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Das Gebet ist der Schlüssel zum Erlangen G"ttlicher Hilfe - (Rav Frand Wa'era 5781 – Beitrag 1)

Das Gebet ist der Schlüssel zum Erlangen G"ttlicher Hilfe

Paraschat Wa'era enthält die Mehrheit der zehn Plagen, die den Ägyptern aufgebürdet wurden. Es gibt ein bestimmtes Muster, wie die Plagen kamen und wie sie wieder aufhörten. Zum Beispiel drohte Mosche bei der Plage von Zefarde'a (Frösche) Pharao [Schemot 7:26-27]: "Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene. Weigerst du dich aber, es ziehen zu lassen, siehe, so plage ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen." Die Frösche kamen, Pharao bat alsdann Mosche, er solle zu Haschem beten, dass er sie wieder entferne. Mosche Rabbejnu betete und die Frösche starben. Dasselbe geschah bei der Plage von Arow (wilde Tiere). Sie kamen, Pharao litt; er flehte Mosche und Aharon an. Sie beteten zu G"tt, und die wilden Tiere verschwanden. Auch bei der Plage von Barad (Hagel) und Arbe (Heuschrecken) flehte der König Mosche an, für ihn zu beten. Mosche betete, der Hagel hörte auf und die Heuschrecken verzogen sich.

Es sieht fast wie ein Spiel aus. Warum war es nötig, dass Pharao jedes einzelne Mal Mosche bitten musste, zu dawenen (beten), worauf Mosche dawente, und erst dann hörten die Plagen auf? Die Antwort ist laut Rav Jerucham Leibowitz, dass diese Erzählung uns etwas sehr Fundamentales über das Leben lehrt. Wenn man in dieser Welt etwas erhalten will, muss man dafür dawenen. Dies ist der einzige Weg, Dinge in dieser Welt zu erreichen.

Jemand, der dringend etwas benötigt – zum Beispiel eine Heilung für ein krankes Familienmitglied – könnte sich fragen, was der wirksamste geistige Weg ist, dem in Not befindlichen Menschen zu helfen, zu beten oder als Verdienst für den Menschen zu lernen? Die meisten Leute neigen vielleicht dazu, dass das Lernen zugunsten des Kranken geistig förderlicher sein könnte als einfach für ihn zu beten. Schliesslich sagen wir doch jeden Morgen am Anfang von Schacharis "weTalmud Tora keneged kulam" – das Verdienst des Toralernens überwiegt alle anderen Verdienste.

Jedoch ist Rav Jerucham anderer Meinung. "Du sollst wissen, dass obwohl das Toralernen alles übertrifft, das Erreichen von etwas in dieser Welt nur durch Gebete geschieht." In anderen Worten, der Begriff "Talmud Tora keneged kulam" bedeutet, dass in der nächsten Welt, wenn wir unsere Belohnung für all unsere guten Taten in dieser Welt erhalten, die grösste Belohnung diejenige für das Toralernen sein wird. Wenn wir jedoch in dieser Welt etwas erreichen wollen, gilt dafür ein anderer Mechanismus. Wir erreichen Dinge, indem wir für sie dawenen.

Raw Jerucham erwähnt Mosche Rabbejnu als typisches Beispiel dafür. Mosche war das Paradebeispiel eines Menschen, der sich mit dem Toralernen und Tora-Unterrichten befasste. Trotzdem, als Mosche die Aufhebung der schrecklichen Strafe gegen das jüdische Volk wegen ihrer Sünde mit dem Goldenen Kalb erbat, war es nicht seine Haltung, "sich hinzusetzen und zu lernen" oder sich auf irgendwelche andere Verdienste zu verlassen, die er besass, sondern den Allmächtigen intensiv um Verzeihung zu bitten.

Die Strafe wurde nicht durch die Stärke von Mosches Tora oder durch seine guten Taten aufgehoben, sondern vielmehr durch sein Gebet, wie es heisst: "Da flehte Mosche vor dem Ewigen, seinem G"tt" [Schemot 32, 11]. Warum lernte Mosche nicht zugunsten Klall Jisrael? Die Antwort ist, dass G"tt diese Welt so einrichtete, dass wenn ein Mensch etwas wünscht, er dafür dawenen muss.  Der Begriff, dass "das Torastudium alles andere übertrifft", geht für die Belohnung in der "Kommenden Welt" an.

Raw Mosche Feinstein war – neben seinen vielen anderen Eigenschaften – ein produktiver Autor. Er verbrachte unglaublich viel Zeit damit, seine Entscheidungen, Gedanken und Tora-Worte niederzuschreiben. Während jedem freien Moment lernte er oder schrieb er. Einer von Rav Mosches Kindern rief einmal seinen Vater an und erzählte ihm, dass eines von Raw Mosches Enkelkinder sehr krank sei und ins Spital genommen werden musste. Raw Mosche schloss seine Gemara und seine Notizbücher, ging zu seinem Ständer, nahm ein Tehillim (Psalm) hervor und begann Tehillim zu sagen. Alle 15 Minuten fragte er: "Haben sie schon angerufen und gemeldet, dass es dem Enkelkind besser geht? Haben sie schon angerufen?" Er war sicher, dass die Dinge im Verdienst seines Tehillim in Ordnung kommen würden.

Warum begann Raw Mosche Tehillim zu sagen? Warum widmete er nicht das Verdienst seines Schreibens von einem Dwar Tora oder eines Responsum für sein Enkelkind, für eine baldige Genesung? Die Antwort ist, dass wenn wir in dieser Welt etwas benötigen, es nur einen Weg gibt, es zu erhalten – durch das Gebet. Die Einzigartigkeit der Belohnung von Talmud Tora gilt für die Kommende Welt.

Auch unsere Parascha betont diesen Gedanken durch die wiederholte Bitte von Pharao an Mosche, für ihn zu beten, dass die Plage entfernt werde.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Rav Jerucham Leibowitz (1874 - 1936): Einflussreicher Denker, Maschgiach (Leiter und geistiger Ratgeber) der Jeschiwa in Mir, Litauen.
  • Rabbi Mosche Feinstein (1895 - 1986): Rosch Jeschiwa von Mesivta Tiferet Jerusalem, New York. Einer der grössten, zeitgenössischen Autoritäten der Halacha.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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