Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Wa'era 5765

Mosche Rabbejnu nahm sich die Lehre der Frösche nicht zu Herzen

Zur Parscha dieser Woche gibt es einen interessanten Ba’al haTurim. Der Ba’al haTurim gibt uns auf seine rätselhafte, geheimnisvolle Art immer Stoff zum Nachdenken. Zum Satz „und bringe herauf („ve’ha’al“) die Frösche auf das Land Ägypten“ [Schemot 8:1] weist er darauf hin, dass das Verb „ve’ha’al“ nur noch an einer weiteren Stelle in der Torah erscheint. Die andere Stelle befindet sich gerade vor der Beschreibung des Todes von Mosches Bruder: „Nimm Aron und seinen Sohn Elasar und bringe sie auf den Berg Hor.“ [Bamidbar 20:25]

Was ist die Verbindung zwischen dem Heraufbringen der Frösche und dem Hinaufbringen von Aron auf den Berg Hor? Der Ba’al haTurim verweist auf eine Talmudpassage, welche die Frösche Ägyptens lobt, weil sie bereit waren, auf den Befehl G’ttes hin, in die Öfen zu springen. Die Gemara sagt, dass die Frösche, die in die heissen Öfen sprangen, als Lohn für ihre Aufopferung für G’ttes Namen, auf geheimnisvolle Weise gerettet wurden. [Pesachim 52b]

Der Ba’al haTurim weist darauf hin, dass Aron und Mosche die Möglichkeit hatten, den g’ttlichen Namen zu heiligen („Kidusch Haschem“). Sie hätten, als sie bei Mej Merivah Wasser für die durstige Nation hervorbrachten, mit dem Felsen sprechen sollen. Weil sie den Felsen schlugen, statt mit ihm zu sprechen, fiel ihr Kidusch Haschem geringer aus. Aus diesem Grund mussten sie sterben. Das ist der Zusammenhang. Wieso musste Aron auf dem Berg Hor sterben? Weil er sich die Lehre der Frösche nicht zu Herzen genommen und keinen so vollendeten Kidusch Haschem wie sie bewirkt hatte.

In der letztwöchigen Parscha beklagte sich Mosche bei G’tt, dass Er nichts unternehme, um Israel zu retten. Darauf entgegnete G’tt: „Jetzt sollst du erkennen, wie ich mit Pharao verfahren werde.“ [Schemot 6:1] Der Talmud bemerkt dazu: „JETZT sollst du erkennen, wie ich mit Pharao verfahren werde, aber du wirst nicht sehen, was ich den 31 Königen Kana’ans antun werde – weil du nicht dort sein wirst.“ [Sanhedrin 111a] Vergab Mosche demnach die Möglichkeit Erez Israel zu betreten zu Beginn der Geschichte des Auszugs aus Ägypten, als er G’ttes Fähigkeit anzweifelte, die Juden zu retten?

Die Frage ist klar. War dies der Zeitpunkt und der Anlass, bei dem Mosche seine Chance, Erez Israel zu betreten, vergab? Wie bringen wir diese Aussage des Talmuds mit den Pesukim in Einklang, die Mosche’s Verbot, das Land Israel zu betreten auf seine Sünde zurückführen, dass er es bei Mej Merivah unterlassen hatte, G’ttes Namen zu heiligen?

Ich sah zu diesem Widerspruch eine interessante Erklärung: Im Grunde genommen war es Mosches Unglaube an G’tt in der letztwöchigen Parscha, die sein Schicksal besiegelte. Rabbejnu Jonah sagt, dass es eine Sünde gibt, für welche keine Sühne möglich ist, nämlich die Sünde der Entweihung des g’ttlichen Namens („Chillul Haschem“). Falls ein Mensch einen Chillul Haschem begeht, sühnt nicht einmal der Jom Kipur und auch kein Leiden. Es gibt jedoch, obwohl es keine Sühne für Chillul Haschem gibt, eine Mizva (Gebot), die dem entgegenwirkt: die Mizva von Kidusch Haschem (Heiligung des g’ttlichen Namens).

Sogar wenn ein Mensch seine Verbindung zu Haschem abbricht, weil er einen Chillul Haschem gemacht hat, besteht immer noch die Möglichkeit einer Wiedergeburt dieser Beziehung mittels Kidusch Haschem. Wir fühlen uns nicht wohl bei dieser Wortwahl, aber dies entspricht der Situation, in der jemand, der geistig gestorben ist (wegen seinem Chillul Haschem) jetzt „wiedergeboren“ wird.

Aus diesem Grund blieben die Frösche am Leben. Sie sprangen in die heissen Öfen, was sie eigentlich umgebracht hätte. Dank dem Kidusch Haschem, den sie vollbrachten, kamen sie ins Leben zurück.

Das ist die Botschaft von Chasal (unserer Weisen): Mosche Rabbejnus Schicksal war am Ende von Parschat Schemot besiegelt, als er G’tt vorwarf, nichts zu Israel’s Rettung zu unternehmen. Bei Mej Merivah besass er die Möglichkeit, diese Sünde auszulöschen und einen Kidusch Haschem zu schaffen. Hätte er dies getan, wäre ihm „Wiedergeburt“ gewährt worden. Ein neuer Mosche Rabbejnu, sozusagen, wäre geschaffen worden; ein Mosche, der nicht vom Beschluss „JETZT sollst du erkennen, wie ich mit Pharao verfahren werde“ getroffen wurde. Dieser neue Mosche Rabbejnu hätte Erez Israel betreten können.

Mosche Rabbejnu misslang der Kidusch Haschem bei Mej Merivah. Er schaffte es nicht, wie der Ba’al haTurim schreibt, von den Fröschen zu lernen, was Kidusch Haschem bewirken kann. Deshalb blieb sein unglückseliges Urteil bestehen und er durfte das Land Israel nicht betreten.

(Anmerkung des Bearbeiters: Wir finden oft, dass unsere biblischen Helden nach ausserordentlich strengen Massstäben beurteilt werden. Deshalb wird auch eine winzige Abweichung von der absoluten Perfektion als Entweihung des g’ttlichen Namens bezeichnet. Möglicherweise ist es besser, dies als das Unvermögen zu bezeichnen, die Stufe der Heiligung des g’ttlichen Namens zu erreichen, die für Menschen dieses Formats möglich gewesen wäre.)


Quellen und Persönlichkeiten:
Ba’al haTurim (1268 – 1340): Torah-Erklärung von Rabbi Ja‘akov ben Ascher, der auch den Tur schrieb, eine frühe, jüdische Gesetzessammlung. Erste Ausgabe 1514 in Konstantinopel.



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