Schewat/ Paraschat Beschalach

Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo new 1

  • Home
  • Parascha
  • Beha'alotecha
  • Mosches Bescheidenheit war der Grund für Ziporahs Irrtum - (Raw Frand Beha'alotecha 5781 - Beitrag 1)

Mosches Bescheidenheit war der Grund für Ziporahs Irrtum - (Raw Frand Beha'alotecha 5781 - Beitrag 1)

Ergänzungen: S. Weinmann

 

Am Ende der dieswöchigen Parascha finden wir eine aussergewöhnliche Begebenheit zwischen Mosche und seinen Geschwistern:

Es heisst: ‘Mirjam und Aharon redeten über Mosche wegen der kuschitischen Frau, die er genommen hatte; denn er hatte eine kuschitische Frau genommen hatte. Sie sprachen: ‘Hat denn der Ewige nur mit Mosche alleine geredet? Hat Er nicht auch mit uns gesprochen?’ Und der Ewige hörte es. Mosche aber war ein sehr bescheidener Mann, mehr als irgend ein Mensch auf Erden. Der Ewige sprach plötzlich zu Mosche, Aharon und Mirjam: Gehet alle drei zum Stiftzelt… Nicht also mein Diener Mosche, in meinem ganzen Hause hat er sich als treu bewährt (ist er beständig) [Bamidbar 12:1-16].

Mosches Bescheidenheit war der Grund für Ziporahs Irrtum

Der Passuk (Vers) am Ende der dieswöchigen Parascha berichtet über die Unterhaltung zwischen Mirjam und Aharon, die sie über ihren Bruder Mosche "wegen der kuschitischen Frau, die er geheiratet hatte" führten. Raschi verweist auf einen Midrasch [Sifri zur Stelle], der den Hintergrund dieser Unterhaltung beleuchtet. Der Vorfall mit Eldad und Mejdad geht dem Gespräch zwischen Mirjam und Aharon voran. Siebzig Älteste, die Mosche erwählt hatte, um ihm ‚die Last des Volkes tragen zu helfen‘, versammelten sich vor dem Mischkan und erhielten prophetischen Geist. Zwei Erwählte aber, Eldad und Mejdad, die sich nicht genügend würdig für dieses Amt hielten, blieben im Lager zurück und erhielten dort prophetische Weitsicht und begannen zu prophezeien. Offensichtlich stand Mosches Frau Ziporah gerade neben Mirjam, bei diesem Vorfall. Spontan bemerkte sie: "Oh, ihre armen Frauen - sie haben de facto ihre Männer verloren!"

Ziporah bedauerte die Tatsache, dass die Frauen von Eldad und Mejdad jetzt "Prophetenwitwen" sein würden. "Ihre Männer werden nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Das ist mir geschehen. Mosche, mein Gatte, wurde zum Propheten und trennte sich von mir."

Mirjam war über diese Bemerkung entsetzt. "Einen Augenblick", dachte sie bei sich, "Ich bin eine Prophetin, mein Bruder Aharon ist ein Prophet. Wir haben keine Einschränkungen mit unseren Ehepartnern." Sie wunderten sich über Mosches Beziehung zu seiner Frau.

G'tt hörte ihre Bemerkungen. G'tt bezeugte Mosches Einzigartigkeit und dass er seine Frau mit G-ttlichem Einverständnis hin verlassen hatte. Somit gaben sie Mosche fälschlicherweise die Schuld. Das ist die "Geschichte". Ein Vers in dieser Geschichte passt jedoch nicht hinein. Mittendrin sagt der Vers: "Und der Mann Mosche war der bescheidenste Mensch auf Erden" [12:3]. Was sucht dieser Vers hier? Er gehört nicht zum Thema! Eine Bemerkung zu Mosches Stellung als dem grössten Propheten wäre vielleicht angebracht gewesen. Es scheint jedoch fehl am Platz zu sein, hier seine Bescheidenheit hervorzuheben.

