Raw Frand zu Parschat Wajeze 5771
Die Gimatrija von Leiter ist die gleiche wie die von Geld
Zu Beginn der Parscha, muss Ja’akow sein Zuhause verlassen, das Haus seiner Eltern und die Umgebung von "Ja’akow, der aufrichtige Mann, der sich in den Zelten (des Torah Studiums) aufhält" und muss nach Charan gehen, dem Land seiner Vorfahren, um dort eine Frau zu finden.
Die Tora sagt uns, dass er sich hinlegen musste, denn die Sonne war untergegangen und er hatte einen Traum. Dies ist der berühmte Traum der Leiter, die auf dem Boden stand und deren oberes Ende in den Himmel reichte. Engel des Himmels gingen darauf auf und ab.
Die Tatsache, dass Ja’akow diesen Traum zu dieser Zeit hatte, an dieser Kreuzung seines Lebens, sagt uns, das Ja’akow Awinu diese Botschaft gerade jetzt hören musste. Er hatte diesen Traum nicht, als er im Haus seines Vaters aufwuchs. Er hatte diesen Traum nicht, als er in der Jeschiwa von Schem und Ewer lernte. Jetzt plötzlich, auf dem Weg zu Lawan, hatte er diesen Traum.
Was bedeutet die Leiter? Der Ba’al HaTurim weist darauf hin, dass das hebräische Wort für Leiter den gleichen numerischen Wert hat wie das hebräische Wort für Geld (Sulam biGimatrija Mammon). Gemäss dem Ba’al HaTurim, sollte das Bild der Leiter Ja’akow Awinu eine Nachricht über Geld geben. Was ist die Nachricht?
Zu diesem Zeitpunkt, machte Ja’akow eine grosse Änderung durch. Wenn wir seine Situation in moderne Sprache übersetzen, wechselte er vom Leben eines “Jeschiwa Bachur" in die "reale Welt". Im Haus seines Vaters, sass er und lernte. Auch lernte er in der Jeschiwa von Schem und Ewer. Nach dem Verlassen seines Vaterhauses lernte er auf dem Weg nach Charan nochmals vierzehn Jahre in der Jeschiwa von Ewer. Er verdiente sich den Ruf eines "Isch tam joschew Ohalim" – eines aufrichtigen Mannes, der in den Zelten (des Lernens) sitzt. Er musste sich nicht um Finanzen sorgen. Er musste kein Geld verdienen. Er musste sich um keine Familie kümmern. Er führte das Leben eines Jeschiwa Studenten – ein Leben, das dem geistigen Wachstum gewidmet ist und der Arbeit an sich selbst. Nun ging er in die "reale Welt", eine die nicht so abgeschieden und isoliert war wie die Jeschiwa. Er würde mit Lawan verhandeln müssen, dem Prototyp eines Betrügers.
Die Botschaft der Leiter = Geld, ist, dass Ja’akows Erfolg in der "realen Welt" davon abhängen würde, wie er mit dem Thema umgehen würde, das für den Grossteil unseres erwachsenen Lebens mit uns bleibt – wie wir unser Geld verdienen. Dieses Thema kann der Mittelpunkt des Lebens werden. Dies kann einen Menschen übernehmen und sowohl ihn wie seine geistigen Lebensziele stören.
Das Leben ist wie eine Leiter – es kann enormen Aufstieg geben und enormen Abstieg. Dies ist sehr davon abhängig wie man mit Geld umgeht. Es muss nicht sein, dass wenn man die Jeschiwa verlässt, das geistige Wachstum zu Ende ist und alles Geistige von dann an bergab geht.
Ganz im Gegenteil, ein Mensch kann durch Herausforderungen und Schwierigkeiten wachsen. Wenn er die Schwierigkeiten und den Mangel an Seelenfrieden realisiert, so kann ein Mensch mit diesen Schwierigkeiten zurechtkommen und sogar wachsen, dann kann er steigen anstatt hinunterzufallen. Er kann von der Erde bis in den Himmel steigen! Wenn er jedoch zulässt, dass die Herausforderungen des Geld-Verdienens ihn überwältigen, dann wird er unter enormem geistigen Niederfall leiden. Deshalb hatte Ja’akow an diesem Punkt in seinem Leben den Traum von der Leiter.
