Raw Frand zu Parschat Wajeschew 5768 (Beitrag 1)
Der Jetzer HaTow (gute Trieb) ist kein Nudnik (Plaggeist)
In der dieswöchigen Parscha wird über die Vorkommnisse von Josef bezüglich der Frau von Potifar berichtet. Sie hatte ein Auge auf Josef geworfen und wollte mit ihm Ehebruch begehen. Sie bedrängte ihn jeden Tag, um sein Einverständnis zu erwirken. Nach Chasal (unseren Weisen), war ihr Motiv nicht nur Leidenschaft und Verlangen. Ihre Astrologen hatten ihr vorausgesagt, dass es ihr und Josef bestimmt sei, gemeinsame Nachkommen zu haben. Deshalb fühlte sie, dass es Josef bestimmt war, der Vater eines ihrer Kinder zu sein und es daher sehr angebracht sei, dass sie diese verbotene Beziehung hätten. (Sie realisierte nicht, dass es Osnat - ihre Tochter - sein werde, welche von Josef zwei Söhne haben würde).
Jeden Tag bedrängte sie Josef und wiederholte ihre irrige Überzeugung, dass es ihnen bestimmt sei, zusammen Kinder zu haben: "Es ist eine Mizwa"; "Die Zukunft hängt davon ab"; "Dies ist G’ttes Wille". Trotzdem blieb Josef bei seiner Antwort: "Wie kann ich diese schlechte Tat tun und ich werde zu G’tt sündigen." [Bereschit 39:9]
Mit anderen Worten sagte er: "Du sagst mir, es sei eine Mizwa (gute Tat), ich sage dir, es ist eine Awera (Sünde)."
Der Sefat Emet fragt; wie war Josef so sicher, dass es eine Sünde war und dass sich Potiphars Frau irrte?
Der Sefat Emet antwortet mit einem scharfen jiddischen Kommentar: „Der Jezer haTow ist kein Nudnik.“ Oder anders formuliert: der gute Trieb eines Menschen drängt einen nicht.
Dies ist nicht nur ein witziger Kommentar. Dieser Gedanke beinhaltet eine grundlegende Wahrheit. Der Jezer haTow und der Jezer haRah (schlechter Trieb) haben ihre spezifischen Verhaltensmuster. Wenn einem etwas leicht fällt, man etwas tun will, man von etwas begeistert ist und wenn man die Energie hat, etwas zu tun, ist in der Regel Vorsicht am Platz.
Was einen aber Mühe macht, was einem schwer fällt und Unannehmlichkeiten mit sich bringt, alles, wofür wir keine Energie aufbringen können, das sind Dinge, welche wir gemäss des Willens des Jezer haTow tun sollten.
Raw Scholom Schwadron zitiert eine Lehre von Awot deRabbi Natan: Wenn ein Mensch von einer Leidenschaft ergriffen ist und sich überlegt, etwas Amoralisches zu tun, dann gehorchen ihm alle seine Glieder – er hat Energie und handelt mit Schwung und mit Enthusiasmus. Dies, weil der Jezer haRah über die 248 Glieder eines Menschen gebietet. Wenn der Jezer haRah uns gebietet, etwas zu tun, haben wir deshalb immer genug Energie. Andererseits jedoch, wenn jemand sich anschickt, eine Mizwa zu tun, werden alle seine Glieder träge.
Es ist schwierig, am Morgen aus dem Bett zu steigen, um zu einem Minjan (G’ttesdienst) zu gehen. Doch wenn jemand einen wichtigen Geschäftstermin hat, der ihm wahrscheinlich viel Geld einbringen wird, dann wird er kein Problem haben, am Morgen aus dem Bett zu springen. Damit will ich chas weSchalom (G’tt behüte) nicht sagen, es sei eine Sünde, einen guten Businessdeal zu machen – doch es kann sicherlich nicht einer Mizwa gleichgestellt werden. Und wie viel mehr gilt dies, wenn der Mensch sich anschickt, etwas zu tun, das er unterlassen sollte.
Dies sagte der Sefat Emet. Josef wusste, wenn die Frau ihn wiederholt in den Ohren lag: "Tu es, tu es, tu es" – dann war dies offensichtlich nicht eine Botschaft seines “guten Triebs”. Josef wusste, dass der Jezer haTow kein Nudnik ist.
Aus dieser Perspektive müssen wir viele Entscheidungen in unserem Leben beurteilen. Wenn wir abwägen – "Ist dies eine Mizwa oder eine Awera?" – sollten wir uns immer daran erinnern, dass der gute Trieb uns nicht drängt.
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