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Extremismus kann leicht seine Richtung ändern (Rav Frand Emor 5782 - Beitrag 2)

Rav Frand zu Paraschat Emor 5782 – Beitrag 2

Extremismus kann leicht seine Richtung ändern

Am Ende von Paraschat Emor finden wir eine sehr, sehr sonderbare Begebenheit in der Torah. Der Vers erzählt, dass der Sohn einer jüdischen Frau in einen Streit verwickelt wurde und schlussendlich das Verbrechen von G’tteslästerung beging. Er verfluchte, Rachmana lizlan (G-tt behüte), den Namen des Ribono Schel Olam (Herr der Welt).

Der Abschnitt beginnt mit den Worten: „Und der Sohn der jüdischen Frau trat hervor.“ Dies stört den Midrasch; von wo trat er hervor? Der Midrasch Raba [Wajikra 32:3] und der Jalkut Schimoni [657], wie auch Raschi zur Stelle, bringen verschiedene Erklärungen, von wo trat er hervor? Rabbi Berechja sagt: „Vom obigen Abschnitt der Torah kam er her.“ Was ist denn am vorgehenden Abschnitt der Torah so störend?

Der vorhergehende Abschnitt handelt vom Lechem haPanim (dem Schaubrot). Dies waren die zwölf Brotlaibe, welche auf den Schulchan (Tisch) im Mischkan (Stiftzelt) gelegt wurden. Die Laibe wurden am Freitag gebacken, alsdann wurden sie am Schabbat auf dem Tisch geordnet und danach verblieben sie eine ganze Woche, von Schabbat bis Schabbat, auf dem Schulchan. Wieso war dieser Mann wegen dem Lechem haPanim so aufgebracht? Der Midrasch sagt, dass er sich beklagte, dies sei eine unangemessene Art, G’tt zu dienen. Ist es wohl die Art eines Königs altes Brot zu essen, oder täglich frisches Brot? Dass man G’tt nicht täglich warmes, frisches Brot, sondern vielmehr fades, eine Woche altes Brot brachte, regte ihn auf. „So dient ihr dem König, dem König der Könige?“, reklamierte er! Er regte sich deswegen so auf, dass er hervortrat und den Namen G’ttes lästerte.

[Anmerkung des Herausgebers: Der Lästerer wusste nicht, dass diese Brote die ganze Zeit frisch und warm blieben, wie unsere Weisen [Traktat Joma 21a] es von einem Vers in Schmuel I 21:7 ableiten.]

Es ist nicht nur schwer verständlich, wieso sich dieser Mensch so ärgerte, auch seine nachfolgende Richtungsänderung ist nicht nachvollziehbar. Was störte ihn? Dass wir G’tt nicht angemessen behandeln. Und dann dreht sich der gleiche Mensch um und lästert G’tt gerade selbst! Was geht in so einem Menschen vor?

Die Erklärer sagen, dass dies nicht ungewöhnlich sei. Dieser Mensch ist ein Extremist („Kizoni“). Ein Extremist kippt sehr leicht von einer Seite auf die andere. An einem Tag ist er zimperlicher als jeder andere, wenn es um die „Ehre des Himmels“ geht, sogar mehr als die Torah selbst. Und dann schlägt bei diesem Menschen das Pendel gerade in die entgegengesetzte Richtung und er lästert, G’tt behüte, den g’ttlichen Namen.

Der Rambam [Schemona Perakim/ Acht Abschnitte, Abschnitt 4] sagt uns, dass das Verhalten des Menschen (mit der Ausnahme von Zorn und Hochmut) dem Goldenen Mittelweg („Derech HaMemuzah“) folgen sollte. Neigt ein Mensch jedoch zu Extremismus, so kann er an einem Tag radikal gegenüber einer Sache sein und am nächsten Tag restlos für eine andere Sache, die der ersten um 180 Grad widerspricht.

Dies umschreibt den G’tteslästerer in der Parascha. Wenn ein Mensch noch eifriger ist als es die Torah verlangt, so kann er am Ende zu einem G’tteslästerer werden. Der Mittelweg ist der Pfad des wahren Dieners G’ttes.

Quellen und Persönlichkeiten:

 

  • Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tanna’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
  • Jalkut Schim’oni ist eine Midraschim-Sammlung. Der Verfasser ist vermutlich Rabbi Schim’on Kara, genannt Rabbi Schim'on haDarschan. Französischer Rabbiner (12. Jahrhundert) Nach anderen Quellen aus Frankfurt a/M stammend (11. Jahrhundert); vermutlich doch erst aus dem 13. Jahrhundert. Dieses Werk ist deshalb besonders wertvoll, weil er diverse Quellen benutzt, die ansonsten teilweise oder ganz als verloren gelten, wie Sifrej Suta, Midrasch Jelamdenu, Midrasch Awkir, Midrasch Tadsche, etc.
  • Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Rambam, Rabbi Mosche ben Maimon (Maimonides) (1135 – 1204); Spanien, Ägypten, Israel. Einer der bedeutendsten Rischonim, seine Hauptwerke sind: Das umfassende Werk zum jüdischen Recht „Mischne Tora-Jad Hachsaka“, Erklärung zur Mischna und „Moreh Newuchim (Führer der Irrenden / Unschlüssigen), wie weitere Werke.

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