Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Bo 5763

Zukunftsmusik

Die Torah lehrt "G'tt gab dem Volk Gunst in den Augen der Ägypter" [Schemot 11:3]. Vor dem Auszug aus Ägypten bekamen die Juden goldene und silberne Geräte und Kleider von ihren ägyptischen Nachbarn. Damit wurde das Versprechen, das G'tt Avraham gegeben hatte, erfüllt: "... und dann werden sie ausziehen mit grossem Reichtum" [Bereschit 15:14]. Die Tatsache, dass G'tt dem Volk Gunst in den Augen der Ägypter angedeihen liess, so dass diese bereit waren, ihnen ihre Wertsachen für immer zu überlassen, war ein offenes Wunder.

Vielleicht hätte G'ttes Versprechen an Avraham auf eine passendere Weise erfüllt werden können. Vielleicht hätte es mehr Sinn gemacht, wenn "G'tt FURCHT vor dem Volk in den Augen der Ägypter" vermittelt hätte. Nach allem, was sich während den zehn Plagen abgespielt hatte, betrachteten die Ägypter die Juden mit Ehrfurcht. Logischer wäre es also gewesen, wenn die Ägypter den Juden ihre Wertsachen aus Todesangst abgegeben hätten, nicht als "Gefallen".

Rabbi Baruch Leff sagt, dass die Tatsache, dass der Reichtum von den Ägyptern zu den Juden überging, uns etwas über den Auszug aus Ägypten zeigt. Die Weisen lehren, dass der Auszug aus Ägypten das Modell für die künftige Erlösung darstellt. Wenn wir wissen wollen, wie sich die künftige Erlösung abspielen wird, müssen wir den Modellfall der Erlösung, wie sie in Ägypten ablief, genauer betrachten. Das bedeutet somit, dass "G'tt Seinem Volk Gunst in den Augen der Nationen geben wird", bevor wir dieses letzte, bittere Exil verlassen werden.

Bevor wir weggehen, müssen uns die Völker bewundern. Sie werden uns gegenüber warme Gefühle hegen. Aus diesem Grund sagt der Prophet Jeschajahu (Jesajas), dass die Rolle des jüdischen Volkes im Exil darin besteht "ein Licht unter den Nationen" [42:6] zu sein. Dieses Konzept wurde leider oft verdreht, missbraucht oder missverstanden. Aber Tatsache ist und bleibt, dass der Prophet Jeschajahu uns mitgeteilt hat, dass wir "Licht unter den Nationen" zu sein haben - ein leuchtendes Beispiel für die Völker, wie ein Mensch auszusehen hat. Der Zweck dieser Welt ist, diese vollständig mit dem g'ttlichen Glanz zu füllen. Nicht nur die Juden der Welt, sondern die ganze Menschheit soll anerkennen, dass es G'tt gibt, der diese Welt geschaffen hat und in dieser Welt eine aktive Rolle spielt. Die Juden sollten die Träger dieser Botschaft sein.

Der Neziv schreibt, dass wir nie ins Exil getrieben worden wären, wenn wir nicht gesündigt hätten. Wir wären im Lande Israel geblieben, hätten wir unsere Aufgabe, ein anständiges Leben im Land Israel zu führen, erfüllt. Leider taten wir das nicht und G'tt musste uns ins Exil schicken. Im Exil ist es unsere Aufgabe, ein leuchtendes Beispiel zu verkörpern und zu zeigen, wie ein Mensch sich zu verhalten hat.

Der Pasuk (Vers) sagt: "Und alle Bewohner des Landes sollen sehen, dass der Name G'ttes auf dir ruht und sie werden dich fürchten" [Dewarim 28:10]. Der Talmud lehrt [Berachot 6a], dass sich dies auf die Tefillin bezieht, die auf dem Kopf getragen werden. Der Wilnaer Gaon meint, dass dies die übertragene Erklärung ("Drusch") des Pasuks ist. Der Gaon frägt jedoch, was die "einfache" Erklärung ("P'schuto") des Pasuks sei? Gemäss dem Gaon ist die einfache Erklärung die folgende: Wenn ein Nichtjude einen Juden sieht, sollte er sofort erkennen, dass der Name G'ttes auf ihm ruht. Er sollte sofort spüren: "Das ist ein heiliger Mensch."

Wir sind noch nicht bei diesem Punkt angelangt. Das Vorbild des Auszugs aus Ägypten zeigt, dass wir leider nicht bereit für die Erlösung sind, bis wir die Stufe erreicht haben von "die Gunst des Volkes ruhte in den Augen der Ägypter". Die Nichtjuden sollten uns schätzen, bewundern und gern haben. Das ist das Ziel, das wir vor Augen haben sollten und worauf wir zusteuern müssen.

Leider müssen wir uns die Frage stellen, wie nahe wir heute diesem Ziel, der Erlösung, schon gekommen sind. Wir freuen uns auf den Moment, wenn die gebräuchliche Definition von "Jude" eine Bezeichnung ist, auf die wir stolz sein können.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbi Baruch Leff: Zeitgenössischer Rabbiner und Lehrer in Cincinnati, USA.
Neziv (1817 - 1893): Abkürzung für Rav Naftali Zwi Jehuda Berlin. Rosch Jeschiwa in Woloschin; Verfasser des Kommentars "Ha'emek Dawar" zum Chumasch.
Wilnaer Gaon: Rav Eljahu ben Schlomo Salman von Wilna (1720 - 1797), Wilna; Torahgenie, Autor von zahlreichen Lehrbüchern und Kommentaren.



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