Raw Frand zu Parschat Schemini 5771
Die angebrachte Zeit, um für den Verkauf von Josef zu sühnen
Als Teil des Rituals bei der Einweihung des Mischkans (Stiftzelt), trägt Haschem Aharon auf, den Kinder Israels zu sagen, einen Ziegenbock (Se‘ir Isim) als Sündenopfer darzubringen [Wajikra 9:3]. Chasal (unsere Weisen) sagen, dass dieser Ziegenbock die Sühne für den Verkauf von Josef war, denn die Brüder Josefs tauchten sein Rock in das Blut eines Ziegenbocks, damit es den Anschein erwecke, als wäre Josef von einem wilden Tier zerrissen worden. Zusätzlich musste das Jüdische Volk ein Kalb als Korban Olah (Ganzopfer) darbringen. Das Kalb sollte für die Sünde des Goldenen Kalbes sühnen.
Raw Salman Sorotzkin wirft die Frage auf, weshalb gerade dieser Augenblick in der Geschichte als der angebrachte Zeitpunkt betrachtet wird, um für Josefs Verkauf zu sühnen. Schliesslich ging das jüdische Volk wegen dieser Sünde nach Ägypten hinunter. Vielmehr hätte es Sinn gemacht, beim Auszug aus Ägypten für den Verkauf zu sühnen. Man könnte vorschlagen, dass ein Se’ir Isim zusammen mit dem Pessach-Lamm dargebracht werden sollte. Weshalb wurde dieses Opfer erst jetzt, bei der Errichtung des Mischkans dargebracht?
Raw Sorotzkin erklärt, dass die Sünde des Verkaufs von Josef ein Resultat von Bruderhass war, der von Neid und Geschwisterstreit stammte. Um jedoch für eine Sünde von Neid zu sühnen, braucht es mehr als nur ein Opfer. Es war nötig, die eigentlichen schlechten Charaktereigenschaften zu verbessern, welche die Sünde verursachten.
Der Bau des Mischkan schloss die Kluft zwischen den verschiedenen Gruppen im jüdischen Volk. Das Volk hatte nun eine zentrale Adresse und ein zentrales Motiv, um das sie sich versammeln konnten. Das Mischkan war eine vereinigende Macht, welche dem Volk nie zuvor dagewesene Eintracht brachte. Zwar hatte jeder Stamm seine eigene Interessen und Neigungen, doch nun hatten sie alle ein höheres Interesse, welche alle ihre beschränkten und persönlichen Interessen übertraf.
Deshalb war das Mischkan immer im Zentrum des Lagers, als sie in der Wüste umherreisten. Dies war mehr als nur eine praktische Reiseart. Dies symbolisierte die Rolle, welche das Mischkan im Volk spielte. Solange das Mischkan in der Mitte war, konnten sich alle Stämme um eine zentrale Idee und einen Blickpunkt versammeln.
Um ein weithergeholtes Beispiel zu geben – im Militär gibt es heftige Konkurrenz zwischen den verschiedenen Truppenteilen der Armee, zwischen den Landstreitkräften, Seestreitkräften und den Luftstreitkräften. Sie streiten um Geld, Ansehen, Einfluss und anderes. Es gibt Konkurrenz, Hinterhältigkeit und intensive Rivalität zwischen den Gruppen. Wenn jedoch Krieg herrscht, dann kooperieren die verschiedenen Gruppen miteinander. Wenn ein zentraler Zweck oder eine zentrale Idee besteht, dann können die Gruppen ihre Unterschiede vergessen und sich mit dem eigentlichen Zweck befassen.
Ein weiteres Beispiel finden wir im Teamsport. Professionelle Athleten verbringen normalerweise nicht viel Zeit damit ihren Charakter zu verbessern. Es existiert enorme Konkurrenz um Ansehen, Salär, statistische Leistungen und so weiter. Alle diese Elemente sorgen in diesen Teams für ständigen Streit. Ein guter Trainer kann jedoch seine Spieler motivieren, ihre kleinlichen Unstimmigkeiten beiseite zu legen und zusammen um den Sieg zu kämpfen. Spieler sind bereit ihre starken Egos und Wünsche für die persönliche Schlagzeile zu sublimieren, um diesen Titel oder jenen Pokal zu gewinnen. Wenn Mitglieder eines Teams das Gefühl haben, dass es sich nicht lohnt, ihre Egos zu sublimieren, um diesen Titel zu gewinnen, dann werden sie diesen Titel auch wirklich nicht gewinnen.
Dies sind weltliche Vergleiche, doch vielleicht lassen sie uns den Wert eines vereinigenden Symbols schätzen, wie das Mischkan es war und der Himmlische Dienst, der darin repräsentiert wurde. Es hatte Neid und Hass zwischen den Brüdern und verschiedenen Komponenten des jüdischen Volkes gegeben. Nun gab es endlich eine zentrale Versammlungsstelle und es war höchste Zeit die alten Rivalitäten und Neid auf die Seite zu legen. Dies war also der geeignete Zeitpunkt in der Geschichte, um für den Verkauf von Josef zu sühnen, das durch persönliche Rivalität verursacht wurde, die nun hoffentlich Vergangenheit war.
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