Raw Frand zu Parschat Mikez 5763 (Beitrag 2)
Keine Zizit in der künftigen Welt
Man erzählt eine interessante Begebenheit vom Gaon von Wilna. Auf seinem Sterbebett begann er zu weinen. Seine Schüler fragten ihn, warum er weine. Der Gaon ergriff seine Zizit (Schaufäden), hielt sie in seiner Hand und sagte seinen Schülern folgendes: "Wir leben in den 'sieben fetten Jahren'. Diese Welt entspricht den 'sieben fetten Jahren'. Ein Mensch kann sich 'Welten' erwerben für den Preis von ein paar Zizit (und der Erfüllung des damit verbundenen Gebots), einem unahnsehnlichen Stück Tuch mit einigen Fäden daran. Eine Stunde Rückkehr und gute Taten in dieser Welt sind mehr wert als das ganze Leben in der künftigen Welt [Wajikra Rabba, Kapitel 3]. Die künftige Welt entspricht demzufolge den 'sieben Hungerjahren'. In jener Welt gibt es keine Mizwot (Gebote) mehr. Es gibt dort keine Zizit, keine Tefillin, kein Torahlernen mehr. Lohn gibt es zwar in der künftigen Welt, aber die Möglichkeit, Mizwot zu erfüllen, ist vorbei."
Ein Mensch muss ein "Chacham" sein, um zu erkennen, dass wir jetzt in den Tagen stehen, in denen wir zugreifen müssen. Jetzt ist es einfach, sich ein Aufsagen von Kriat Schema (Schema-Gebet) zu packen, eine richtige Schemone Esre zu beten, Wohltätigkeit zu üben oder eine gute Tat zu vollbringen. Die Natur des Menschen ist jedoch, leicht verdientes Geld zu verschwenden oder Öl zu vergeuden, wenn man mehr als genug davon hat. Erst dann, wenn die Vorräte schwinden, stehen wir in der Schlange vor der Tankstelle, schauen mit schlechtem Gewissen zurück und sagen uns: "Wie waren wir doch dumm! Wir haben nicht gespart! Wir haben nichts beiseitegelegt!"
So fühlen sich Menschen, G'tt behüte, in der künftigen Welt. "Wie waren wir dumm. Wir hatten viele Gelegenheiten. Sie lagen haufenweise herum und warteten auf uns." Aus diesem Grund ergriff der Gaon auf seinem Sterbebett die Zizit und begann zu weinen - weil es in der künftigen Welt keine Zizit mehr gibt.
Lasst uns an die sieben fetten und die sieben mageren Jahre denken, wenn wir am Schabbat Parschat Mikez vorlesen. Es ist eine nette Geschichte über Kühe und die ägyptische Landwirtschaft vor einigen tausend Jahren. Aber die Botschaft ist für uns alle absolut zeitgemäss. Jetzt ist Zeit zum Handeln, jetzt ist Zeit zum Zupacken. Wir befinden uns mitten in den sieben fetten Jahren. Eines Tages sind sie zu Ende. Wir werden zurückschauen und sagen: "Wie haben wir sie verschwendet." Wir werden uns dumm und idiotisch fühlen, wenn wir realisieren, wie die Gelegenheiten auf dem Weg lagen und uns sozusagen aus den Gestellen anlachten und wir verpasst haben, sie zu nutzen.
Quellen und Persönlichkeiten:
Wilnaer Gaon: Rav Eljahu ben Schlomoh Zalman von Wilna (1720 - 1797), Wilna; Torahgenie, Autor von zahlreichen gelehrten Büchern und Kommentaren.
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