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Der Name, den ein Mensch sich selbst gibt, ist sein wichtigster Name (Rav Frand zu Paraschat Wajakhel - Pekudej 5781)

Der Name, den ein Mensch sich selbst gibt, ist sein wichtigster Name

 

Es gibt einen interessanten Midrasch Tanchuma [anfangs Wajakhel] zum Passuk in der dieswöchigen Parascha "Und Mosche sprach zu den Benej Jisrael: 'Seht, der Ewige hat mit Namen berufen Bezal’el, den Sohn Uri’s, des Sohnes Chur’s, aus dem Stamme Jehuda' [Schemot 35:30]. Der Midrasch sagt, dass jeder Mensch drei Namen besitzt: Den Namen, den seine Eltern ihm geben, den Namen, den seine Freunde und Kollegen ihm geben, und einen, den er für sich selbst erzeugt. Der beste dieser Namen ist derjenige, den er für sich selbst erwirbt.

Was bedeutet dies, dass jeder Mensch drei Namen hat? Ich habe einen grundlegenden Gedanken im Sefer Milchamot Jehuda gesehen. Der Passuk erwähnt in Sefer Berejschit: "…und er brachte sie (die Tiere) dem Adam, um zu sehen, wie er sie nennen werde; und wie Adam jedes lebende Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein" [Berejschit 2:19]. Adam gaben allen Tieren Namen. Chasal (unsere Weisen) sagen, dass dies eine gewaltige Weisheit war; Adam hatte nämlich die Begabung, jedes Geschöpf passend zu benennen. Wir haben schon einmal erwähnt, dass wenn Chasal sagen, dass Adam alle Tiere benannte, sie nicht meinen, dass Adam einfach einen Ochsen anschaute und sagte: "Also, ich werde ihn ‘Schor’ nennen; dies ist ein Esel, ich werde ihn ‘Chamor’ nennen; dies ist ein Hund, ich werde ihn ‘Kelew’ nennen." Vielmehr war Adam fähig, sich Namen einfallen zu lassen, die das Wesen des Tieres definierten.

Das deutsche Wort 'Ochs' hat nichts mit dem Wesen eines Ochsen zu tun. Es ist eine sprachliche Gepflogenheit. Auch das deutsche Wort 'Kuh' definiert die Kuh nicht. Jedoch war Adam - als er den Tieren in der heiligen Sprache Namen gab - fähig, ihr Wesen wahrzunehmen und es dementsprechend zu definieren. Dies ist, was das hebräische Wort 'Schem (Namen)' bedeutet. Raw Samson Rafael Hirsch bringt das Wort 'Schem' mit 'schom' (dort) in Verbindung. 'Schom' bedeutet, dass ich weiss, wo das Ding ist, ich kenne seinen Platz. Es ist 'dort'.

Dies ist, was Chasal meinen. Nachdem ein Mensch geboren wird, erziehen seine Eltern ihn. Seine Eltern bilden seine Middot (Charaktereigenschaften), die er zumindest während einem Teil seines Lebens besitzt. Dies ist der 'Name', den seine Eltern für ihn bestimmen. Dies bedeutet nicht, dass der Name Re’uwen oder Schim’on, Awraham oder Jizchak, die die Babys erhalten, ihr Wesen definiert. Der Midrasch möchte ausdrücken, dass der 'Schem', die Eigenschaften eines Kindes, die ihm von seinen Eltern in seinen Entwicklungsjahren eingepflanzt werden, der erste 'Name' ist, der einem Kind gegeben wird. Die Werte und Aspirationen seiner Eltern prägen die ersten zehn bis fünfzehn Jahre oder mehr seines Lebens.

Jeder von uns, der Teenager grossgezogen hat, weiss, dass eine Zeit kommt, da der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder nachlässt und das Kind immer mehr und mehr von Freunden beeinflusst wird. Deshalb sagt der Midrasch, dass 'wie seine Freunde ihn nennen' der 'Schem' ist, der einen Teil seines Wesens bestimmt. Dies bedeutet nicht, dass falls sein Name Jisroel ist und seine Freunde ihn 'Sruli' nennen, der Name 'Sruli' ihn definiert; sondern dies bedeutet, dass der Einfluss, den die Freunde auf das Wesen seiner Persönlichkeit, auf seine Werte und seine Denkweise haben, von Bedeutung ist. Durch ihren Einfluss definieren sie in einer gewissen Phase seines Lebens - zu einem grossen Teil - wer er ist.

