Die Lektion von "Zähle auch die Familie von Gerschon" (Rav Frand Nasso 5781)
Die Lektion von "Zähle auch die Familie von Gerschon"
Unangenehme Ereignisse so angenehm wie möglich gestalten
Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann
Paraschat Nasso beginnt mit der Anweisung an Mosche „auch die Familie von Gerschon zu zählen“ [Bamidbar 4:22 ]. Lewi hatte nämlich drei Söhne - Gerschon, Kehat und Merari. In der letztwöchigen Parascha - Paraschat Bamidbar - finden wir die Zählung des jüdischen Volkes, alle Männer ab dem 20. Lebensjahr. Die Lewijim wurden separat gezählt und zusätzlich bereits ab dem Alter von einem Monat! Als diese Volkszählung abgeschlossen wurde, wurden die Leviten nochmals gezählt, und zwar alle diensttuenden Männer von 30 bis 50 Jahren. Am Ende der letztwöchigen Parascha, finden wir die Zählung von den diensttuenden Männern der Familie Kehat. Unsere Parascha, Nasso, beginnt dort, wo Paraschat Bamidbar aufgehört hat, nämlich mit der Anweisung, auch die Familie von Gerschon zu zählen. Darauf folgt das Gebot, die Männer von Lewis drittem Sohn Merari zu zählen.
Der Abarbanel fragt, warum die Tora die Zählung der diensttuenden Lewijim auf so seltsame Weise aufgeteilt hat. Wir würden erwarten, dass entweder die Zählung aller drei Zweige des Stammes Lewi in Paraschat Bamidbar erwähnt werden, da sie dort bereits mit der Zählung des Kehat-Zweigs der Familie begonnen hat, oder dass Paraschat Nasso mit der Zählung der diensttuenden Leviten beginnt und alle drei Zweige der Familie einschliesst! Was ist der Zweck, die Zählung der Lewijim aufzuteilen?
Der Abir Josef zitiert einen Da’at Sekejnim miBa’alej HaTossafot, der auf eine weitere Anomalie hinweist. Bei der Zählung von Kehat schreibt die Tora „al pi Haschem beJad Mosche - durch das Wort G-ttes in der Hand von Mosche [Bamidbar 4:37].“ Ebenso schreibt die Tora bei der Zählung von Merari „al pi Haschem beJad Mosche [ibid. 4:45].“ In Bezug auf die Zählung der Familie von Gerschon sagt die Tora jedoch nur "al pi Haschem [ibid. 4:41]“ - sie erwähnt nicht " beJad Mosche".
Der Da’at Sekejnim kommt zum Schluss, dass die Zählung der Familie von Gerschon anscheinend von der Familie von Gerschon selbst durchgeführt wurde! Mosche Rabbejnu bat sie, ihm nur das Total anzugeben. Die Familie führte eine Selbstzählung durch und gab Mosche die Bilanz an, aber Mosche selbst war nicht an der Zählung beteiligt. Warum sollte das so sein?
Mit Abarbanels Antwort auf seine Frage können wir vielleicht auch die Lehre der Da’at Sekejnim verstehen. Der Abarbanel bringt einen schönen Gedanken. Levi hatte drei Söhne - Gerschon, Kehat und Merari. Gerschon war der älteste Sohn. Im Judentum (und auch in gewisse Teile der Welt) nimmt der Erstgeborene eine herausragendere Stellung als seine Geschwister ein. Er erhält einen doppelten Teil des Erbes seines Vaters. Er ist der Sockel der Familie. Dies hat eine besondere Bedeutung.
Unter den Söhnen Levis hatte die Familie Kehat jedoch die wichtigsten Pflichten. Dies war die Familie, die beauftragt wurde, den Aron haKodesch (die Bundeslade) und die anderen heiligen Kejlim (Geräte) des Mischkan (Stiftzeltes) zu tragen. Gerschon tat andere Dinge, wie z.B. das Auseinandernehmen und Aufstellen des Stiftzeltes, aber der Zweitgeborene - Kehat - erhielt die herausragendste Aufgabe, nicht der Erstgeborene. Wie der Abarbanel betont, war dies für die Benej Gerschon etwas Bedrückendes. Da der Allmächtige seine Gründe hatte, den Benej Kehat eine wichtigere Rolle zu geben, deshalb mussten die Gefühle des Erstgeborenen berücksichtigt werden. Er musste mit einer Art „Trostpreis“ entschädigt werden. Es ist notwendig, dass er sich gut fühlt, obwohl er entwürdigt wurde. Daher beginnt Paraschat Nasso mit der Zählung der Familie Gerschon „Zähle auch die Kinder von Gerschon…“. Gerschon erhielt damit eine Entschädigung für seine Demütigung.
Der Abir Josef fügt hinzu, dass dies auch erklären könnte, warum die Zählung von den Benej Gerschon selbst durchgeführt wurde und nicht „durch die Hand von Moshe“, wie dies bei den anderen Familien von Levi der Fall war. Dies ist ein weiterer Versuch, sie für die „Herabwürdigung“ zu entschädigen, dass ihr erstgeborener Status bei der Verteilung von den Aufgaben umgangen wurde. Mosche sagt ihnen: „Ihr habt einen besonderen Status, ihr habt eine besondere Berechtigung. Ich werde darauf vertrauen, dass ihr eure eigenen Familienmitglieder zählt und sich danach bei mir meldet, ohne dass ich mich zu euren Zelten begebe und euch zähle.“ Auch dies war eine gewisse Entschädigung für ihre Demütigung.
