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Wieso darf der Hohepriester keine Witwe heiraten? - (Rav Frand Emor 5781 – Beitrag 1)

Wieso darf der Hohepriester keine Witwe heiraten?

In der dieswöchigen Parascha vernehmen wir [21:14], dass ein Kohen (Priester) keine geschiedene Frau heiraten darf und der Kohen Gadol (Hohepriester) darf nicht einmal eine Witwe heiraten. Der Moschaw Sekejnim miBa’alej haTossafot gibt eine erstaunliche Erklärung zum Gesetz, dass der Kohen Gadol keine Witwe heiraten darf. Diese unterstreicht wie argwöhnisch die Torah ist, wenn es um die menschliche Natur und die niederen Instinkte des Menschen geht.

An Jom Kippur spricht der Kohen Gadol, während seines Dienstes im Bejt Hamikdasch, zehn Mal den (normalerweise) unaussprechlichen Namen G’ttes aus [Talmud Traktat Joma 39b].

Der Moschaw Sekejnim miBa’alej Tossafot meint folgendes: Falls der Kohen Gadol bei einem der zehn Male, an dem er den expliziten Namen G’ttes an Jom Kipur ausspricht, einen bestimmten Menschen, den er nicht mag, im Sinn hat, so stirbt dieser im kommenden Jahr. Der Kohen Gadol könnte in diesem geistig aussergewöhnlichen Moment als Abgesandter der ganzen jüdischen Nation, bei der Nennung des G’ttlichen Namens den Gedanken hegen, eine bestimmte, bereits verheiratete Frau zu heiraten. Im Unterbewusstsein wünscht er sich, dass ihr jetziger Ehemann sterben möge, damit er sie ehelichen kann. Um diese Möglichkeit auszuschliessen, verlangt die Torah, dass er nur eine noch nie verheiratete Frau und keine Witwe heiraten darf, damit er nie auf solche schlechten Gedanken kommen möge.

Diese Aussage erstaunt kolossal. Die Botschaft lautet: Leider kann ein Mensch so verdorben sein, dass der heiligste Mann (der Kohen Gadol) im heiligsten Augenblick des Jahres (am Jom Kippur), am heiligsten Ort der Welt (Bejt Hamikdasch), wenn er die Verantwortung trägt, alle Gebete Israels seiner Bestimmung zu übergeben und für alle Sünden des jüdischen Volkes zu sühnen, möglicherweise in einem solchen Moment heimtückisch den G’ttlichen Namen missbrauchen könnte.

Der Imrej Schamaj unterstreicht dies noch, indem er eine Stelle aus dem Talmud Jeruschalmi [Joma 7:3] zitiert. Der Talmud Jeruschalmi erwähnt, dass der Kohen Gadol ursprünglich, während des Jom Kippur-G’ttesdienstes, den ausdrücklichen G’ttlichen Namen zehn Mal mit lauter Stimme aussprach. Normalerweise wurde dieser kraftvolle Name nicht ausgesprochen und die meisten Menschen wussten nicht einmal, wie man ihn korrekt betonte.

Dieses Vorgehen wurde jedoch abgeschafft, weil es Menschen gab, die lauschten, wie der Kohen Gadol den ausdrücklichen Namen G’ttes an Jom Kipur aussprach und die korrekte Betonung dieses Namens sich merkten oder sogar niederschrieben (unbegreiflich!). Auf diese Weise stand er ihnen während dem Jahr zur Verfügung, wenn sie jemanden verfluchen wollten. Das hörbare Aussprechen des Ausdrücklichen Namens wurde gestoppt, damit die Menschen ihn nicht als Waffe missbrauchen konnten.

Unglaublich, aber wahr.

Quellen und Persönlichkeiten:

Moschaw Sekejnim mi'Ba'alej HaTossafot; ein Torakommentar, der Ba'alej HaTossafot („Tossafisten“), der Talmuderklärer des 12. und 13. Jahrhunderts.

Imrej Schamai, Interessante Erklärungen zum Chumasch, von Rav Schamai Ginsburg, (1907-1997), Gelehrter. Polen, Israel.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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