Der Wunsch des Chafez Chajim wurde erfüllt (Rav Frand Emor 5782 - Beitrag 1)
Rav Frand zu Parschat Emor 5782 – Beitrag 1
Der Wunsch des Chafez Chajim wurde erfüllt
Die Parascha dieser Woche enthält die Pessukim (Verse): „Ihr sollt Meinen heiligen Namen nicht entweihen; Ich will unter den Kindern Israels geheiligt werden; Ich bin der Ewige, Der euch heiligt, Der euch aus dem Lande Ägypten geführt hat, um Euer G-tt zu sein ...“ [Wajikra 22:32-33]. Dies ist das ultimative biblische Gebot, G’ttes Namen zu heiligen.
Der Sifra (Midrasch zum Buch Wajikra) zur Stelle [138] erläutert den Zusammenhang zwischen dieser Mizwah und der Beschreibung G’ttes als Demjenigen, „Der euch aus dem Lande Ägypten geführt hat“: „Ich habe euch unter der Bedingung aus Ägypten geführt, dass ihr Meinen Namen in aller Öffentlichkeit heiligt.“ Der ganze Sinn und Zweck des Auszugs aus Ägypten war, dass die Juden zum Sprachrohr werden, mit dem der Name G‘ttes auf dieser Welt geheiligt und verherrlicht wird.
Wenn wir unter den Juden eine Umfrage machen würden, was sie unter „Kidusch HaSchem“ (Heiligung des G’ttlichen Namens) verstehen, wird die meistgehörte Antwort „Märtyrertum – Sterben für die Heiligung von G’ttes Namen“ sein. Diese Umschreibung ist richtig. Komme, was wolle: Unter bestimmten Umständen sind wir verpflichtet, zur Verteidigung der g’ttlichen Gesetze unser Leben herzugeben. Ein Jude muss dazu bereit und willens sein.
„Kidusch HaSchem“ bezieht sich jedoch nicht nur auf den Tod. Er umfasst auch das Leben. Es gibt eine Mizwah, ein Leben zu führen, welches G’ttes Namen heiligt („Leben mit Kidusch HaSchem“). Rav Pam legt einen Vers aus Tehillim (Psalm) auf eine Weise aus, die diesen Punkt hervorbringt: „Ein Psalm verfasst von Korachs Söhnen, ein Loblied für die heiligen Berge.“ [Tehillim 87:1]. Der Passuk spricht über die Grundlagen des jüdischen Volkes, die auf zwei Bergen zu finden sind. Der eine ist der Berg Morijah, der Ort der Bindung von Jizchak. Der andere Berg ist der Berg Sinai, der Ort, an dem die Torah uns gegeben worden ist. Der Berg Morijah symbolisiert, so erklärt Rav Pam, die Verpflichtung des Juden für die Heiligung des g’ttlichen Namens zu sterben. Der Berg Sinai hingegen ist der Ort, der die Pflicht des Juden symbolisiert, ein Leben zu führen, das G’ttes Namen heiligt.
Rav Pam beschreibt eine Begebenheit aus dem Leben des Chafez Chajim. Ein junger Jeschiwa-Student stand im Gebet einmal so nahe beim Chafez Chajim, dass er seine Gebete vernehmen konnte. Er hörte, wie der Chafez Chajim den Allmächtigen anflehte und ihn bat, er möge die Gelegenheit erhalten, für die Heiligung des g’ttlichen Namens zu sterben.
Es macht den Anschein, dass die Gebete des Chafez Chajim nicht erhört wurden. Er starb keinen Märtyrertod. Er verschied im Jahre 1933, noch ehe der Holocaust begann. Es macht den Anschein, dass dieser Wunsch dem Chafez Chajim verwehrt wurde.
Aber, so sagt Rav Pam: „G’tt erfüllt den Willen derer, die Ihn fürchten“ [Tehillim 145:19]. Der Chafez Chajim wollte die Mizvah dieser Parascha erfüllen: „Ich will unter den Kindern Israels geheiligt werden.“ Dieser Wunsch wurde erfüllt. Er starb nicht für Kidusch HaSchem. Er führte sein ganzes Leben lang ein Leben von Kidusch HaSchem. Ein Leben mit Kidusch HaSchem zu führen ist viel schwieriger als für Kidusch HaSchem zu sterben. Märtyrertum ist eine sehr schwere Prüfung. Mögen wir nie etwas damit zu tun haben. Aber dies dauert nur eine Minute und dann ist es vorbei. Ein Leben zu führen, das voll reinstem Kidusch HaSchem ist, und das 90 Jahre lang, ist wohl noch schwieriger! Das Gebet des Chafez Chajim wurde erhört. Er erfüllte die Mizvah, den Namen G’ttes inmitten des jüdischen Volkes zu heiligen.
Quellen und Persönlichkeiten:
Sifra oder Torat Kohanim: Ältester Midrasch Kommentar (Erklärung der Tana’im/Mischna-Gelehrten) zu Sefer Wajikra. Stammt aus dem Bejt Hamidrasch von Rabbi Jehuda, Schüler von Rabbi Akiwa. Raschi zitiert ihn oft.
Chafez Chajim: (1838-1933): Rabbi Jisrael Me’ir HaKohen von Radin. Autor grundlegender Werke zu jüdischem Recht und jüdischen Werten (Halachah, Haschkafah und Mussar). Einer der prominenten Führer des orthodoxen Judentums vor dem 2. Weltkrieg.
Rav Avraham Pam (1913 - 2001): Führender Gelehrter; Rosch Jeschiwa; Brooklyn, New York.
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