Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Mikez 5769

Das schönste Geschenk: Seelenfrieden

Pharao ärgerte sich, dass er für seine unheimlichen Träume keine Deutung wusste. Da vernahm er, dass ein gewisser Josef ein ausgezeichneter Traumdeuter sein solle. Pharao wollte Josef so schnell wie möglich sehen. Er schickte nach ihm und "liess ihn eilends aus dem Gefängnis holen". Josef liess sich die Haare scheren, wechselte seine Kleider und wurde vor Pharao gebracht [Bereschit 41:14]. Raschi begründet das Scheren der Haare und den Wechsel der Kleider mit ‘Kewod haMalchut' (zu Ehren des Königs).

Raschi deutet an, dass Haarschnitt und Kleiderwechsel Josefs Idee waren. Das erste Verb im Pasuk (wajerizuhu) bedeutet, SIE nahmen ihn eilends heraus (aus dem Kerker). Würde der Pasuk sagen wollen, dass SIE ihm einen Haarschnitt verpassten, so müsste stehen "wajegalchuhu". Es steht jedoch "wajegalach" (und ER liess sich die Haare schneiden). Ebenso hätte es heissen müssen "wajachlifu" (und SIE wechselten seine Kleider), es steht jedoch "wajechalef" (und ER wechselte seine Kleider). Die Einzahl beim Haarschnitt und beim Kleiderwechsel, lässt darauf schliessen, dass diese auf Josefs Initiative erfolgten. Raschi erklärt, seine Motivation dazu mit 'Kewod haMalchut'.

Stellen wir uns diese Szene vor: Josef schmachtet schon Jahre lang im Kerker. Es sind schon zwei Jahre vergangen, seit er den Mundschenk gebeten hat, bei Pharao ein gutes Wort für ihn einzulegen. Nichts ist geschehen. Eines Tages klopfen die Wärter an seine Tür und sagen: "Pharao will dich sehen." Josef hätte denken können: "Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Dies ist mein Ticket aus dem Gefängnis!"
Doch als die Wärter versuchen, ihn zu hetzen, unterbricht er sie und sagt: "Einen Moment. Ich muss zuerst zum Friseur." Sie nehmen ihn zum Friseur, er bekommt seinen Haarschnitt und dann wollen sie ihn schnellstens zum Palast bringen. Und wieder protestiert er: "Nur einen Moment! Ich muss zuerst einkaufen gehen. Ich kann nicht in Gefangenkleidern vor den König treten. Dies wäre respektlos."

Dies verrät uns viel über die Gelassenheit und den Seelenfrieden von Josef

Auch als Josef vor Pharao erscheint, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Der König sagt ihm: "Ich habe gehört, dass du Träume deuten kannst." Pharao ist bekannt dafür, keine Geduld zu haben. Er toleriert keine Inkompetenz (siehe Schicksal des Bäckers und des Mundschenks). Pharao war ein Tyrann und Mörder. Heutige Tyrannen sind nichts im Vergleich zu Pharao. Er musste sich nie um die Meinung der Welt kümmern.

Pharaos schlechter Ruf hält Josef nicht davon ab, ihm als erstes zu widersprechen und ihm - in sich selbst herabwürdigender Art - zu erklären, dass nur Haschem Pharao eine befriedigende Erklärung auf seine Träume geben könne. Und dann teilt er Pharao mit: "Ich kann selber nichts tun, um dir zu helfen. Wir müssen sehen, ob Haschem zulässt, dass ich deine Träume deute."

Woher hat Josef diese Gemütsruhe und Gelassenheit? Die Antwort ist, dass Josef die Personifizierung eines Ba'al Bitachon war (ein Mensch, der absolut davon überzeugt ist, dass alles in der Hand von Haschem liegt). Mit einer solchen Einstellung hatte er nichts zu fürchten. Er musste sich nicht beeilen. Er musste sich keine Sorgen machen. "Mein Schicksal liegt in der Hand des Herrn der Welt."

Der Chowot haLewawot (Rabbi Bachje Ibn Pakuda) schreibt, dass der hauptsächliche Vorteil eines Ba'al Bitachon seine Menuchat haNefesch (Seelenruhe) ist. Wir alle wissen, wie schwierig es ist, ein Ba'al Bitachon zu sein. Wenn die finanzielle Situation nicht gut ist, wenn es - G'tt behüte - Krankheit in der Familie gibt, dann ist es sehr schwierig, ein Ba'al Bitachon zu sein. Wenn man es dennoch schafft, ist man allerdings der grosse Gewinner. Das positivste Resultat von Bitachon ist, dass es nichts gibt, worum man sich sorgen müsste. Die wahre Ruhe, die wir alle schätzen, kommt vom Vertrauen in Haschem.

Raw Matisjahu Salomon fragt, woher Josef solche Zuversicht schöpfen konnte. Raw Matisjahu Salomon antwortet, indem er den Pasuk in Parschat Wajeschew zitiert: "Und sein Herr sah, dass Haschem mit ihm war und was immer er tat, liess Haschem durch seine Hand gelingen." [Bereschit 39:3] Raschi sagt auf die Worte: "und er sah, dass Haschem mit ihm war" (ki Haschem ito) (basierend auf den Midrasch, der erklärt, wie Potifar dies in Josef sehen konnte): "Der Name von Haschem war ständig auf seinen Lippen" (schagur bePiw). Egal, was mit ihm geschah, er sagte sich immer: "Dies ist, was Hashem will."

Dies war nicht ein blosses Lippenbekenntnis. Josef sagte dies immer wieder, bis es einen tiefgründigen Effekt auf ihn hatte und bis er es auch MEINTE. Es ist einfach, über etwas zu sprechen. Es ist eine andere Sache, dies auch wirklich zu leben.

Wenn ein Mensch es sich zur Gewohnheit macht, so zu sprechen, dann wird er schliesslich so denken und wenn er so denkt, dann wird er eine Stufe von Bitachon (Vertrauen) in Haschem erreichen, durch welches er die wahre Zuversicht und Gemütsruhe erhält, die ihn allen Herausforderungen des Lebens ruhig entgegenblicken lässt.

Er kann vor dem mächtigsten Mann der Welt stehen und überhaupt nicht bekümmert sein. Er wird gelassen sein, im Wissen, dass Haschem zuständig ist und dass Sein Wille Bestand haben wird.

In unseren Leben haben wir Menschen gesehen, die aus der Sowjetunion oder aus den Konzentrationslagern gekommen sind. Wir fragen uns, woher hatten sie diese ungeheure seelische Kraft durchzuhalten? Wie konnten sie diesen unbeschreiblichen Horror überstehen, ohne zu zerbrechen? Sie hatten dieses ausserordentliche Bitachon. Es ist sehr anspruchsvoll, diese Stufe zu erreichen, doch wenn man soweit ist, hat man eines der schönsten Geschenke des Lebens erworben.



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