Der brennende Busch und Mosche's Neugier (Rav Frand Schemot 5782 - Beitrag 1)

Raw Frand zu Paraschat Schemot 5782 - Beitrag 1
Der brennende Busch und Mosche's Neugier
Als Mosche den brennenden Busch erblickte, sagte er: "Ich will doch nähertreten ("Assurah na") und diese wunderbare Erscheinung betrachten. Warum verbrennt der Busch nicht?" [Schemot 3:3]. Es gibt einen interessanten Midrasch Tanchuma [15] und Jalkut Schim’oni [169] zu diesem Vers: "Rabbi Jochanan sagt, dass Mosche drei Schritte auf den brennenden Busch zuging. Resch Lakisch meint, dass Mosche keine drei Schritte auf den Busch zuging, er drehte nur seinen Kopf hin. G'tt sprach: "Du hast dir die Mühe genommen, der Sache nachzugehen, deshalb werde Ich mich dir offenbaren" und Er rief ihm zu: "Mosche, Mosche!". Was möchte uns dieser Midrasch sagen?
Vor allem: Wie ist es zu verstehen, dass Mosche's "Bemühen", der Sache nachzugehen, ihn würdig machte die g'ttliche Offenbarung zu empfangen? Weiter sagen unsere Weisen [Midrasch Raba Schemot 2:2-3]: Zu Beginn wurde Mosche als Schafhirte auf seine künftige Aufgabe als Führer des jüdischen Volkes geprüft und vorbereitet. G'tt beobachtete die Art und Weise, wie Mosche Jitro's Herde betreute und später wie König David die Herde von seinem Vater Jischaj behandelte. Der Midrasch erzählt, dass ein Zicklein von der Herde Mosches flüchtete. Mosche hastete ihm nach. Das Zicklein erreichte einen kleinen Wald mit einem Bach und trank vom Wasser. Als Mosche es erreichte, sprach er: ‘Oh, du armes Zicklein, ich wusste gar nicht, dass du so durstig bist, sicher bist du von diesem Spurt sehr müde.’ Er nahm das Zicklein auf seine Schulter und brachte es zur Herde zurück. Da sprach der Ewige: ‘Du führst und weidest die Herden der Menschen mit Erbarmen, so wirst du auch meine Herde, das jüdische Volk, mit Barmherzigkeit führen können. Etwas Ähnliches erzählen unsere Weisen über David, als er Hirte war.
Damit konnte der Allmächtige prüfen, ob sie fähig waren, Hirten des jüdischen Volkes zu werden. Offensichtlich wurde Mosche nicht über Nacht für würdig befunden, der künftige Führer des jüdischen Volkes zu sein oder weil er zur richtigen Zeit ein paar Schritte getan hatte. Nur jahrelange Vorbereitung befähigten ihn zu dieser Aufgabe.
Raw Simcha Sissel, welcher der Jeschiwa von Chewron vorstand, erklärt diesen Midrasch wie folgt: Mosche war würdig, prophetische Vision zu haben, weil er sich während seinem ganzen Leben um geistiges Wachstum bemühte und grossen Wissensdurst nach G'ttes Lehre an den Tag legte. Er ruhte sich nie auf seinen Lorbeeren aus. Er dachte nie bei sich: "Ich habe genug gesehen." Das unermüdliche Streben nach mehr Weisheit, nach geistigem Wachstum und persönlicher Reife charakterisierte Mosche's Innerstes.
Mosche's Gesicht sandte "Karnej Or" (Strahlen von Licht) aus, als er vom Berg Sinai hinunterstieg. Unsere Weisen [Midrasch Raba Schemot 47:6] sagen, dass diese Karnej Or vom letzten Tintentropfen stammten, welcher auf der Feder verblieb, als Mosche die Worte G-ttes niederschrieb; Mosche nahm diesen Tintentropfen und verrieb es auf seiner Stirn. Diese Lehre möchte uns ganz klar etwas mitteilen. G'tt weiss bestimmt, wieviel Tinte nötig ist, um die Torah zu schreiben, ohne dass etwas übrigbleibt. Der Midrasch lehrt, dass Mosche nach der Abschrift der Torah etwas Tinte übrig hatte - die Idee vermittelnd, dass noch etwas dazugewonnen und gelernt werden kann. Mosche bestand darauf, diesen Tropfen Tinte zu erhalten und ihn sich auf die Stirn zu streichen. Dieser Tintentropfen symbolisiert den unstillbaren Wissensdurst und das Begehren, immer näher zu G'tt zu rücken.
Raw Simcha Sissel verbindet die Lehre von den Karnej Or mit der Lehre des Midrasch beim brennenden Busch. Wenn es auch nur drei Schritte sind, wenn es auch nur um ein Wenden des Kopfes geht, versinnbildlicht diese Episode Mosche Rabbejnu's unendlichen Wunsch, geistig zu steigen und G'tt immer näher zu kommen. Dazu sagte G'tt: "Mosche, wenn dies deine Einstellung ist, dann werde Ich Mich dir zu erkennen geben."
Dies ist die Lehre für uns alle, ob wir 35, 45 oder 65, oder sogar 85 sind. Wir sollten nicht meinen: "Lernen ist für die 15-, oder 20- jährigen; mit 25 kann man sich vielleicht noch etwas weiterbilden." Im mittleren Alter jedoch meinen viele Leute: "Ich bin schon so wie ich bin, ich habe erreicht, was ich konnte. Da bin ich nun. Weiter schaffe ich es nicht!"
Wir müssen immer nach dem überschüssigen Tintentropfen suchen. Es gibt immer noch Raum zum Wachsen. G'tt schätzt Menschen, welche geistig rege sind. Zeigt der Mensch sein Interesse am Wachsen - auch wenn es nur ein paar Schritte sind oder ein Wenden des Kopfes - belohnt G'tt seinen Wunsch mit Heiligkeit und geistigem Wachstum.
Quellen und Persönlichkeiten
- 1. Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tana’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
- 2. Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abbabenannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten Aggadisten seiner Zeit.
- 3. Jalkut Schim’oni ist eine Midraschim-Sammlung. Der Verfasser ist vermutlich Rabbi Schim’on Kara, genannt Rabbi Schim'on haDarschan. Französischer Rabbiner (12. Jahrhundert) Nach anderen Quellen aus Frankfurt a/M stammend (11. Jahrhundert); vermutlich doch erst aus dem 13. Jahrhundert. Dieses Werk ist deshalb besonders wertvoll, weil er diverse Quellen benutzt, die ansonsten teilweise oder ganz als verloren gelten, wie Sifrej Suta, Midrasch Jelamdenu, Midrasch Awkir, Midrasch Tadsche, etc.
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