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Weshalb wird das Ohr bestraft? (Raw Frand Mischpatim 5781 – Beitrag 2)

Weshalb wird das Ohr bestraft?

Nach sechs Jahren Arbeit werden alle jüdischen Knechte von ihren Herren in die Freiheit entlassen. Ein Jehudi wurde entweder dann ein Knecht, wenn er sich selbst verkaufte, weil er verarmte, oder er wurde durch das Bejt Din (Gerichtshof) verkauft als Strafe für Diebstahl und sein Unvermögen, das Gestohlene zurückzuzahlen.

Wenn ein jüdischer Diener jedoch seinen Herrn nach sechs Jahren Arbeit nicht verlassen will, bringt sein Herr ihn zur Tür des Bejt Din und bohrt ihm ein Loch durch sein Ohr. Danach bleibt er in der Knechtschaft bis zum Jowel-Jahr [Schemot 21: 5-6]. Der Talmud [Kidduschin 22b] erklärt uns, wie Raschi zur Stelle zitiert, weshalb gerade sein Ohr durchbohrt wird: "Das Ohr, das beim Sinai gehört hat 'Ihr sollt meine Diener sein' und nicht Diener meiner Diener und sich trotzdem entschlossen hat (oder verursacht hat), in die Knechtschaft verkauft zu werden (und sich damit einen neuen Herrn gemacht hat) und dann beschlossen hat, in der Knechtschaft zu verweilen, obwohl die Gelegenheit zur Rückkehr in die Freiheit gekommen war, verdient Strafe."

Der Gerrer Rebbe (Sefat Emet) protestiert; es sei nicht wirklich die Schuld des Ohres, sondern die des Gehirns! Das Ohr ist nur ein Gerät, ein Werkzeug, um Töne zu hören. Es ist das Gehirn oder vielleicht das Herz, das schuld ist. Dies sind die Teile, die es unterlassen haben, zu realisieren, wessen Diener sie sind. Weshalb das Ohr?

Der Sefat Emet antwortet darauf, dass in Wirklichkeit die Schuld beim Ohr zu suchen ist; denn die Botschaft blieb im Ohr. Das Problem mit diesem Menschen ist, dass er zwar etwas hörte – äusserlich - aber er hörte nicht zu. Er hat die Botschaft nicht verinnerlicht "Sie sollen mir Diener sein und nicht anderen Dienern dienen". Dies war seine Sünde. Die Botschaft erreichte nur das Ohr. Oder, wie die Leute sagen, in einem Ohr herein, durchs andere wieder hinaus.

Ich hörte einmal von Raw Michel Twerski, der praktizierender Rabbiner und Psychologe ist, dass er ein sehr interessantes Phänomen bemerkt habe. Patienten, die in Therapie sind, können oft ihr Problem besprechen und auch realisieren, was die Lösung dazu ist. Sehr oft aber, führen sie diese Lösung nicht aus. Sie hören, was zu tun ist, doch sie hören nicht hin. Sie verinnerlichen es nicht.

Raw Michel Twerski kommentierte, dass wir zu einer Gesellschaft von Zuschauern geworden sind. Die Menschen heutzutage schauen so viel Theater, so viele Filme und so viel Fernsehen, dass ihr Leben eine Seifenoper (eine Form einer Endlos-Serie) wird. Menschen werden 'Zuschauer’ ihres eigenen Lebens. Deshalb können sie ihr eigenes Leben ebenso wenig verbessern oder ändern, als sie das ändern können, was in den Filmen und den Seifenopern geschieht.

Quellen und Persönlichkeiten:

Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

Sefat Emet: Rabbi Jehuda Leib Alter (1847 – 1905); der zweite Gerrer Rebbe; Polen. Verfasser von den Werken Sefat Emet zum Talmud und Erklärungen zum Chumasch.

Rabbi Michel Twerski (geb. 1939 in London); amerikanischer Rabbiner und Psychologe. Rabbiner der Beth Jehuda-Gemeinde in Milwaukee. Er ist ein Nachkomme der chassidischen Tschernobler-Dynastie. Bekannt auch als Hornosteipler Rebbe von Milwaukee. Er ist ein Bruder des kürzlich verstorbenen Rabbiners und Psychiaters Rabbi Abraham J. Twerski

 

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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