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Zwei Faktoren, die es Josef ermöglichten, seine schweren Prüfungen zu überleben (Rav Frand Wajeschew 5782 - Beitrag 2)

Rav Frand zu Paraschat Wajeschew 5782 – Beitrag 2

Zwei Faktoren, die es Josef ermöglichten, seine schweren Prüfungen zu überleben

Ja’akow sandte Josef, um das Wohlergehen seiner Brüder und den Herden zu erforschen. Im Passuk steht: "Ein Mann traf ihn und siehe, er hatte sich im Feld verirrt" [Berejschit 37:15]. Dies war in einer Zeit, da es noch kein GPS gab. Man konnte keine Adresse eingeben. Es war ein grosses Land. Er versuchte, seine Brüder zu finden, und verirrte sich. "Der Mann fand ihn und fragte ihn: Was suchst Du?" Unsere Weisen erklären, wie Raschi zur Stelle sagt, dass der Mann, der im Passuk erwähnt wird, in Wirklichkeit der Mal’ach (Engel) Gawriel war. Gawriel Hama’lach führte Josef sozusagen bei der Hand und zeigte ihm den Ort, wo die Brüder sich aufhielten. Bevor er dies jedoch tat, fragte der Mal’ach Josef "Was suchst du?" (Ma tewakejsch) Es gibt ein Wort in diesem Passuk, das nicht hineinpasst – nämlich das Wort "lejmor", welches bedeutet "anderen weitersagen". Dieses Wort wird normalerweise nicht in einem direkten Dialog zwischen zwei Menschen verwendet. Der Passuk sollte lauten: "Wajischalej'hu ha-Isch, ma tewakejsch? (Und der Mann fragte ihn: Was suchst du?); nicht "Wajischalej'hu ha-Isch lejmor, ma tewakesch?"

Was bedeutet das Wort 'lejmor' hier? Der Kotzker Rebbe erklärt: Josef steht vor einer epischen Odyssee. In den nächsten Paraschot erlebt Josef Dinge, die niemandem geschehen sollten. Er wird von seinen Brüdern als ihren Verfolger angesehen, er wird in eine Grube geworfen, wo er sterben sollte, er wird "gerettet" und einer Gruppe von Händlern verkauft, er wird gegen seinen Willen nach Ägypten transportiert, er wird als Sklave verkauft und danach beschuldigt, die Frau seines Herrn verführt zu haben, er wird für eine lange Dauer ins Gefängnis geworfen. Schliesslich verlässt Josef nach 12 Jahre das Gefängnis und wird zum Vizekönig von Ägypten ernannt. Dies ist eine Berg- und Talbahn, aber sie findet vorwiegend im Tal statt. Wie gibt ein Mensch nicht auf, wenn er mit so viel körperlichen und seelischen Erschütterungen umgehen muss? Wie bleibt er stark in seinem Judentum? Wie gelang es Josef, der Verführung von Potifars Frau standzuhalten? Was ist das Geheimnis seiner Stärke?

Der Kotzker Rebbe erklärt, dass der Mal’ach ihm sagte: Josef, ich gebe dir den Schlüssel. Das Geheimnis ist: Immer an eine Sache zu denken – Ma Tewakesch? (Was suchst du). Du sollst dich ständig fragen – Was ist mein Ziel? Wenn ein Mensch sich auf ein Ziel konzentriert, kann er mit den Situationen des Lebens zurechtkommen. Er weiss, dass er eine Aufgabe erfüllen muss und dass nichts ihn daran hindern wird. Wenn ein Mensch das "Ma Tewakesch" klar versteht, kann er all diese Prüfungen - alle diese "Aufs und Abs", jedoch vorwiegend die "Abs" im Leben - durchstehen, und kann seinen Prinzipien treu bleiben, weil er weiss, was seine Ziele sind.

Dies ist, was "lejmor" hier bedeutet. Es bedeutet nicht, es jemandem weiterzusagen, es bedeutet, es ständig sich selbst zu sagen, es dauernd zu wiederholen. Jedes Mal, wenn man einer Prüfung oder Herausforderung ausgesetzt ist, soll man sich fragen: "Ma Tewakesch" (was ist mein Ziel). Dies verhindert, dass man aufgibt, es verhindert, dass man verführt wird, und es lässt einen ehrlich bleiben.

