Raw Frand zu Parschat Schelach Lecha 5765 (Beitrag 1)
Die Schwere der Strafe, wenn man sich die Ermahnungen nicht zu Herzen nimmt
Die Parscha von letzter Woche endet mit dem Bericht über die Strafe, welche Mirjam dafür erhielt, dass sie Laschon HaRah (üble Nachrede) über ihren Bruder Mosche geredet hatte. Die Parscha dieser Woche beginnt mit der Geschichte der Kundschafter. Raschi kommentiert die Aufeinanderfolge dieser zwei Abschnitte. Raschi erklärt, dass diese Sequenz einen zusätzlichen Tadel an die Adresse der bösen Kundschafter darstellt. Gerade eben hatten sie erlebt, wie Mirjam für üble Nachrede bestraft worden war und trotzdem zogen sie daraus keine moralischen Schlüsse für sich selbst („hem ra’u, ve’lo lakchu Mussar“).
Der Mirrer Maschgiach, Rav Jerucham Leibowitz macht folgende Feststellung: Wenn wir die Erzählung von den Kundschaftern, so wie sie von unseren Weisen erklärt wird, durchlesen, stellen wir fest, dass sie viele Vergehen und aufrührerische Handlungen gegen G’tt begingen. Unsere Weisen legen die Aussage „die Menschen von Kana’an sind stärker „mi’menu“ (welches üblicherweise mit „als wir“ übersetzt wird)“ so aus, dass sie in Wahrheit meinten, dass die Leute von Kana’an stärker als Er, also G’tt, seien. Sie waren somit vollkommene G’ttesleugner.
Rav Jerucham wundert sich: Die Kundschafter begingen eine lange Liste von Sünden: Sie sprachen Laschon HaRah über das Land Israel, sie stellten G’ttes Allmacht in Frage und begingen eine Vielzahl von Akten der Auflehnung, welche in vollkommener G’ttesleugnung gipfelte; wieso werden sie von den Weisen auch dafür getadelt, dass sie „nicht die richtige ethische Lektion gelernt“ hatten?
Dies gleicht einem Menschen, der ein Auto stiehlt, eine Bank ausraubt, eine Wache erschiesst und Kunden als Geiseln nimmt. Er wird wegen Raub, Mord und Menschenraub angeklagt. Können wir erwarten, dass noch eine Busse für das Parkieren im Halteverbot dazukommt?
Rav Jerucham erklärt, dass das Verbrechen, nicht die richtige ethische Lektion zu lernen, kein harmloses Vergehen darstellt. Im Gegenteil, in ihm liegt die Quelle aller anderen Verbrechen.
Es gibt Ereignisse, welche in unserem Leben häufig auftreten und stille Botschaften des Herrn der Welt an uns sind. Einige dieser Mitteilungen sind mild, andere Mitteilungen sind weniger schonend. G’tt will, dass wir die Botschaft vernehmen. Wenn wir die Botschaft auf uns wirken lassen, werden wir nicht ins Leere laufen.
Das Geschehen mit Mirjam war eine Wegscheide der jüdischen Geschichte. Es hätte eine tiefe Wirkung hinterlassen sollen. Es hätte auf alle einen starken Eindruck für das ganze Leben machen sollen, wie schrecklich die Sünde von übler Nachrede ist. Hätten die Kundschafter diese Episode richtig gewichtet und sich deswegen zu besseren Menschen verändert, hätten sie sich niemals der Sünde, einen schlechten Bericht über das Land Israel abzugeben, schuldig gemacht.
Dieser Gedanke ist nicht nur auf die Kundschafter beschränkt. Oft erleben wir wichtige Ereignisse und verpassen es, daraus die richtigen Lehren zu ziehen.
Parkieren im Halteverbot führt keineswegs zu anderen Verbrechen. Man kann daraus nicht folgern, dass ein solcher Mensch später raubt, mordet und Menschen entführt. Andererseits: „hem ra’u ve’lo lak’chu Mussar“ – Wenn die Menschen die Botschaften, welche unser ganzes Leben hindurch auf uns einstürmen, nicht vernehmen, so führt dies am Ende zur schlimmsten aller Sünden: der G’ttesleugnung.
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