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Lösche mich aus Deinem Buch (Raw Frand, Tezawe 5781 – Beitrag 2)

Lösche mich aus Deinem Buch

Paraschat Tezawe ist die einzige Parascha in den letzten vier Büchern des Chumasch (d.h. - nach der Geburt von Mosche Rabbejnu), in denen Mosches Name nicht erwähnt wird (ausser in Dewarim, da Mosche Rabbejnu fast im ganzen Buch aufeinanderfolgend zu Jisrael spricht). Chasal sagen, dies war die Folge von Mosches Bitte: "…so lösche mich doch aus Deinem Buch, dass Du geschrieben" [Schemot 32:32], die er aussprach, als er um Vergebung für die Sünde des Goldenen Kalbes bat, im Namen des jüdischen Volkes. Unsere Weisen lehren: „Der Fluch eines Gerechten wird wahr, auch wenn er nur bedingt ausgesprochen wurde“. Obwohl dem jüdischen Volk in der Tat vergeben wurde, blieben Mosches Worte, obwohl sie nur bedingt geäußert wurden (wenn Du dem Volk nicht verzeihst), nicht ganz unerfüllt. In dieser kleinen Art wurde Mosches Namen aus Haschems Buch ausgelöscht; in Paraschat Tezawe wird sein Name nicht erwähnt.

Rav Owadja Josef fragt: Warum geschah die Erfüllung dieses „Fluches“ gerade in Paraschat Tezawe? Er antwortet, dass die Aussage "Lösche mich aus Deinem Buch aus („mecheni na           miSifre-cha“)" verstanden werden kann "Lösche mich aus dem Sefer Chaf aus" [Buch Nr. 20]. Da Paraschat Tezawe die zwanzigste Parascha in der Tora ist, ist sie die geeignete Parascha, in der Mosches Namen ausgelassen wird.

Diese niedliche Idee wirft jedoch die Frage auf, weshalb Mosche gerade die zwanzigste Parascha, Paraschat Tezawe, als diejenige wählte, aus der sein Name entfernt werden sollte?

Ich sah in einem Sefer die folgende Erklärung: Oft, wenn jemand aus dem Bild entfernt wird, fühlt er die Notwendigkeit, Menschen daran zu erinnern "Ihr sollt wissen, dass ich eigentlich diesen Job hätte haben können."

Es gab einen berühmten Vorfall mit Raw Chajim Schmulewitz. Es gibt normalerweise drei Jobs in Verbindung mit einem Müllwagen - der Fahrer und die beiden Burschen, welche die Mülltonnen in die Rückseite des Wagens kippen. Der Fahrer hat den Vorteil, in einem klimatisierten Lastwagen herumzufahren. Er muss den Abfall weder riechen noch damit beschäftigt sein. Es ist ein relativ anständiger Job. Die hinteren Jungs müssen auf und ab springen, den Abfall holen und ihn riechen etc. Rav Chajim Schmulewitz erzählte einmal, dass er zu Fuss in Jerusalem unterwegs war und einen Müllwagen sah. Nachdem einer der Burschen auf der Rückseite des Lastwagens seine Aufgabe mit den Mülltonnen getan hatte, bemerkte er Raw Schmulewitz. Der Mann ging zum Rabbiner hinüber und sagte zu ihm auf Jiddisch: "Ich hätte der Fahrer sein können, aber ich bin nicht auf der Suche nach Ehre."

Diese Geschichte erzählt uns viel. Wir erfahren, dass es in allen Aspekten des Lebens Hierarchien von Ehre gibt. Es zeigt auch das Bedürfnis von Menschen, die übergangen wurden oder sogar freiwillig auf eine gewisse privilegierte Stellung verzichteten, andere Menschen zu informieren "Ich hätte dies auch tun können".

Chasal (unsere Weisen) sagen, dass Mosche Rabbejnu angeboten wurde, Kohen Gadol (Hohenpriester) zu werden. Mosche lehnte jedoch den Job ab, da er diesen lieber seinem älteren Bruder geben wollte. Paraschat Tezawe ist die Parascha der priesterlichen Gewänder. Dies ist die Parascha, in der die Herrlichkeit des Kohen Gadols beschrieben wird. Als Mosche Rabbejnu Paraschat Tezawe erreichte, hätte er sich denken können "die Tora hätte hier über mich sprechen sollen, dies wäre eigentlich meine Uniform gewesen, ich könnte der Kohen Gadol sein." In seiner extremen Bescheidenheit aber, sagte Mosche, dass gerade dies die Parascha ist, in der sein Name nicht erwähnt werden soll. "Dies ist Aharons Parascha. Ich möchte im Hintergrund sein und nicht einmal in der Parascha erwähnt werden." Dies ist ein klassisches Beispiel für jemanden, "der vor Ehre flieht".

Ausserdem ist dies, wie Rav Samson Raphael Hirsch die spezifische Symbolik der Menora (Anfang der Parascha) erklärt, dass der Kohen das Feuer der Menora entfachen müsse, bis die Flamme von selbst emporsteige. (Mit anderen Worten, er entfernte seine Hand nicht vom Docht, den er anzündete, bis die Flamme des Lichtes eine unabhängige Flamme war). Letztlich ist es die Aufgabe des Lehrers und der Eltern, das Kind so gut zu trainieren, dass es nicht mehr abhängig ist von Lehrer oder Elternteil. Der wahre Erfolg ist erzielt, wenn das Kind unabhängig wird und in der Lage ist "selber aufzusteigen“. Dieses "Zurücktreten" ist manchmal eine schwierige Sache für Lehrer und Eltern.

Der Lehrer sollte nicht immer über dem Schüler schweben und ihm sagen, "Erinnere dich, ich habe dich hierhin gebracht" oder "Ich habe dich alles gelehrt, was du weisst." Der Lehrer muss bereit sein, einen Schritt zurück zu treten, sich aus dem Bild zu entfernen und die Schüler völlig selbstständig sein zu lassen. Die Flamme der Menora-Lichter sollte aufs eigene aufsteigen.

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888): Frankfurt am Main, Führer der Deutsch-Jüdischen Orthodoxie. Verfasser von unzähligen Werken zur jüdischen Weltanschauung, zum Chumasch und Tehilim (Psalm).

Rav Chajim Schmulewitz (1902 – 1978): Rosch Jeschiwa Mir; Litauen; Kobe; Jerusalem. Grosser Talmudgelehrter und tiefer Denker.

Rav Ovadja Josef (1920-2013); Bagdad (Irak), Kairo (Ägypten), JerusalemIsrael. Er war Oberrabbiner von Ägypten, sowie sephardischer Oberrabbiner von Tel Aviv und Israels. Er war einer der grössten jüdischen Gelehrten mit einem fotografischen Gedächtnis und brillanter Argumentationsfähigkeit. Raw Josefs halachische Responsa sind in religiösen Kreisen hoch angesehen und werden in sefardischen Gemeinden als bindend betrachtet. Er war das spirituelle Oberhaupt der Schas-Bewegung. Zu seinem Begräbnis versammelten sich rund 800’000 Menschen.  

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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