Raw Frand zu Parschat Wajeschew 5771
Die Rede vor Napoleon
Josef fand sich im Kerker zusammen mit dem Mundschenk von Pharao (Sar HaMaschkim). Er deutete ihm seinen Traum: "Die drei Ranken sind drei Tage. In drei Tagen wird Pharao dein Haupt erheben und dich in dein Amt wieder einsetzen und du wirst dann Pharaos Becher in seine Hand geben, ganz so wie früher, da du sein Mundschenk warst." [Bereschit 40:12-13]
Josef fügte dann hinzu: "Denn, wenn du mich, wenn es dir wohlgehen wird, bei dir im Gedächtnis wirst behalten haben (ki im sechartani), so tue mir doch den Gefallen und erwähne mich vor Pharao und so wirst du mich aus diesem Haus bringen." [Bereschit 40:14]
Die Worte "ki im sechartani" erwecken den Anschein, als ob Josef diesen Traum deutet, DAMIT der Sar HaMaschkim ihn vor Pharao erinnern soll. (Wörtlich: "ki im sechartani" = sodass du meiner gedenkst). Dieser zusätzliche Satzteil, beginnend mit den Worten "ki im sechartani”, scheint ein wenig unangebracht. Sie sind nicht Teil des Traumes.
Wir würden verstehen, wenn Josef eine persönliche Bitte der Traumdeutung anhängt und gesagt hätte, "Ich würde es schätzen, wenn ..." Er sagte es jedoch nicht in dieser Art. Josef machte aus, als ob der Mundschenk aus dem Gefängnis kommen wird, DAMIT er bei Pharao ein gutes Wort für Josef einlegen könne.
Raw Ja’akow Mosche Kalefsky, sz"l, erzählte mal das folgende. Als Napoleon einen seiner grossen militärischen Siege errungen hatte, machte er eine Party und bat alle Anwesenden einen Trinkspruch zu machen. Alle standen auf und sagten einige Worte, doch Napoleon war nicht zufrieden. Napoleon hatte viel mit den Juden zu tun. Er wusste, dass es in der Stadt einen Rabbiner gab. Er trug einem Diener auf, den Rabbiner zur Party zu holen, um einige Worte zu seinem Sieg zu sagen.
Der Rabbi wurde in der Mitte der Nacht aufgeweckt und in der königlichen Kutsche zum Fest gebracht. Napoleon verlangte, dass er eine Rede halten solle – ohne Vorbereitung – zu Ehren des Sieges.
Was versteht ein Rabbiner von Politik? Was weiss ein Rabbiner von militärischen Strategien? Doch ein Rabbiner kennt die wöchentliche Parscha. Es war damals Parschat Wajeschew. Der Rabbi erklärte Napoleon den "Pschat" (die einfache Erklärung) des oben erwähnten Pasuk.
Der Rabbi sagte, wenn ein einfacher Mensch ein Verbrechen begeht und angeklagt und verurteilt wird, so kann er immer Einspruch erheben. Doch wenn ein wichtiger Mensch ein Verbrechen begeht und verurteilt wird, so sind seine Chancen für einen erfolgreichen Einspruch sehr klein. Weshalb? In jenen korrupten Zeiten wurden nur die einfachen Menschen angeklagt. Das Rechtssystem legte sich nicht mit der Elite der Gesellschaft an. Sie klagten nur diejenigen an, die sich nicht verteidigen konnten.
Wenn sie aber mal einen wichtigen Menschen anklagten und verurteilten, so musste es sein, dass es so gute Beweise hatte, dass sie diese unmöglich ignorieren konnten. Der Mensch musste beschuldigt werden. Einsprüche wären bedeutungslos. Wäre er unschuldig, so hätten sie ihn gar nicht erst angeklagt. Doch manchmal kann ein Einspruch sogar einem wichtigen Menschen helfen.
Was geschieht, wenn ein Minister angeklagt und verurteilt wird? Was sind seine Chancen, aus dem Gefängnis frei zu kommen? Fast keine. Regierungen zögern davor, ihre eigene Korruption aufzudecken. Wenn sie ihn aber schon anklagen und verurteilen, so muss er sehr straffällig sein, und ein Einspruch würde nichts bringen.
Es ist fast unmöglich, dass ein verurteilter Minister seine frühere Position an der Macht zurückerhält. Dies geschieht fast nie.
Josef erklärte dies dem Sar HaMaschkim. "Hör zu, du warst schuldig. Du wurdest verurteilt und bis im Gefängnis gesessen. Doch du wirst dein früheres Amt zurückerhalten und wieder den König bedienen. Dies ist ein Wunder. Es kann nur aus einem Grund geschehen, nämlich, DAMIT du mich vor dem König erwähnen sollst. Haschem will dich als Instrument für meine Freilassung benutzen."
In anderen Worten "ki im sechartani" (sodass du meiner gedenkst) ist wirklich Teil der Traumdeutung. Dies ist der einzige Grund, weshalb so etwas geschehen kann.
Der Rabbiner wandte sich dann an Napoleon Bonaparte, Kaiser von Frankreich und sagte: "Napoleon, du hast militärischen Erfolg, wie es die Welt seit Alexander dem Grossen nicht erlebt hat. Weshalb hast du solchen Erfolg verdient? Weil du gut zu den Juden bist. Du hast ihnen in Europa Freiheiten gegeben, die sie noch nie gehabt haben. Deshalb fällt dir der Erfolg in den Schoss. Wann immer du Erfolg hast - jetzt und in der Zukunft, erinnere dich: 'ki im sechartani' – es ist nur, weil du gut zu den Juden warst und DAMIT du gut zu ihnen sein kannst in der Zukunft."
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