Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Behar 5765

Elend liebt Gesellschaft

Paraschat Behar enthält sowohl die Mizwa (Gebot) des Schmittajahres (Brachjahres) als auch des Joweljahres (Erlassjahr). Das Jowel folgt auf sieben siebenjährige Schmitta-Zyklen. Dieses 50. Jahr war im Grunde ein zusätzliches Schmittajahr, also ein zusätzliches Jahr der „Ruhe“ für das Land.

Zusätzlich zu den gewöhnlichen Einschränkungen der Landwirtschaft bei Schmitta, gibt es das positive Gebot am Jom Kippur (10. Tischri) des Joweljahres einen „Tekia“-Ton mit dem Schofar (Widerhorn) zu blasen. Der Schofarton verkündet: „Ihr sollt das fünfzigste Jahr weihen und im Land Freiheit ausrufen für alle seine Bewohner. Ein Jowel ist es, soll es euch sein; es kehre ein jeder von euch zu seinem Besitze zurück, ein jeder von euch kehre zu seiner Familie zurück.“ [Wajikra 25:10]

Die halachische (religionsgesetzliche) Tragweite des letztgenannten Passuks (welcher übrigens auch auf der Freiheitsglocke in Philadelphia eingraviert ist) besteht darin, dass alle jüdischen gepfriemten Sklaven während dem Joweljahr die Freiheit erlangen. Der Schofarton, der am Jom Kippur im fünfzigsten Jahr erscholl, signalisierte den Augenblick, in dem alle gepfriemten Sklaven ihre Herren verlassen und in ihr Heim zurückkehren konnten.

Der Sefer HaChinuch [Mizwa 331] gibt einen psychologischen Grund für das Blasen des Schofars bei dieser Gelegenheit. Der Sefer HaChinuch schreibt, dass es für die Besitzer sehr schwer ist, ihre langjährigen Bediensteten ziehen zu lassen. Stellen Sie sich einen Geschäftsinhaber vor, der über einen tatkräftigen Mitarbeiter verfügt, welcher für viele Jahre oder Jahrzehnte für sein Geschäft wirkte. Plötzlich muss er den Arbeiter ziehen lassen. Dies ist nicht einfach.

Es ist oft so, dass man mit einer Hausangestellten oder einem Kindermädchen, welche für viele Jahre mit der Familie lebt, eine enge Beziehung aufbaut. Oftmals gehen wir an eine Bar-Mizwa-Feier oder an eine Hochzeit und treffen dort auf jemanden, der offensichtlich nicht zur Gesellschaft passt. Es ist das Kindermädchen! Sie kennt das Kind schon seit der Geburt. Jetzt, 20 Jahre später, heiratet es. Selbstverständlich wird sie zur Hochzeit eingeladen – sie ist Teil der Familie!

Stellen Sie sich die Situation mit dem jüdischen Knecht vor. Er war 49 Jahre lang – gerade seit dem Ende des letzten Jowels – Teil der Familie. Jetzt muss man ihn ziehen lassen. Für den Herrn ist es sehr schwierig, ihn wegzuschicken. Aus diesem Grund, so schreibt der Chinuch, verlangt die Torah, dass an diesem

Jom Kippur das Schofar überall geblasen wird, damit den Besitzern die Wichtigkeit der Sache bewusst wird und bei ihnen genügend Stärke und Überzeugung vorhanden ist, dass sie tun, was zu tun ist. Dies wird den Herren helfen, dass sie erkennen, dass ihr Opfer etwas ist, das sie mit allen anderen Herren im Lande teilen. Das Wissen darum, dass auch alle anderen die gleiche finanzielle und emotionale Selbst-Aufopferung durchmachen, ist eine kraftvolle psychologische Unterstützung, um einen Menschen dazu zu bringen, das zu tun, wozu er verpflichtet ist.

Für mich ist es viel einfacher, mein eigenes Ungemach zu überwinden, wenn ich sehe, dass alle im selben Boot sitzen, dass jeder auf seine Bediensteten, auf seinen vertrauten Angestellten verzichten muss. „Zarat Rabim, chazi Nechama“ (Wenn viele Leute das gleiche Problem haben, ist dies schon der halbe Trost).

Wir können diesen Gedanken vielleicht besser nachempfinden, wenn wir über die Schwierigkeiten des „Pessach machen“ nachdenken. Die Vorbereitung auf Pessach ist eine der schwierigsten Herausforderungen für einen religiösen jüdischen Haushalt. Das Haus muss gereinigt, die Geräte gekaschert, die Küche umgestellt und die Mahlzeiten vorbereitet werden. Dies ist mit ungemein viel Stress, Ermüdung und Aufregung verbunden.

Hier steht jemand und reinigt seinen Ofen. Die Nägel sind abgebrochen, der Rücken ist geschunden und er (oder sie) denkt sich: „Das ist verrückt!“ Aber was denkt er sich nachher? „Zumindest sind wir alle zusammen verrückt! Jeder muss das tun!“ (Selbstverständlich ist es nicht so, dass wir verrückt sind – wir sind schlussendlich überglücklich, den Dienst G-ttes mit allen unseren Gliedern ausführen zu dürfen!)

Das meint der Chinuch. Wenn jemand im Jowel das Schofar vernimmt, erkennt er, dass jeder in Bezug auf die Freilassung seiner Sklaven im gleichen Boot sitzt, und das macht es ihm leichter.

Jedermann muss in verschiedenen Lebensphasen Herausforderungen überwinden. Einige haben finanzielle Herausforderungen. Einige haben Gesundheitsprobleme. Einige haben Erziehungsprobleme. So ist das Leben. Das Leben besteht leider aus einer Folge von Herausforderungen und Problemen und unseren Umgang mit ihnen. Oft denken wir uns: „O weh, welche Probleme! Keiner hat solche Schwierigkeiten wie ich!“ Wir blicken auf die anderen und sehen, wie glücklich sie sind. Sie schauen zufrieden aus. Sie verhalten sich unbeschwert. Wir denken: „Nur ich habe solche Probleme.“ Dies ist ein Irrtum.

Wir sollten den Schall des stillen Schofars, welches zwar nicht geblasen wird, aber geblasen werden sollte, im Ohr haben. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Der andere steht vielleicht nicht vor der gleichen Art von Problemen. Wir dürfen uns aber nichts vormachen und meinen, dass wir so einzigartig sind. Das Leben ist prallvoll mit einer Unzahl von Problemen und dies bei Jedem in der einen oder anderen Form. Das Wissen, dass die Herausforderungen und Probleme allgegenwärtig sind, ist jedoch bereits die halbe Tröstung.


Quellen und Persönlichkeiten:
Sefer HaChinuch („Das Buch der Mizwa-Erziehung“): Der mögliche Autor ist Rabbi Aron Halevi; Barcelona, Spanien.

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