Dies ist ein Faktor, der es Josef ermöglichte zu überleben. Ein zweiter Faktor in Josefs Überleben wird von Raw Mordechai Pogmeransky (den Raw Gifter von Tels immer als das Wunderkind von Tels bezeichnete) erwähnt. Der Passuk sagt uns, dass Josef einer Gruppe von arabischen Händlern verkauft wurde, die Gewürze mit sich führten [37:25]. Raschi zitiert einen bekannten Chasal, dass Araber normalerweise Pechöl und Naphta mit sich führten (die Dinge ändern sich nicht), nicht Gewürze. Wie ist es möglich, dass diese Araber, die Josef kauften, Gewürze mit sich führten? Die Antwort ist, dass der Allmächtige in Seiner Ausführung einer Strafe haargenau ist. Aus irgendeinem Grund musste Josef verkauft und nach Ägypten transportiert werden. Josef musste jedoch auf seiner Reise dorthin nicht übelriechenden Gerüchen von Naphta ausgesetzt sein, deshalb arrangierte Haschem durch Seine G"ttliche Vorsehung, dass diese Karawane mit dem angenehmen Aroma von Gewürzen beladen wurde.

Raw Mordechai Pogremansky stellt die Frage: Was für einen Unterschied macht es für einen Menschen, wenn er ins Gefängnis geworfen wird, ob er in einem Lincoln Town Auto oder im Rücksitz eines Gefängniswagens transportiert wird? Es ist unwahrscheinlich, dass Josef, der psychologisch mit der Trennung von seinen Eltern, seiner Familie, seinem Heimatland und dazu noch seiner Freiheit zurechtkommen musste, durch die Tatsache getröstet sein würde, dass er das "Glück" hatte, sich in einer angenehm riechenden Karawane zu befinden! Was lehrt uns Raschi?

Es liegt in dem eine grundsätzliche Lehre. Wenn ein Mensch die Fähigkeit hat, auch innerhalb der Zarot (schwierigen Lebensumstände) die Hand G"ttes zu sehen, hat er nicht ein Gefühl der Verlassenheit. Menschen geben auf, wenn keine Hoffnung mehr besteht. Wenn ein Mensch den Silberstreifen am Himmel sehen kann, aber, was noch wichtiger ist, wenn er die Jad Haschem (die Hand G"ttes) sehen kann, dann wird er sich sagen: "Ich werde aus dieser Lage herauskommen! Ich wurde vom Herr der Welt nicht im Stich gelassen." Als Josef das seltsame Phänomen sah, dass eine arabische Karawane Gewürze mit sich führte, realisierte er, dass der Allmächtige immer noch über ihn wachte, ungeachtet der Schwere der Situation, in der er sich befand.

Dieser Gedanke erklärt ein Phänomen, das ich immer wieder sehe und das mich in Erstaunen versetzt. Leute erleben Naturkatastrophen – Hurrikane, Tornados, Überschwemmungen usw. Sie verlieren alles. Ganze Gegenden oder Städte können zerstört werden. Wir sehen manchmal Bilder von Überlebenden: Eine Frau steht vor der Kamera mit ihrem Hund oder mit ihrem Hochzeitsalbum oder anderen sentimentalen Bildern. Sie sagt: G"tt sei Dank – wenigstens gingen meine Bilder nicht verloren oder wenigstens habe ich meinen Hund. Warum sehen sie es so an? Sie haben alles verloren! Werden diese Bilder oder ihr Hund jetzt ihre Rechnungen bezahlen? Wie hilft ihnen dies, mit der Tragödie zurechtzukommen, die ihnen widerfahren ist? Die Antwort ist, dass sie in ihren Umständen einen Silberstreifen gefunden haben. Sie sagen sich: G"tt hat mich gerettet und Er hat mir etwas gegeben, an das ich mich festklammern kann.

Dies gibt den Menschen die Fähigkeit weiterzumachen. Dies ist, was Josef hier sah. "Trotz allem, was hier geschehen ist, sehe ich, dass der Ribbono schel Olam (Herr der Welt) über mich wacht. Wenn der Ribbono schel Olam über mich wacht, habe ich Hoffnung."

Diese zwei Faktoren – "Ma Tewakesch" und die Tatsache, dass er inmitten seiner Zarot die Hand G"ttes sah – gaben Josef die Fähigkeit zu überleben.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Rabbi Menachem Mendel von Kotzk (1787-1859); Chassidischer Rebbe; Lublin, Kotzk; Polen. Bekannt für seine scharfsinnige Sprüche.
  • Rav Mordechaj Gifter (1916 – 2001), Rosch Jeschiwa der Telser Jeschiwa in Cleveland, Ohio; USA.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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