Wir sehen dieses Thema auch an einer anderen Stelle in der Tora. Als Ja’akow Awinu Josefs Söhne seinen Segen gab, bevorzugte er den jüngeren Enkel Efrajim vor seinem älteren Bruder Menasche. Ja’akow wollte seine rechte Hand auf Efrajims Kopf und seine linke Hand auf Menasches Kopf legen, aber sie standen nicht in dieser Ordnung. Ja’akow hätte sagen können: "Efrajim, tausche bitte deinen Platz mit Menasche." Ja’akow tat dies jedoch nicht. Ja’akow kreuzte seine Arme, um seine Hände dort zu platzieren, wo er sie haben wollte, ohne die Jungen zu bitten, sich zu bewegen. Trotz der Tatsache, dass er es für notwendig hielt, die Ehre des Erstgeborenen zu „schmälern“, verzichtete er darauf, Menasche aufzufordern seinen Platz mit dem Jüngern zu wechseln, um ihn nicht noch zusätzlich - unnötigerweise - zu verletzen. Ja’akow war sensibel für Menasches Gefühle und obwohl er Menasche „herabsetzen“ musste, sicherte er sich ab, dass dies auf die sanfteste Art und Weise geschehen soll, die möglich war.
Hier gibt es eine Lektion für uns alle. Ich werde mit Ihnen teilen, wo ich diese Lektion verwende.
Ich habe Studenten, die sich in der Phase des Lebens befinden, in der sie ausgehen, um nach ihrem bestimmten Lebenspartner, ihrem Schidduch, zu suchen. Oft geht ein Bachur drei, vier, fünf Mal oder mehr mit einem Mädchen aus und dann entscheidet er: „Sie ist einfach nichts für mich.“ Also muss er diese Nachricht irgendwie überbringen. Er muss dem Mädchen sagen: "Danke, aber nein, es geht nicht, danke." Ich sage jeweils dem Bachur, wenn er sich in einer solchen Situation befindet - zum Beispiel, wenn ein Junge aus der Jeschiwa in Baltimore mit einem Mädchen aus New York ausgegangen ist und nun die Beziehung beenden muss - dass er nach New York reist, dem Mädchen direkt ins Gesicht schaut und ihr so sanft wie möglich sagt: „Ich glaube nicht, dass wir zueinander passen." So sollte eine Person eine solche Beziehung beenden. Dies sollte nicht über das Telefon erfolgen. Dies sollte nicht über den Schadchan (Heiratsvermittler) erfolgen. Es sollte wie ein Mensch gemacht werden.
Ich weiss, dass das Reisen vom Standort des Ner Israel-Campus an der Mt. Wilson Lane (in Pikesville (Baltimore County), Maryland) zur Ocean Parkway (in Brooklyn) mindestens 100 US-Dollar an Autokosten verursacht, Benzinpreise sowie Mautgebühren in ganz Delaware, New Jersey und New York. Dies ist keine billige Reise für eine "Absage". Ich sage ihnen jedoch, dass es sich lohnt. Es lohnt sich, weil Telefonanrufe nicht der richtige Weg sind, um mit einem Mädchen Schluss zu machen. "Nein" ist schmerzhaft. Wenn Sie jemandem ein „Nein“ sagen müssen, sollten Sie versuchen, es so sanft wie möglich zu überbringen.
Dies ist natürlich eine gegenseitige Sache. Wenn ein Mädchen einen Jungen fallen lassen muss, ist das ebenfalls sehr schmerzhaft. Also mache es richtig. Ich muss keine Leute feuern, weil ich kein Boss bin. Aber ich bin mir sicher, dass einige in meiner Zuhörerschaft manchmal Mitarbeiter entlassen müssen. Dies ist ein sehr unangenehmes Ereignis. Sie sollten also versuchen, es so schmerzfrei wie möglich zu gestalten. Auch hier ist ein „Nein“ oder eine Ablehnung schmerzhaft - aber einer Person eine Voicemail oder eine Textnachricht zu hinterlassen, die sie abfeuert, ist nicht der Weg, den man gehen sollte. Ich spreche nicht von grober Fahrlässigkeit oder Betrug oder so ähnliches. Es gibt jedoch viele Situationen, in denen ein Arbeitgeber keinen Arbeitnehmer mehr benötigt - ohne Verschulden des Arbeitnehmers. Es ist manchmal notwendig, „die Kosten zu senken“. Es treten harte Zeiten auf. Sie können sich die Person nicht mehr leisten. Mache es richtig!
Dies ist die Lehre von „Zähle die Kinder von Gerschon, auch sie…“. Die Tora stellt ihre Volkszählung in diese herausragende Position, um den Hieb des Verlusts in Bezug auf die herausragende Aufgabe in der Familie der Leviten zu verringern.
Quellen und Persönlichkeiten:
- Da’at Sekejnim mi'Ba'alej HaTossafot; ein Torakommentar der Ba'alej HaTossafot („Tossafisten“), der Talmuderklärer des 12. und 13. Jahrhunderts.
- Rabbi Don Jizchak ben Jehuda Abarbanel (bzw. AbRawanel oder Abrabanel) wurde 1437 in Lissabon geboren und starb 1508 in Venedig. In seiner Tätigkeit als Rabbiner und Philosoph, schrieb er einen der bedeutendsten Thora-Kommentare des Mittelalters, fungierte aber auch als Politiker und Finanzier im Dienste der Könige von Portugal und Spanien, der Vizekönige von Neapel und der Fürsten von Venedig.
- Abir Josef: Werk von Rav Ja’akow Josef Reinman, zeitgenössischer Rabbiner, Lakewood, N.J., USA
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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