Der Midrasch sagt dann jedoch, dass all dies nur begrenzt richtig ist. Ultimativ definiert ein Mensch selbst, wer er ist. Letztendlich definiert ein Mensch sein eigenes Wesen – den 'Schem', den er sich selbst gibt. Dieser Name verkörpert, wie er sich entwickelt hat und was aus ihm geworden ist. Es ist die Definition dessen, was er mit den Bausteinen, Gaben und Talenten, die er im frühen Teil seiner Existenz erworben hat, gemacht hat. Der Midrasch sagt, dass der allerwichtigste 'Schem', den ein Mensch hat, der 'Schem' ist, den er sich selbst gibt, denn dies stellt dar, was er selbst erarbeitet hat.

Letzten Endes muss ein Mensch für sich selbst Verantwortung übernehmen. Seine Eltern spielen eine grosse Rolle in seinem Leben und auch die Gesellschaft, und der Mensch kann sagen, dass er verschiedene Charaktereigenschaften von seinen Eltern und Kameraden – gut oder schlecht – erhalten hat, aber am Ende ist er selbst dafür verantwortlich, was aus ihm wird.

Dies verhilft uns dazu, eine Raschi in der dieswöchigen Parascha zu verstehen. Auf den obengenannten Passuk (Schemot 35:30) kommentiert Raschi: 'Chur war Mirjams Sohn.' Die Frage die sich stellt, ist, dass die Tora Bezalel bereits in Paraschat Ki Tissa [Schemot 31:2] erwähnt hat, und dort sagt sie auch, dass Bezalel der Sohn Uri’s, des Sohnes Chur’s war. Warum erzählte uns Raschi nicht zu jener Stelle, dass Chur der Sohn von Mirjam war? Warum wartet Raschi bis Paraschat Wajakhel, um uns diese Information zu geben? Die Antwort ist vielleicht, dass in Paraschat Ki Tissa, wenn die Tora Bezalel zum ersten Mal vorstellt, er noch keine Leistungen erbracht hat. Er erhielt das Mandat und er erhielt die Talente dazu, aber zu jenem Zeitpunkt war das Mischkan noch auf dem Zeichenbrett. Es war ein 'Dawar schelo ba leOlam' (eine Sache, die noch nicht zustande gekommen war). Es war noch ein Traum.

In Paraschat Wajakhel baut Bezalel das Mischkan. Bezalel hat jetzt schon die Fähigkeiten, die  Rolle und den Ruhm übernommen, die er von seinem Vater, seinem Grossvater und von seiner Urgrossmutter erhalten hat. Jetzt kann Bezalel diese Position des Respekts, dass er der Urenkel von Mirjam ist, für sich behaupten. Solange ein Mensch keine Leistungen erbracht hat, kann er den grössten Jichus (Stammbaum) haben (er kann der Enkel eines grossen Rebben oder Rosch Jeschiwa sein), das ist schön und gut. Bis er jedoch nicht etwas damit getan hat, bis er nicht zeigt, dass er würdig ist, der Enkel solch einer angesehenen Persönlichkeit zu sein, bedeutet dies nicht viel.

Wenn man mit dem Erbe seiner Abstammung stolzieren will, muss man damit etwas produzieren. In Paraschat Ki Tissa ist Bezalel noch undefiniert, deshalb erzählt uns Raschi nicht, wer er wirklich war. Jetzt, da wir sehen, was aus Bezalel geworden ist, ist der angemessene Moment gekommen, um kundzutun, dass Bezalel stolz auf seinen Jichus sein und sagen kann: "Ich bin ein Urenkel der Prophetin Mirjam."

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abbabenannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten Aggadisten seiner Zeit.
  • Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Rabbi Mordechai Jehuda Lubert, Kutna (Polen) und N.Y. (USA) Verfasser von den Werken Milchamot Jehuda zum Talmud und Chumasch. Berühmter Schüler von Jeschiwat Chachmej Lublin von Rabbi Meir Schapira.

 

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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