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Rav Frand zu Paraschat Schemini 5779 – Beitrag 1

Heiligkeit ist mehr als nur eine "Beziehung des Menschen zu G'tt"

Die Kaschrut-Gesetze (Koscher-Speisegesetze) werden zuerst in Paraschat Mischpatim angedeutet [Schemot 22:30]; jedoch finden wir die eigentliche Aufzählung und Bestimmung der koscheren Tier-, Fisch- und Vogelarten hier in Paraschat Schemini.

Bemerkenswert ist die Stelle, in der der Rambam (Maimonides) die verbotenen Speisen in den 14 Bänden seines halachischen Werkes, das als "Jad HaChasaka" bekannt ist, platziert. Jene, welche mit der Gedankenwelt des Rambam vertraut sind, wissen, dass ein besseres Verständnis für eine Gruppe von Gesetzen dadurch gewonnen werden kann, wenn man darauf achtet, in welchem Buch der Rambam diese Gesetze aufführt.

Der Rambam erwähnt die Speisegesetze in seinem Sefer Keduscha (Buch der Heiligkeit). Sefer Keduscha befasst sich sowohl mit den Gesetzen zu den verbotenen Speisen als auch zu den verbotenen geschlechtlichen Beziehungen. Er bemerkt, dass die Einhaltung der Speisegesetze und die Beachtung der Ehegesetze dem Menschen helfen, sich heilig zu halten.

Zum Passuk (Vers) "Du sollst heilig sein..." [Wajikra 19:2] gibt es eine berühmte Erklärung von Raschi, der die Worte mit "Du sollst dich fernhalten" interpretiert. Die jüdische Auffassung von Heiligkeit verlangt Selbstkontrolle. Unserer Definition entsprechend ist derjenige heilig, wer nicht nur seinen eigenen Genuss im Sinn hat.

Der Passuk in Paraschat Mischpatim [Schemot 22:30], der die Kaschrut-Gesetze zum ersten Mal erwähnt, beginnt mit den Worten: "Ihr sollt Mir ein heiliges Volk sein...". Heiligkeit ist auch der Kerngedanke von Kaschrut.

Im Traktat Joma [82b] erzählt der Talmud von einer schwangeren Frau, die den Geruch eines Gerichtes roch und dadurch am Jom Kippur eine unkontrollierbare Lust nach diesem Gericht empfand. Als dieses Problem zu Rebbi (dem Autor der Mischna, Rabbi Jehuda Hanassi) gebracht wurde, befahl er, ihr ins Ohr zu flüstern (als ob man es auch dem Embryo sagen wollte) "Heute ist Jom Kippur". Sogleich verschwand ihre Begierde. Als Rebbi davon hörte, sagte er, dieses Embryo wird eine heilige Person werden. Der Talmud fügt hinzu, dass dieses Baby später Rabbi Jochanan wurde.

Der Talmud erzählt eine weitere solche Geschichte, jedoch mit dem Unterschied, dass diesmal die Gelüste nicht zurückgingen und die Mutter sodann - um ihr Leben zu retten - am Jom Kippur essen musste. Rabbi Chanina sagte, die Bösen sind schon im Mutterleibe erkenntlich.

Die Gemara erwähnt, dass dieser Schwangerschaft eine schlechte Person entsprang, die als "Schabtai, der Früchte hortet" bezeichnet wurde (er kaufte den Markt für Grundlebensmittel auf, und verlangte dann von den Menschen horrende Preise dafür).

(Anmerkung des Herausgebers: Wenn heutzutage eine Frau am Jom Kippur Nahrung zu sich nehmen muss, so ist dies kein Zeichen dafür, dass ihr Kind missraten sein wird. Die Zeiten sind heute anders. Die Leute waren damals auf einer ganz anderen geistigen Stufe. Hinzu kommt, dass wir auch nicht die Kraft der Amora‘im (Talmudweisen) haben.)

Warum geht Genusssucht einher mit Mangel an Heiligkeit? Das hat doch nichts mit Heiligkeit, sondern eher mit Nachlässigkeit seinen Mitmenschen gegenüber, zu tun? Worin besteht hier der Zusammenhang zum Baby, das bereits als Embryo esssüchtig war?

Ich konnte folgende Erklärung von Rav Naiman in seinem Werk Darchei Mussar finden:

Die Antwort darauf ist, dass eine Person, die nicht heilig ist, selbstsüchtig ist. Selbstsüchtigkeit beeinflusst nicht nur die Beziehung des Menschen zu G’tt, sondern auch den Kontakt zu den Mitmenschen. Wer nur an sich selbst denkt: "Meine Bedürfnisse müssen zuerst gedeckt werden.", steht im Gegensatz zur Heiligkeit. Wer immer zuerst seine eigenen Bedürfnisse und sein Verlangen stillen muss, wird sich mit der Zeit schlecht gegenüber seinen Mitmenschen verhalten.

Heiligkeit ist nicht nur bei der Beziehung zu G’tt wichtig. Heiligkeit beeinflusst auch die Art und Weise, wie wir unser tägliches Leben führen, und wie wir uns gegenüber der Gesellschaft verhalten. Lernen, seine Gelüste und Bedürfnissen zu kontrollieren, bringt uns auch im Geschäftsleben zu einem ganz anderen Verhalten.

Quellen und Persönlichkeiten

Rambam, Rabbi Mosche ben Maimon (1135 – 1204), einer der bedeutendsten Rischonim, seine Hauptwerke sind „Mischne Tora / Jad Hachsaka“, Erklärung zur Mischna und „Moreh Newuchim“, Spanien, Aegypten, Israel

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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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