Der Awot deRabbi Natan erklärt diesen Vers und stellt ihn in den Zusammenhang mit Mirjams Gespräch mit Aharon. Mirjam stellte fest: "Ich bin eine Prophetin und trotzdem musste ich meinen Mann nicht verlassen." Aharon meinte: "Auch ich bin ein Prophet und musste meine Frau nicht verlassen". Sie zogen daraus den Schluss, dass Mosche sich aus Hochmut (als "Ba'al Ga'awa") anders verhielt. "Sicher meint Mosche vor lauter Einbildung und Anmassung, dass er über jeglichem Familienleben steht."

Deshalb kam G'tt Selbst und bezeugte, dass ihre Einschätzung vollständig falsch war. "Mit Hochmut hat Mosche Rabbejnu nichts zu tun. Im Gegenteil: Er ist der bescheidenste Mensch, der je gelebt hat."

Eigentlich war Mosches Bescheidenheit schuld daran, dass Ziporah seine Trennung von ihr falsch verstanden hatte. Sie zog deshalb den Schluss, dass den Frauen von Eldad und Mejdad dasselbe Schicksal blühte. Mosche war zu bescheiden gewesen. Er hatte seiner Frau nicht gesagt, dass G'tt ihn als so aussergewöhnlich betrachtete - als den bedeutendsten Propheten auf Erden und dass er demzufolge immer bereit sein muss, um Prophetie zu empfangen - und er sich deshalb von ihr trennen muss. Mosche hatte seiner Frau einfach erklärt, dass sie nicht mehr länger zusammen leben durften, weil er ein Prophet sei. Sie folgerte daraus, dass diese Regel für alle Propheten gilt. Mosches Bescheidenheit war also der Grund, weshalb seine Frau glaubte, dass Eldad und Meijdad jetzt ihre Frauen auch verlassen müssten.

Ironischerweise führte Mosches Versuch, das wirkliche Wesen seiner Prophetie zu verheimlichen dazu, dass G'tt veranlasst wurde, seine einzigartige Stellung zu verkünden.

Aus dieser Begebenheit können wir noch eine zweite Lehre ziehen, die oft im Leben gilt. Wenn Leute einen anderen Menschen wegen einem vermeintlichen Charakterfehler verurteilen, sich häufig herausstellt, dass das empfundene Manko im Grunde genommen seine grosse Stärke ist.

Oftmals verurteilen Menschen jemanden, weil sie glauben, er sei unehrlich. Später stellt sich heraus, dass dieser Mensch sogar ausserordentlich ehrlich ist. Menschen kritisieren einen anderen, weil sie meinen, er sei eingebildet - dabei ist dieser Mensch im Gegenteil äusserst bescheiden. Die Menschen attackieren einen anderen oft genau dort, wo dieser Mensch vorbildlich ist.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Sifri – Ältester Midrasch Kommentar zu Sefer Bamidbar und Sefer Dewarim. Der Sifri zu Bamidbar stammt aus dem Bejt Hamidrasch von Rabbi Jischma’el und der auf Dewarim aus dem Bejt Hamidrasch von Rabbi Akiwa.  Wird oft von Raschi zitiert.
  • Awot deRabbi Natan: Erklärung zu den Pirkej Awot (Sprüche der Väter) von den Tana’im der Mischna (Mischna-Gelehrten).
  • Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

________________________________________________________________________________

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

___________________________________________________________________________________

Copyright © 2021 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

 

What do you think?

Send us feedback!

Drucken E-Mail

  • /parascha/47-behaalotecha/1725-der-treue-diener-war-fuer-seine-frau-ein-treuer-ehemann-raw-frand-zu-paraschat-beha-alotecha-5781-beitrag-2.html
  • /parascha/47-behaalotecha/1610-aharons-groesse-vierzig-jahre-bestaendigkeit-raw-frand-zu-paraschat-beha-alotecha-5780-beitrag-2.html

Aktuell sind 564 Gäste und keine Mitglieder online