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Man erzieht einen Nasir (Nasiräer), indem man selbst ein Nasir ist (Rav Frand Nasso 5782 - Beitrag 2)

Raw Frand zu Paraschat Nasso 5782 2. Beitrag

Ergänzungen: S. Weinmann

Man erzieht einen Nasir (Nasiräer), indem man selbst ein Nasir ist

Einleitung:

Ein Nasiräer, ist ein Mann oder eine Frau, die freiwillig ein Nasiräer-Gelübde machen, dem Ewigen zu Ehren enthaltsam zu sein.

Die Tora verbietet einem Nasir drei Sachen:

  1. 1. Alles Essbare von einer Rebe, wie Trauben (auch die Schalen und die Kerne), Rosinen, Wein, Traubensaft und Weinessig. Die Rebenblätter sind erlaubt.
  2. 2. Sich keiner Leiche und keinem Grab zu nähern, oder mit einem Toten unter einem Dach zu sein, selbst wenn es sich um einen nahen Verwandten handeln
  3. 3. Sich nicht die Haare und den Bart zu schneiden.

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Rav Schwab bietet eine aussergewöhnlich neuartige Erklärung einiger Pessukim (Verse) in der Haftora (Prophetenlesung) dieser Woche [Schoftim/Richter 13]. Wir hören die berühmte Geschichte von Schimschon (Samson). Ein Engel teilte der Frau von Manoach mit, dass sie ein Kind haben wird. Dies werde ein besonderes Kind sein, das sein Leben lang ein Nasir sein werde. Der Engel verbat Manoachs Frau, sogar während der Schwangerschaft schon kein Wein oder Trauben zu geniessen. Das Kind sollte von Anfang an ein Nasir sein. Die Frau kam und erzählte ihrem Mann Manoach die Worte des Engels.

Daraufhin betete Manoach zu G'tt, dass der Engel zu ihm und seiner Frau zurückkehren solle, weil "ich wissen muss, wie ich das Kind aufziehen soll." Man kann sich fragen, was Manoach hier eigentlich wollte? Der Engel hatte ihm die wichtigste Information, die er benötigte, bereits durch seine Frau übermitteln lassen? Das Kind wird ein Nasir sein und die Mutter sollte während ihrer Schwangerschaft weder Wein trinken noch Trauben essen. Was brauchte er sonst noch zu wissen?

Man kann davon ausgehen, dass Manoach keine Fragen über die Gesetze des Nasirates stellen musste. Für diese Information braucht es keinen Engel. Dafür konnte Manoach zu seinem Rabbi oder Richter gehen und die Gesetze eines Nasiräers studieren.

Der Engel kehrte trotzdem zurück. Wie beantwortete er Manoachs Anfrage? "Hüte dich ("tischamer") vor allem, was ich deiner Frau verboten habe. Geniesse nichts, was vom Weinstock kommt, etc." [Schoftim 13:13-14]. Was ist neu an der Antwort des Engels? Er hat anscheinend nur das wiederholt, was er bereits Manoachs Frau gesagt hatte!

Rav Schwab erklärt, dass Manoach keine Frage über die Gesetze des Nasirates (eine "Nesirut- Schejlah") hatte. Er stellte eine Frage zur Kindererziehung (eine "Chinuch-Schejlah"). "Wie", fragte Manoach, "kann ich einen Nasir aufziehen, wenn ich selbst kein Nasir bin?" Er fragte, wie er ein Kind dazu erziehen kann, etwas zu tun, das er selbst als Vater nicht ausführt.

Gemäss Rav Schwab antwortete der Engel: "Jawohl, in Wahrheit musst auch du diese Gesetze einhalten." Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Kindererziehung und ausserdem eine aussergewöhnliche neue Deutung von zwei Versen im Buch Schoftim. Gemäss hebräischer Grammatik kann das Verb "Tischamer", welches in der Anleitung des Engels für Manoach erscheint, auf zwei verschiedene Arten gedeutet werden. Die anzunehmende Deutung ist "SIE soll SICH hüten" (dritte Person; bezieht sich auf Manoachs Frau, wie vorhin). Rav Schwab deutet das Wort gemäss der anderen möglichen Interpretation: "DU sollst DICH hüten" (zweite Person; bezieht sich auf Manoach).

Der Engel war mit Manoachs Standpunkt einverstanden: Du hast recht, dass du es nie schaffen wirst, einen Nasir aufzuziehen, wenn du die Gesetze des Nasirates nicht selbst erfüllst. "Deshalb, vor allem, vor dem ich deine Frau gewarnt habe, hüte auch du dich!" Es ist eine miserable Erziehung, wenn es heisst: "Tu', was ich sage - nicht, was ich tue." Das Gegenteil ist richtig: "Tu', was ich tue."

Nochmals: Für den Passuk ist es eine absolut neuartige Deutung, im Bereich der Erziehung ist dies jedoch ein grundlegendes Prinzip. Wir können unseren Kindern keine Predigten halten. Nur als Vorbild können wir ihnen etwas beibringen.

Man erzählt von einer berühmten Begebenheit mit dem Gerrer Rebben sZl. Ein Anhänger klagte gegenüber dem Rebbe, dass sein Sohn lernfaul sei. "Ich habe alles versucht. Ich probierte es mit Ansporn, ich versuchte es mit einer Belohnung, ich versuchte es mit Bestrafung und ich habe ihm Sachen weggenommen. Nichts funktioniert. Was soll ich bloss machen? Ich will, dass mein Sohn lernt."

Der Rebbe stellte dem Anhänger eine Frage: "Lernt der Vater des Jungen auch?" Alle Reden der Welt bewirken nicht die geringste Veränderung. Kinder lernen durch das Vorbild.

Diese Regel gilt für alle Aspekte der Kindererziehung. Wer einen Nasir aufziehen will, muss selbst ein Nasir sein. Wer einen anständigen und aufrichtigen jüdischen Menschen aufziehen will, muss selber ein anständiger und aufrichtiger jüdischer Mensch sein.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

Rav Schimon Schwab (1908 - 1995): Rabbiner der Gemeinde Adat Jeschurun in Washington Heights, New York.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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