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Was versetzte Josefs Brüder in Feststimmung? (Rav Frand Mikez 5782 - Beitrag 1)

Rav Frand zu Paraschat Mikez 5782 - Beitrag 1

 

Was versetzte Josefs Brüder in Feststimmung?

Paraschat Mikez erzählt die Geschichte der vollständigen Wiedervereinigung von Ja’akows Söhnen (ohne Kenntnis der Brüder). Josef lud sie zur Mahlzeit ein und setzte die Brüder gemäss ihrem Alter hin. Siehe Bereschit 43:33 und Raschi zur Stelle im Namen des Midrasch Tanchuma: „Er schlug an den Becher und rief Re’uwen, Schim’on, Lewi, Jehuda. Jissachar und Sewulun, Söhne derselben Mutter, setzt euch nach dieser Reihenfolge; denn das ist die Reihenfolge eurer Geburt. Dann schlug er nochmals an den Becher und sagte, ich sehe, dass ihr nicht alle Söhne von derselben Mutter seid, daher Dan und Naftali, deren Mutter eine andere ist, setzt euch hierher und so die anderen Brüder. Dann sprach er, ich sehe, dass der jüngste von euch, Binjamin, keine Mutter mehr hat und ich habe auch keine Mutter mehr, so soll er neben mir sitzen. Die Brüder waren verblüfft“.

Josef beschenkte sie; Benjamin (seinem einzigen Vollbruder) gab er ein Geschenk in fünffacher Höhe der anderen. Die Erzählung endet mit den Worten: „Sie tranken und berauschten sich bei ihm.“ [Berejschit 43:34] Raschi bemerkt dazu folgendes: „Seit dem Tag, an dem die Brüder Josef verkauft hatten, hatten weder sie noch Josef keinen Wein mehr getrunken.“  Es handelte sich somit um das erste Mal seit diesem tragischen Ereignis (nach 22 Jahren!), bei dem sich die Brüder erlaubten, Wein zu trinken.

Wir müssen uns jedoch fragen: Was gab es hier für die Brüder zu feiern? Sie wussten noch nichts von der bevorstehenden Wiedervereinigung mit Josef. Das geschah erst in Paraschat Wajigasch. Wir können vielleicht verstehen, wieso Josef Wein trank. Er wusste, dass dies sein erstes Familientreffen (mit allen Brüdern) nach vielen Jahren war. Aber wieso tranken die Brüder Wein? Aus ihrer Sicht galt immer noch: „Josef ist nicht da.“ [Berejschit 42:36]

Die Antwort liegt darin, dass dieser Tag für sie ein Jom Tow (Feiertag) war, weil sie als Menschen gewachsen waren. Soeben waren sie Zeugen, wie ihr Bruder Binjamin eine Vorzugsbehandlung genoss. Er erhielt ein Geschenk, das fünfmal grösser war als das ihrige. Diese Situation glich genau derjenigen, welche ihre Feindseligkeit angestachelt hatte: die Vorzugsbehandlung, die Ja’akow Josef angedeihen liess. Jetzt hätte sie sagen können: „Jetzt geht es wieder los.“

Jede Familie hat ihre eigene Dynamik. Es gibt in jeder Familie Dinge, die zu Reibereien und Geschwisterstreit führen. Hier war es jedoch anders. Trotz allem, was in der Vergangenheit geschehen war, zeigten die Brüder beim Anblick des fünffachen Geschenkes von Binjamin keine Feindseligkeit. Sie freuten sich für ihn. Das war der Grund zum Feiern.

Der Sieg über die eigenen niederen Instinkte ist Grund zum Feiern. Die Entdeckung von „ich kann mich bessern und bin nicht gezwungen auf die gleiche unangenehme Weise zu reagieren, wie ich es bisher unter diesen Umständen getan habe“ ist Grund für ein Fest. Die Brüder standen sich nicht mehr voll Neid gegenüber. Dies war für sie ein Jom Tow. Das war ein Grund, den Champagner zu entkorken, obwohl sie seit Jahrzehnten keinen Wein mehr genossen hatten.

Quellen und Persönlichkeiten:

Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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