Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Tezawe 5761

Viele haben "Urim"-Kraft, aber nur wenige haben "Tumim"-Kraft

Ein Grossteil des Wochenabschnitts Tezawe ist den Bigdej Kehuna, den Priestergewändern, gewidmet. Ein Stück dieser Bigdej Kehuna war der "Choschen Mischpat". Der Choschen Mischpat, kurz "Choschen" genannt, war ein Brustschild, auf dem die Namen der Schewatim (12 Stämme) Israels auf 12 Edelsteinen eingraviert waren.

Im Choschen befanden sich auch die Urim WeTumim, Schriften mit Schejmot Kedoschim, verschiedenen heiligen Namen G'ttes. Der Choschen war doppelwändig und diese Schriften wurden zischen den Wänden eingeschoben. Die Urim WeTumim befähigten den Choschen, Mitteilungen von Haschem (G'tt) an das Jüdische Volk zu übermitteln.

Der Choschen, der vom Kohen Gadol, dem Hohepriester, getragen wurde, spielte eine unschätzbare Rolle. Jedesmal wenn die Jüdische Nation vor kritischen Entscheiden stand, die das nationale Wohlergehen betrafen (zum Beispiel die Frage nach Krieg und Frieden), wandte sich der Kohen Gadol an Haschem um Rat und die Antwort erschien dann auf dem Choschen.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind dachte, so etwas wäre die wunderbarste Sache der Welt. "Wenn ich nur meine eigenen Urim WeTumim hätte; dann würde ich alle meine Schulprüfungen bestehen und wüsste, ob meine Fussballmannschaft gewinnen wird." - Es war ein wundervoller Traum. Selbstverständlich waren die Urim WeTumim nicht für derart banale Sachen vorgesehen, sondern sie wurden nur für überaus wichtige Angelegenheiten eingesetzt.

Der Ramban gibt uns Einblick wie der Choschen und die Urim WeTumim funktionierten. Das Wort "Urim" bedeutet "Lichter". Immer wenn der Kohen Gadol eine Antwort benötigte, dachte er inbrünstig an die heiligen Namen der "Urim" und einzelne Buchstaben (von den Namen der Stämme, die in die 12 Steine des Brustschilds eingraviert waren) leuchteten auf. Das war der Urim-Teil. Aber die Buchstaben waren ungeordnet. Es stand also nicht einfach: Z-I-E-H I-N D-E-N K-R-I-E-G. Der Code musste entschlüsselt werden: Was wollen uns die leuchtenden Buchstaben des Brustschildes sagen? Der Ramba‘n erklärt, dass es weitere heilige Namen gab, die sogenannten "Tumim". Mit diesen "Tumim" konnte der Kohen Gadol die leuchtenden Buchstaben deuten. Die Fähigkeit, die "Tumim" zur Deutung der leuchtenden Buchstaben einzusetzen, war eine Art Ruach HaKodesch (G'ttliche Eingebung).

Es gibt eine berühmte Gemara (Talmudstelle) in Berachot 31a-b, die erzählt, dass es tatsächlich Situationen gab, in denen der Kohen Gadol nicht imstande war, die Buchstaben richtig zu deuten. Der Talmud berichtet über den Hohepriester Eli, der die Buchstaben der Urim WeTumim in Bezug auf Channa falsch interpretierte, nach der Erklärung des Gaon von Wilna. Deshalb verdächtigte Eli, dass Channa betrunken sei. Darauf beschuldigte Channa Eli, er hätte kein Ruach HaKodesch (G'ttliche Eingebung), dass er sie als Betrunkene betrachtete. Eli las nämlich die leuchtenden Buchstaben des Brustschilds als „Schin - Kaf - Rejsch – He“ (Schikorah - Betrunkene), dabei hiess es richtig „Kaf - Schin - Rejsch – He“ (Keschejra – Ehrbare oder keSarah – wie Sarah). In diesem Moment fehlte Eli die Information der "Tumim".

Rav Eljakim Schlesinger meint in seinem Sefer (Buch) Bejs Aw, dass es heute Menschen gibt, die mit der Kraft der "Urim" gesegnet sind. Welches ist heute die Kraft der "Urim"? Die Torah, denn diese wird Orah (Licht) genannt. Es gibt Menschen, die sich in der Torah auskennen, tiefes Wissen der Torah ihr Eigen nennen und Beweise aus der Torah anführen können. Aber nicht jeder, der die Kraft der "Urim" hat, der die Torah kennt und ihr Licht sieht, hat auch die Kraft der "Tumim". Demzufolge kann daraus nicht geschlossen werden, dass jeder von diesen Menschen die Fähigkeit hat, immer zu erkennen, was die Torah wirklich will. Nur ganz wenige herausragende Individuen in jeder Generation haben auch die Kraft der "Tumim".

Dies ist eine aussergewöhnliche Fähigkeit. Viele Menschen haben die Information der Urim. Sie kennen die Torah und können damit sagen, dass dies etwa G'ttes Wille und dass "dies die Meinung der Torah" („Da'at Torah") ist. Aber dies ist nicht immer richtig. Um "Da'at Torah" wirklich zu verstehen, braucht man die Kraft der "Tumim". Oftmals sagen Menschen gerade und direkt: "Dies sind die Urim. Dies ist, was die Torah will." Aber diese Menschen verfügen oft nicht über die Kraft der "Tumim".