Raw Mosche Feinstein sagt etwas Ähnliches in seinem Sefer Darasch Mosche. Raw Mosche verstärkt diese Idee mit einer Gemara (Chullin 91b). Der Talmud sagt, als Ja’akow Awinu nach Charan kam, fragte er sich: "Ist es möglich, dass ich an einem Ort vorbeigegangen bin, wo meine Väter gebetet haben und ich habe es unterlassen dort zu beten?" Er kehrte zurück und im gleichen Moment "sprang der Ort ihm entgegen”.
Raw Mosche sagt, wir kennen das Konzept von "Kefizat haDerech" (die Strasse springt = Verkürzung des Weges) von anderswo. Als Elieser von Kena’an nach Charan ging, hatte er "Kefizat haDerech" – er konnte hin und zurückreisen in nur einem Tag. Überall wo diese Idee jedoch im Talmud erwähnt wird, bezieht sie sich auf jemanden, den eine Reise kürzer nimmt wie erwartet. Die "Kefizat haDerech" von Ja’akow ist aber einzigartig. Er reiste nur teilweise. Haschem hob plötzlich den Berg Moria auf und brachte ihn Ja’akow entgegen, wie Raschi zur Stelle erklärt.
Dies ist ein wundersamer "Sprung des Ortes", der nirgendwo sonst im Talmud gefunden werden kann. Die Bedeutung davon ist, so Raw Mosche, dass es möglich ist, dass Bet HaMikdasch in Charan zu haben. Auch wenn man im Galut (Exil) steckt mit Lawan, dem Betrüger während zwanzig Jahren, und ständig mit einem Chef zu tun hat, der versucht dich reinzulegen, ist es möglich den Tempelberg mit sich zu haben.
Ja’akow hatte Erfolg damit, das Bet HaMikdasch mit sich in Charan zu haben. In der nächstwöchigen Parscha, sagt er "mit Lawan habe ich gewohnt (garti = Gimatrija 613)" worauf unsere Weisen hinzufügen "und ich habe die 613 (tarjag) Gebote gehalten ohne von seinen schlechten Angewohnheiten zu lernen." Ja’akow schaffte es, die Kluft zwischen den Zelten von Schem und Ewer und der Geschäftswelt von Lawan zu überbrücken. Er brachte den Tempel zu ihm an den Ort wo er arbeitete.
In Pesachim [88a], lernen wir, dass jeder unserer Patriarchen einen anderen Ausdruck hatte für den Tempel. Awraham nannte ihn einen Berg; Jizchak nannte ihn ein Feld; doch Ja’akow nannte es ein "Haus". Awraham sah es als ein Ort, der schwierig war zu besteigen. Jizchak sah es als einsames Feld. Ja’akow jedoch schaffte es, das Bet Hamikdasch zu seinem Haus zu machen. Wenn wir den Gedanken von Raw Mosche anwenden – er schaffte es, das Bet Hamikdasch zu sich nach Charan zu bringen, und sein tägliches Leben dort mit Heiligkeit zu versehen.
Dies ist eine Herausforderung für jeden von uns.
Früher sagte ich meinen Schülern während ihren Jeschiwa Jahren, dass diese Jahre "die besten Jahre ihres Lebens waren". Kürzlich erhielt ich einen Brief von einem Schüler, der sich darüber beschwerte. "Wie konnten Sie uns dies sagen? Sollen wir annehmen, dass die nächsten vierzig oder fünfzig Jahre unseres Lebens nur noch bergab gehen?" Niemand sagt, man ist über den Berg mit vierundzwanzig!
Ich habe meine Mussar (Jüdische Ethik) Lektion seit diesem Brief geändert. Es sind vielleicht nicht die besten Jahre des Lebens, sondern nur die angenehmsten Jahre des Lebens. In diesen Jahren fällt es einem Menschen am leichtesten zu wachsen und zu lernen und ein mehr geistiger Mensch zu werden. Doch es endet nicht dort. Von dann an wird es schwierig - wie eine Leiter, muss man Stufe für Stufe sorgfältig und mit Anstrengung emporsteigen. Es ist jedoch eine ungemeine Leistung weiter zu wachsen trotz allem, was einem im Weg steht. Die Jahre in der Jeschiwa sind die einfachsten, doch nicht immer die besten. Welche die besten sind, kommt darauf an, was man aus seinen Schwierigkeiten macht, die einem in der „realen Welt" begegnen.
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