Raw Frand zu Parschat Schemini 5765
Ohne unsere Weisen ist die Torah ein Buch mit sieben Siegeln
Ein Vers in der Parscha dieser Woche enthält den Ausdruck „Darasch darasch Mosche“ – „Mosche forschte nach“. [Vajikra 10:16] Gemäss einer Überlieferung, welche in einigen Chumaschim gedruckt ist, stehen die beiden Wörter „Darasch darasch“ in den zwei verschiedenen Hälften der Torah, nach der Wortzählung. Parschat Schemini steht demnach genau in der Mitte der Torah.
Das Sefer Sukkat David hält fest, dass diese beiden Wörter „gründlich nachforschen“ (Darasch darasch) bedeuten. Diese Wörter stehen genau in der Mitte des Chumasch und erinnern an die Tatsache, dass die Geschriebene Torah nicht ohne die Mündliche Überlieferung verstanden werden kann. Alleine ist die Geschriebene Torah ein „unvollständiges“ Werk“. Wir können ihren Sinn nicht verstehen, wenn wir uns nur auf die wortgetreue Erklärung stützen.
Es ist schwer zu verstehen, dass jemand behaupten kann, er beachtet die Gesetze des Judentums „ohne an die Mündliche Überlieferung zu glauben“. Woher verstehen wir die Bedeutung von Tefillin? Es gibt keinen Anhaltspunkt auf Erden für die Bedeutung der Tefillin, die rein aus der Übersetzung des Chumasch gewonnen werden kann. Nur mittels der Mündlichen
Überlieferung und den Lehren, die Mosche von Sinai erhalten hat, können wir „Und du sollst sie als ein Zeichen auf deinen Arm legen und als ein Mal zwischen deinen Augen.“ [Devarim 6:8] richtig auslegen.
Die Rabbiner, welche die Torah sche’bal Peh (Mündliche Überlieferung) bewahrt haben und in ihrer Weisheit die Auslegungsregeln kennen, sind Schlüssel zum Verständnis der Texte. Das Judentum stützt sich nicht auf eine wortwörtliche Erklärung der biblischen Schrift. Als Beispiel darf „Ein Auge statt einem Auge; ein Zahn anstelle eines Zahnes; eine Hand statt einer Hand, ein Fuss statt eines Fusses“ [Schemot 21:24] nicht wörtlich angewendet werden. Dies alles wird mit den Worten „Darasch darasch“ ausgedrückt, der gründlichen Analyse und Auslegung wie sie mithilfe der Mündlichen Überlieferung von unseren Weisen weitergegeben wurde.
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