Raw Frand zu Parschat Schelach Lecha 5773
Man kann seine eigene Grösse anerkennen, ohne arrogant zu sein
Die abschliessende Aussage der Meraglim (Spione) über ihren Bericht bezüglich dessen, was sie im Lande Israel gesehen hatten, war wie folgt: "Dort sahen wir die Nefilim, die Söhne eines Riesen von den Nefilim; wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken - und so waren wir auch in ihren Augen." [Bamidbar 13:33]. Wir haben in vergangenen Jahren kommentiert, wie die Spione gewusst haben wollen, wie sie in den Augen der Kena‘aniter ausgesehen hatten. Sie waren schliesslich keine Gedankenleser. Die Antwort, die wir gegeben haben, war, dass wenn sich jemand wie eine Heuschrecke sieht, dann wird er auch von anderen so wahrgenommen! Oder anders formuliert: Wenn du dich für eine "Schmate" (einen Lappen) hältst, dann werden dich auch andere so betrachten.
Dies ist eine wichtige Lehre im Leben. Wir müssen ein gewisses Niveau an Selbstbewusstsein haben, wer wir eigentlich sind. Niemand sollte den Fehler machen, zu denken (wie manche Menschen es tun), dass wenn ich mich nicht für eine Heuschrecke halte, es automatisch gleichbedeutend mit Überheblichkeit ist. Dies hat nichts mit Arroganz zu tun. Die Definition von Bescheidenheit ist nicht, herumzulaufen und zu sagen: "Ich bin ein Nichts. Ich weiss nichts. Ich bin eine Null." Die Definition angemessener Bescheidenheit ist, wahrzunehmen, wer ich bin und welche Talente ich habe - aber nicht stolz darauf zu sein, weil ich anerkenne, dass alles ein Geschenk des Schöpfers ist.
Wenn jemand eine schöne Stimme hat und gebeten wird, als Scheliach Zibbur vorzubeten, sollte er nicht sagen: "Ich bringe ja keinen richtigen Ton hervor." Das wäre schlichtweg unwahr. Aber wenn er sich aufmacht, zu beten, sollte er sich nicht dabei denken, dass er eine grosse Ehre verdient, weil er so schön singen kann. Die Fähigkeit zu singen, ist ein Geschenk G-ttes - und dies trifft auf alle menschlichen Fähigkeiten zu. Wir sind damit beauftragt, die Geschenke, die G-tt uns gegeben hat, angemessen in Seinen Dienst zu stellen.
Raw Mosche Feinstein, sz"l, war ein Ebenbild der Demut. Er war ein extrem demütiger Mensch. Mir wurde erzählt, dass er einmal in der Lower East Side in ein Auto einstieg und jemand auf der Strasse laut rief: "Mosche!" (an jemand völlig anderen), aber der Gadol Ha'Dor [einer der grössten Torah-Weisen seiner Generation] annahm, dass er persönlich angesprochen war und ruhig fragte: "Was kann ich für Sie tun?" Und dennoch: Derselbe Raw Mosche Feinstein war einmal bei einer Hochzeit, wo ihn ein junger Mann ansprach und ihm eine Frage stellte, die Raw Mosche beantwortete. Der junge Mann erhob seine Stimme und stellte eine Frage zu der Antwort, die Raw Mosche ihm gegeben hatte - und erhielt abermals eine Antwort von Raw Mosche. Dies setzte sich mehrmals fort, während der junge Mann bei jedem nachfolgenden Gedankenaustausch immer lauter wurde - bis Raw Mosche ihn schliesslich am Arm packte und ihm sagte: "Junger Mann, ich glaube nicht, dass du verstehst, mit wem du hier redest!" In anderen Worten: Ich bin Raw Mosche Feinstein und so redet man nicht mit mir.
Was ist mit dem demütigen Raw Mosche Feinstein, der in der Lower East Side jemandem antwortete, der "Mosche" brüllte? Dies ist kein Widerspruch. Raw Mosche Feinstein wusste, wer er war.
Neulich hörte ich eine weitere Geschichte, wonach ein junger Mann Raw Mosche bei einer Hochzeit eine Frage stellte - und Raw Mosche ihm antwortete. Der junge Mann fragte: "Weiss der Rosch Jeschiwa [Oberhaupt einer Talmudschule], dass der Pri Megadim [Kommentar auf den Schulchan Aruch] genau das Gegenteil entscheidet? - Worauf Raw Mosche antwortete: "Ja, ich habe diesen Pri Megadim 296mal gelernt." Wie konnte er so reden, wenn er so bescheiden war? Dieselbe Antwort: Er wusste, wer er war.
Vor vielen Jahren hörte ich eine Geschichte über den Chatam Sofer. Ich habe sie nie verifiziert. Es gab eine gewisse Frage über eine Agunah [eine Frau, bei deren Ehemann der Zweifel bestand, ob er gestorben war], die kontrovers diskutiert wurde und grosse rabbinische Meinungen auf beiden Seiten einbezog. Die Angelegenheit kam zum Chatam Sofer. Er dachte darüber nach, nahm seinen Stift heraus und schrieb während einer halben Stunde eine Response, die es der jungen Frau gestattete, wieder zu heiraten. Man fragte ihn, wie er so kühn und selbstsicher sein konnte, wo es sich um eine so kontroverse Angelegenheit handelte. Er antwortete: "Ich habe in dieser Generation die Autorität in diesen Angelegenheiten." In anderen Worten: Er konnte über sich sagen, dass er das letzte Wort hatte - und was er über diese Angelegenheit sagte, war der definitive Psak Halacha (religionsgesetzlicher Richtspruch). Fertig!
Diese Menschen waren ungemein demütig, doch sie wussten, wer sie waren und sie wussten, was der Psak (Entscheidung) war - und sie hatten keine Angst, ein Machtwort zu sprechen. Dies ist keine Überheblichkeit.
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