Ein eindrückliches Beispiel finden wir in der Haftara zu Parschat Sachor [Samuel I; Kapitel 15]. In dieser Haftara sehen wir etwas Unglaubliches. Schmuel HaNavi (der Prophet Samuel) beauftragte Scha’ul HaMelech (König Saul) sich aufzumachen und Amalek auszulöschen. Schmuel HaNavi drückte sich sehr deutlich aus. Er hatte Scha’ul eingeprägt, kein Mitleid zu zeigen. Er musste alle, Männer, Frauen und Kinder; umbringen. Alle Tiere mussten getötet werden - von den Kamelen bis zu den Eseln!

Scha’ul HaMelech zog in den Krieg und vernichtete Amalek. Aber mit dem König von Amalek und mit den Tieren hatte er Erbarmen. Haschem zürnte über Scha’ul und befahl Schmuel HaNavi, ihm die Königswürde wegzunehmen. Als Schmuel eintraf, um Scha’ul diese Mitteilung zu überbringen, kam der König ihm zur Begrüssung entgegen. Scha’ul HaMelechs erste Worte waren: "Ich habe das Wort von Haschem erfüllt."

Wie ist das möglich? Scha’ul HaMelech war nicht imstande gewesen, alle zu töten. Er hatte Erbarmen. Die ersten Worte aus seinem Mund hätten demnach sein sollen: "Schmuel, Entschuldigung. Schmuel, ich hab's vertan - ich hatte ein zu weiches Herz." Das war jedoch nicht, was Scha’ul sagte. Scha’ul prahlte, dass er die Vorschrift auf den Buchstaben genau erfüllt habe.

Haschem hatte eine klare Liste gemacht, was er erreicht haben wollte. Scha’ul hatte den Auftrag, alle Tiere zu töten. Er tötete nicht alle Tiere. Wie konnte er behaupten, er habe das Wort von Haschem erfüllt?

Darauf gibt es nur eine Antwort. Scha’ul glaubte, dass dies Haschems Wille sei. Er glaubte, Haschems Name würde dadurch geheiligt, dass er die Tiere verschonte und später als Opfer darbrächte. Scha’ul glaubte, dass es dies sei, was Haschem wirklich wollte. So verstand es Scha’ul - gegründet auf der Kraft der "Urim".

Dies hier ist ein klassisches Beispiel für die Kraft der "Urim" ohne die Kraft der "Tumim". Manchmal kann ein Mensch mit Blindheit geschlagen sein - sei es aus persönlichen Gründen, aus Furcht vor Mitmenschen oder anderen Gründen. Aus irgendeinem Grund verstand Scha’ul HaMelech die "Urim" falsch. Er betrachtete die Worte der Torah und sagte sich:" Das ist, was Haschem sagt, das ist der Willen G“ttes." Und damit lag er vollkommen falsch.

Nur ganz wenige haben die Kraft der "Tumim". Deshalb brauchen wir eine Führungspersönlichkeit, einen Gadol (Torahgrösse); deshalb benötigen wir einen Raw; deshalb benötigen wir einen Rosch Jeschiwah (Jeschiwa-Führer). Obwohl wir glauben, die "Urim" selbst entschlüsseln zu können, brauchen wir Führung; denn die "Tumim" können wir kaum verstehen.

Unsere Absicht kann gut sein und wir denken, dass die Beweise aus den Schriften klar hervorgehen; wir können trotzdem fatale Fehler begehen, wenn wir uns nicht von jemandem führen lassen, der das Verständnis der "Tumim" hat.

Eines der schlimmsten Ereignisse der Jüdischen Geschichte, der Vorfall mit der Konkubine von Giw’ah, befindet sich am Ende des Buches Schoftim (Richter). Die Folge dieses Geschehnisses war, dass sich alle anderen Schewatim (Stämme) gegen den Stamm Benjamin versammelten. Sie waren mit Recht zornig. Sie wollten Haschems Willen erfüllen und dass der Gerechtigkeit genüge getan würde.

Später merkten sie jedoch, dass sie zu weit gegangen waren. Sie taten Busse, brachten Opfer dar und schauten, dass der Stamm Benjamin bestehen blieb. Wie konnte es sein, dass sie solch vornehme Absichten hatten und sich trotzdem von ihren Taten so stark hinreissen liessen?

Der letzte Pasuk (Vers) des Buches Schoftim gibt eine Antwort. "In diesen Tagen gab es keinen König in Israel; ein jeder tat, was recht schien in seinen Augen." Das ist der tiefere Grund. Jemand kann die besten Absichten haben. Er kann handeln für den himmlischen Willen. Er kann nachweisen, dass "wir dies gemäss der Torah tun sollen". Er kann das Licht der "Urim" sonnenklar sehen. Aber er wird die "Urim" nicht verstehen können, wenn er keine Information der "Tumim" hat. Er wird nicht wissen, wann fortzufahren und wann innezuhalten.

Wann passieren solche Dinge? Wenn es keinen "König" in Israel gibt. Wenn wir keinen vertrauenswürdigen Führer haben, können die schlimmsten Dinge geschehen.

Nur wenige in jeder Generation verfügen über die Kraft der "Urim" zusammen mit derjenigen der "Tumim". Haschem möge Erbarmen mit uns haben und uns der Führung von Persönlichkeiten anvertrauen, die nicht nur über die Kraft der "Urim" sondern auch der, der "Tumim" verfügen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Ramba‘n: Rabbi Mosche ben Nachman (1194 - 1270); Gerona, Spanien; Erez Israel; einer der Haupterklärer des Chumasch (Fünf Bücher Moses).
Rav Eljakim Schlesinger: Autor des Werks Bejs Av; Rosch Jeschiwah in London.
Gaon von Wilna / Wilnaer Gaon: Rav Elijahu ben Schlomo Salman von Wilna (1720 - 1797), Wilna; Torahgenie, Autor von zahlreichen Büchern und Kommentaren.



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