem Gelübde, schwor G'tt, dass Er Ja'akov's Kinder mit Versprechen trösten wird, die mit dem Wort "VeHaja" beginnen. Was ist die Bedeutung dieses Midraschs?
Der Sefat Emet formuliert folgenden schönen Gedanken. Es ist sehr schwer, jemandem in dieser Welt Worte des Trostes zu geben. Wie wir leider alle wissen, haben Menschen des öfteren Probleme. Wir versuchen nett zu sein und sie aufzumuntern. Wir versuchen, die richtigen Worte zu finden, doch oft verfehlen diese Worte die gewünschte Wirkung. Am ehesten ist es Freundschaft und geteiltes Leid, das den Betroffenen hilft, ihre Probleme zu überwinden. Wir sind im Grunde genommen nicht imstande, wahren Trost zu spenden.
Nur der Herr der Welt ist der Herr der Tröstung. Nur Er kann wirklich Trost spenden. Nur Er kann zeigen, wie eine Tragödie einen Mosaikstein der Erlösung bildet. Er kann zeigen, dass aus Asche die Erlösung erstehen kann. Er wird den 2000 Jahren jüdischen Leidens einen Sinn geben. Das wird der wahrhaftige Trost sein.
Der Sefat Emet sagt, dass dies die Bedeutung des Midraschs ist. Was bedeutet das Wort "VeHaja"? "Haja" ist Vergangenheitsform (es war). Das Präfix "Ve" ist das berühmte "Vav Hamehapechet" (der Buchstabe Vav vertauscht die hebräische Zeitform der Vergangenheit mit der Zukunft). Der Midrasch besagt, dass G'tt alles Gewesene nehmen wird - die "Haja"s stehen für die Leiden der Vergangenheit - und sie in die Zukunft verschiebt. Dort entsteht aus dem unsäglichen Leid Trost und Erlösung.
Vor ein paar Tagen telephonierte mir ein Kollege, ein Rabbiner, und sagte mir, dass er am nächsten Tag für einen 73-jährigen Mann aus seiner Gemeinde eine Grabrede halten müsse. 10 Monate vor seinem Tode war einer seiner Söhne getötet worden und sein Körper wird noch immer vermisst. Zwei Nächte bevor dieser Mann starb, hatte er einen anderen Sohn - einen schweren Diabetiker mit amputierten Beinen - tot in seinem Bett aufgefunden.
Mein Kollege fragte mich, welche Worte des Trostes an einem solch tragischen Begräbnis gesagt werden könnten. Die traurige Wahrheit ist, dass wir dafür keine Worte des Trostes finden. Wir können uns nur auf unseren Glauben stützen und darauf vertrauen, dass sich dieses Unglück auf die eine oder andere Weise in Erlösung verwandeln wird. Es gibt nur Einen, der dies schaffen kann: Der Herr der Welt.
Das klassische Beispiel für diesen Gedanken entnehmen wir der dieswöchigen Parscha. Man kann sich lebhaft vorstellen, welche Gefühle Ja'akov hegte, als er glaubte, er heirate Rachel, und am nächsten Morgen entdecken musste, dass er stattdessen mit Lea vermählt war. Sieben Jahre lang hatte er für Rachel gearbeitet und jetzt war er mit der Falschen verheiratet! Man kann sich seine Enttäuschung leicht vorstellen. Auch Ja'akov hat sich wohl gefragt: "Wird daraus je etwas Gutes entstehen?" Chasal (unsere Weisen) bemerken jedoch, dass das jüdische Volk als Folge dieses Ereignisses aus dem Exil erlöst wurde.
Mosche Rabbejnu, so sagt der Midrasch, kam, als das jüdische Volk im babylonischen Exil schmachtete, persönlich zu G'tt, um ihn zu bitten, dass es doch erlöst werde. Die Bitte wurde ihm abgeschlagen. Avraham, Jizchak und Ja'akov kamen nacheinander zu G'tt, um für die Erlösung des jüdischen Volkes zu bitten. Sie wurden nicht erhört. Es gab nur eine Person, die es schaffte, die Situation zu retten. Wer war es? Rachel. Wie brachte sie das fertig? Rachel argumentierte: "Lieber G'tt, ich hatte Erbarmen mit meiner Schwester, ich wollte nicht, dass sie beschämt würde und gab ihr deshalb die geheimen Zeichen, welche ich mit Ja'akov vereinbart hatte. Bitte, erbarme Dich meiner Kinder, als Gegenleistung für das Erbarmen, das ich gegenüber meiner Schwester an den Tag gelegt habe." Nur Rachels Bitte wurde erhört.
Für Ja'akov Avinu waren die Geschehnisse wahrhaftig eine schreckliche Tragödie. Tausende von Jahren später jedoch, war es jedoch genau diese Begebenheit, welche die Lage rettete. Aus der schrecklichen Vergangenheit, aus dem schrecklichen "Haja" entstand die Erlösung für das jüdische Volk. Kein Mensch jedoch kann so etwas im Voraus wissen. Niemand kann vorerst Worte des Trostes finden. Niemand anderer als der Heilige, gelobt sei Er.
Quellen und Persönlichkeiten:
Midrasch: Erklärungen zur Torah, sehr oft mit Gleichnissen.
Sefat Emet (1847 - 1905): Rabbi Jehuda Leib Alter; der zweite Gerrer Rebbe; Polen.
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