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Raw Frand zu Parschat Tasria 5763 (Beitrag 1)

Bei Zara'at von Kleidern stehen die "Augen" im Mittelpunkt

Am Ende von Parschat Tasria, wo die Torah über den Zara'at-Befall von Kleidern (eine aussatz-ähnliche Veränderung, die auf einen geistigen Missstand des Besitzers hindeutet) spricht, steht folgender Pasuk (Vers): "Der Kohen (Priester) soll schauen, nachdem die befallene Stelle gewaschen wurde, und siehe (wenn) die befallene Stelle ihr Aussehen nicht geändert hat ("lo hafach et ejno") und sich der Befall nicht ausgebreitet hat, so ist es verdorben, du sollst es im Feuer verbrennen ..." [Wajikra 13:55]

Die einfache wörtliche Übersetzung des Ausdruckes "lo hafach et ejno" bedeutet, dass das Aussehen sich nicht verändert hat. Der Chiduschej HaRim liest dies jedoch anders und gibt, gestützt auf eine Gemara [Eruchin 16a] die folgende wunderschöne Deutung: Der Talmud schreibt, dass Zara'at die Strafe für einige klar umschriebene Sünden ist. Die bekannteste dieser Gruppe von Sünden ist üble Nachrede ("Laschon haRah"). Der Talmud lehrt jedoch, dass Zara'at auch eine Strafe für "Zarut ha-Ajin" ("Kurzsichtigkeit des Auges") ist. Dieser Ausdruck bedeutet nicht nur Knausrigkeit und Geiz. Einen Menschen nennt man auch "eng-sichtig", wenn er nie das Gute sieht. Es ist das Gegenteil von offenherzig. Damit wird ein Mensch umschrieben, der immer nur das Schlechte sieht. Es ist eine Art Knausrigkeit, die sich nicht nur um das Geld dreht, sondern darüber hinaus auch um die Art, wie man das Leben allgemein betrachtet.

Wenn Zara'at die Strafe für "Zarut ha-Ajin" ist, können wir daraus folgern, dass die Medizin, die bewirkt, dass Zara'at verschwindet, Busse ist und dass der Betroffene sich von einem "eng-sichtigen" ("zar Ajin") zu einem "gut-sichtigen" ("tov Ajin") Menschen erhebt. Mit anderen Worten: Statt ein Schüler des Bösewichts Bilam, der ein "eng-sichtiger" Mensch war, zu sein, werde ein Schüler von Avraham, der grosszügig war und ein "wohlwollendes Auge" besass [Awot 5:19].

Wenn sich das Zara'at nicht ändert ... Wenn es die gleichen Ausmasse behält, ist das Kleidungsstück rettungslos verloren. Das Kleid bleibt geistig unrein und muss schliesslich verbrannt werden.

Der Chiduschej HaRim sagt, dass der Ausdruck "lo hafach et Ejno" doppeldeutig ist. Klar, die einfache Erklärung des Verses ist, dass der Schaden sich nicht verändert hat. Der Vers bedeutet jedoch auch, dass der Befall keine Veränderung des "Auges" des Kleiderbesitzers herbeigeführt hat. Um Busse zu tun und den Befall des Kleidungsstückes zu heilen, ist eine Veränderung seines "Auges" vonnöten - von Engstirnigkeit zu geistiger Grossherzigkeit.

Der Chiduschej HaRim sagt zudem, dass das Wort "Nega" (Schaden, Befall), welches in diesem Pasuk erscheint, auch als Umstellung des Wortes "Oneg" (Freude) gelesen werden kann. Der Unterschied zwischen den Worten "Nega" und "Oneg" besteht nur in der Stellung des Buchstabens "Ajin". (Der Buchstabe "Ajin" bedeutet auch "Auge"!) Die Buchstaben "Nun" und "Gimmel" bleiben in beiden Worten an der gleichen Stelle. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Worten besteht darin, dass der Buchstabe "Ajin" zu Beginn oder am Ende steht. Hat ein Mensch ein "gutes Auge" mit einem positiven Zugang und einen klaren Blick aufs Leben, wird er "Oneg" haben. Andernfalls wird er mit "Nega" befallen werden.

Falls ein Mensch seine Blickweise nicht ändern kann, wird er schlussendlich gezwungen sein, seine Kleider zu verbrennen. "Wenn der Befall sein Aussehen nicht verändert hat "lo hafach et Ejno") ... sollst du es im Feuer verbrennen ..."


Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbi Jizchak Meir Rothenberg Alter (Chiduschej HaRim) (1799 - 1866): Gründer und erster Rebbe der Gerrer Dynastie, Ger, Polen.



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