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Raw Frand zu Parschat Wajeschew 5764 (Beitrag 2)

Reuven, Aron und Boas hegten alle ihre Zweifel

Rueven versuchte, Josef zu retten. Er wollte nicht am Mord an seinem Bruder beteiligt sein. Nach der Meinung der Brüder war Josef ein Häscher, jemand der einen anderen mit der Absicht verfolgt, ihn zu töten. Sie glaubten, dass Josef versuchte, sie vom jüdischen Volk auszuschliessen. Obwohl Chasal (unsere Weisen) uns sagen, dass die Brüder Josef als einen Verfolger, der den Tod verdiente, einstuften, wollte Reuven nichts damit zu tun haben. Reuven machte sich einen Plan und überredete seine Brüder, Josef in eine Grube zu werfen (statt ihn umzubringen). Reuven hoffte, später zurückzukehren und Josef aus der Grube zu befreien.

Der Midrasch in Ruth sagt: „Hätte Reuven gewusst, dass G’tt aufschreiben würde, „Reuven ging und rettete seinen Bruder“, hätte Reuven Josef furchtlos und in aller Öffentlichkeit auf seinen Schultern zu seinem Vater zurückgetragen. Da er nicht realisierte, dass diese Begebenheit in der Torah niedergeschrieben würde, entwarf er einen geheimen Plan, welcher nicht ganz von Erfolg gekrönt war.

Der Midrasch erwähnt an der gleichen Stelle, dass Aron bei Mosches Rückkehr aus Midian, ihm mit Musikinstrumenten und Tanz entgegengegangen wäre, wenn er gewusst hätte, dass dies in der Torah festgehalten würde.

Ferner sagt der Midrasch, dass Boas Ruth eine üppige Mahlzeit vorgesetzt hätte, statt ihr ein paar Weizenkörner anzubieten, wenn er gewusst hätte, dass G’tt seine Grosszügigkeit bekannt machen würde!

Dieser Midrasch beschäftigte mich jedesmal. Er scheint auszudrücken, dass Reuven, Aron und Boas dem Ruhm nachjagten. Hätten sie gewusst, dass die „Presse“ da sein würde, hätten sie sich besser verhalten. Da sie jedoch nicht erwarteten, in die Schlagzeilen zu kommen, strengten sie sich nicht besonders an.

Der Midrasch möchte offensichtlich diese Personen loben ­ sie vollbrachten alle gute Taten. Was bedeutet dann die Aussage „Hätten sie gewusst...dann hätten sie sich viel mehr Mühe gegeben.“?

Der Midrasch möchte folgendes ausdrücken. Sie waren nicht am Rampenlicht interessiert. Sie waren nicht an Schlagzeilen interessiert. Jede dieser Personen hatte grosse Zweifel, ob ihre Taten richtig waren. Sie wussten nicht ­ in jeder dieser Begebenheiten ­ ob sie überhaupt das Richtige täten.

Reuven trat gegen seine Brüder auf ­ ein Bejt Din (Gerichtshof) der Stämme Israels. 10 Brüder legten das Gesetz aus und kamen zum Schluss, dass Josef ein Verfolger, also des Todes schuldig, war. Reuven befand sich in der Minderheit. Vielleicht hatten die Brüder Recht und Josef verdiente den Tod. Deshalb zögerte Reuven. Hätte er gewusst, dass G’tt ihm zustimmte und mit seiner Haltung einverstanden war, wäre Reuven viel mutiger gewesen.

Als Aron Mosche entgegenging, hatte auch er seine Zweifel. „Die Leute werden sagen, ich sei verrückt. Ich bin der ältere Bruder. Der jüngere Bruder sollte dem älteren Respekt entgegenbringen - nicht umgekehrt.“ Hätte Aron gewusst, dass G’tt ihm völlig zustimmen würde, wäre er ohne Befangenheit und ohne Zögern gegangen.

Als Boas dem jungen Fräulein Ruth Essen gab, hatte er Bedenken, dass die Leute die Augenbrauen heben und kichern würden: „He, was geht dort bei Boas und Ruth vor?“ Er sorgte sich deshalb, was die Leute wohl sagen würden. Hätte er gewusst, dass G’tt gänzlich mit ihm einverstanden war, hätte er „sein Bestes“ gegeben.

Der Midrasch fährt fort: „In früheren Zeiten vollbrachte eine Person eine Mizwa (Gebot) und der Prophet schrieb sie auf. Wenn heute jemand eine Mizwa ausführt, und Leute spotten - wer schreibt auf, wer Recht hatte?"

Der Midrasch gibt eine Antwort auf seine eigene Frage: „Elijahu wird es aufschreiben und der Königliche Messias und G’tt Selbst werden zustimmend unterschreiben. Deshalb steht geschrieben: „Dann sprechen die G’ttesfürchtigen zueinander und G‘tt hört zu und vernimmt es. Und es wird eingeschrieben in das Buch der Erinnerung vor Ihm für die G’ttesfürchtigen, die Seinen Namen achten.“ [Malachi 3:16]

Der Prophet Malachi spricht von einer Epoche ­ gerade vor dem Kommen des Messias ­ in der jedermann diejenigen auslachen wird, welche die Mizwot halten. Jedermann wird sagen: „Das sind die Ewiggestrigen; sie sind nicht modern; sie sind nicht ’in‘“. Es wird scheinen, dass diese anderen Kräfte die Oberhand haben.

In diesen Zeiten werden die Menschen vielleicht zurückhaltend sein und nur zögernd zu ihrer Meinung zu stehen. Wieder werden die Leute glauben: „Vielleicht haben die Anderen recht und wir sind auf dem Holzweg.“ Malachi beschreibt eine Zeit, in der die Menschen sich vielleicht schämen werden, das zu tun, was sie als richtig empfinden ­ genau wie Reuven und Aron und Boas.

G’tt bezeugt für das Ende der Tage, vor der Ankunft des Moschiach: „Tue was Du als richtig empfindest. Hüte die Torah; hüte deinen Glauben. Sorge dafür, dass das Feuer weiter brennt. Ich und Eliahu, der Prophet, und der Moschiach selbst werden über dich schreiben, dass du die ganze Zeit über im Recht warst.“


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); "Vater aller Torahkommentare".



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