Raw Frand zu Parschat Bo 5769
Wir werden nicht wissen, wie Haschem zu dienen, bis wir dort ankommen.
Während der Zeit, als Pharao noch dachte, er könne die Bedingungen des Auszugs der Jehudim aus Ägypten diktieren, teilte er Mosche mit: "Geht, dient Haschem, nur eure Schafe und euer Vieh sollen hier bleiben; sogar eure Kinder können mit euch gehen." Mosche antwortete: "Auch du wirst Festopfer und Ganzopfer in unsere Hände geben, und wir werden sie Haschem unserem G'tt darbringen. Und auch unser Vieh wird mit uns gehen, kein Huf wird hier bleiben, denn von ihnen werden wir nehmen, um Haschem unserem G'tt zu dienen; und wir werden nicht wissen, wie Haschem unserem G'tt zu dienen, bis wir dorthin kommen." [Schemot 10:24-26]
Der Chidduschej Harim (der erste Gerer Rebbe) bemerkte einmal, dass die Worte "wir werden nicht wissen, wie Haschem unserem G'tt zu dienen, bis wir dorthin kommen" nicht nur für damals in Ägypten gemeint waren. Diese Worte waren für jeden Jehudi in jeder Generation gedacht, für alle Zeiten.
Wir werden nicht wissen, wie erfolgreich wir in unserem Dienst des Herrn der Welt waren, bis wir in die nächste Welt kommen (nach 120 Jahren). Diese Worte bürden uns eine grosse Verantwortung auf! Bis wir "dorthin" kommen, werden wir nicht wissen, ob wir in dieser Welt das getan haben, was wir sollten.
Raw Schrage Feiwel Mandelowitz sz"l weinte jeden Rosch haSchana während dem Mussaf - Gebet, wenn er zu den Worten "Ma'asse Isch u'Pekudato" (Haschem wird in Betracht ziehen) die Taten eines Mannes und seine Aufgaben. (Pekudato stammt vom Wort "Tafkid" - Aufgabe/Auftrag). Jeder Mensch hat eine Mission. Wir werden danach beurteilt, wie nahe wir der Erfüllung unserer Lebensaufgaben gekommen sind. Bis wir in die nächste Welt kommen, werden wir nicht wissen, ob uns dies gelungen ist.
Der Schemen haTow erklärt einen wohlbekannten Abschnitt im Talmud [Baba Batra 10b]. Einer der Amora'im erhaschte einen Blick in den Himmel und sah, was dort geschah. Als er "zurückkehrte", fragten ihn seine Kollegen, was er gesehen habe. Er antwortete: "Ich sah eine verkehrte Welt. Diejenigen, die hier unten sind, sind dort oben und wer hier oben ist, ist dort unten."
Die Ausdrücke "Eljonim" (die Oberen, Hohen) und "Tachtonim" (die Unteren, Niedrigen), die vom Talmud benutzt werden, sind mehrdeutig. Dazu gibt es viele Erklärungen. Der Schemen haTow erklärt es wie folgt:
Hier, in dieser Welt, sehen wir sehr talentierte Menschen, sehr erfolgreiche Menschen, Menschen, die sehr begabt sind und zu Recht einen Ehrenplatz in der Gemeinschaft einnehmen. Aus irgendeinem Grund aber, sind sie „dort oben" auf einer tiefen Stufe. Weshalb? Gerade weil sie solche Talente haben, erwartet Haschem auch viel mehr von ihnen. Trotz ihrer besonderen Talente, ist fraglich, ob sie alles erreicht haben, was ihnen möglich gewesen wäre? Sie sind dort oben "unten", weil sie angesichts ihrer Talente so viel mehr hätten erreichen können und sollen.
Umgekehrt gibt es Menschen, von denen wir hier unten denken, dass sie nicht viel zu bieten haben, sie sind „niedrig". „Dort oben" aber werden sie vielleicht eine angesehene Stellung einnehmen, gerade wegen ihrer limitierten Talente. Diese beschränkten Fähigkeiten haben sie aber voll ausgenutzt. Sie erbrachten ihre Leistungen trotz der grossen Hürden und Behinderungen, die sie bewältigen mussten. Weil sie erreicht haben, was sie hätten erreichen sollen, mit den "Karten, die sie gezogen haben", werden sie im Himmel die "Eljonim" (die Oberen) sein.
Manchmal wird ein Mensch mit begrenzter geistiger Kompetenz geboren, hat ein sehr kurzes Leben und beschränkte Fähigkeiten. Und doch kommt er immer nach Schul, antwortet immer Amen Jehej schemej Rabba, antwortet immer auf Barechu und Keduscha, und er hat immer ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er tut sein Bestes und erfüllt getreulich seine Aufgabe, die er auf dieser Welt erhalten hat. In der nächsten Welt könnte ein solcher Mensch sehr gut zu den "Eljonim" gehören.
Herausragende Talente sind wundervoll, doch sie tragen zwangsweise eine ungeheure Verantwortung. Die Verantwortung, alles zu tun und zu erreichen, was mit diesen Talenten erreicht werden kann. Wenn man "die Taten eines Mannes und seine Aufgaben" versäumt, dann wird man nicht denselben Ehrenplatz in der nächsten Welt erreichen, wie ein Mensch, der weniger talentiert und weniger versiert sein mag.
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