Schewat/ Paraschat Beschalach

Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo new 1

Erez Jisrael hat übernatürliche Voraussetzungen - (Rav Frand Schelach Lecha 5781)

Ergänzungen: S. Weinmann

 

Erez Jisrael hat übernatürliche Voraussetzungen

Praktisch alle Tora-Kommentatoren – schon seit den frühen Rischonim – ringen mit der Angelegenheit, die Sünde der Meraglim (Kundschafter, Spione) zu definieren. Schliesslich wurden die Meraglim mit dem Auftrag entsandt, das Land Jisrael auszuspionieren und darüber einen Bericht abzugeben. Dies ist doch genau das, was sie taten. Mosche bat sie zu berichten, ob die Einwohner stark oder schwach seien, und sie meldeten, dass ihnen das Land nicht gefiel, weil sie sahen, dass die Einwohner beängstigend stark waren.

Für diesen Bericht wurden sie und auch wir bestraft, denn die Strafe dauert noch bis zum heutigen Tag an! Die Frage ist, was genau machten sie falsch?

Die Haltung des Ba’al HaAkejda ist, dass ihre Sünde diejenige war, dass sie zum sachlichen Bericht ihren eigenen Kommentar hinzufügten. Der Kommentar, den sie machten, war das Hinzufügen der Worte "Efes ki as haAm…" – das Land ist zwar schön, jedoch ist all dies vergebens, "denn die dort lebende Nation ist mächtig und die Städte sind befestigt und gross…" (Bamidbar 13:28). Diese Ergänzung wich von den Tatsachen ab. Sie stellte eine persönliche Einschätzung und einen eigenen Kommentar dar.

Der Akejda bringt uns ein Beispiel. Jemand sendet seinen Freund zum Laden des Schneiders, um ein spezifisches Kleidungsstück zu prüfen. Er erhält den Auftrag, die Materialien, das handwerkliche Geschick, die Masse, Grösse und den Preis zu prüfen. Der Freund tat, was ihm gesagt wurde, er prüfte die Qualität des Kleidungsstücks, er mass die Grösse, er vermerkte den Preis. Dann kam er zurück und meldete alles, was er über das Kleidungsstück in Erfahrung gebracht hatte, fügte dann jedoch noch hinzu, dass "dieses Kleidungsstück nicht die richtige Farbe für ihn habe und es auch zu teuer sei".

Dieser Freund ging über die erhaltenen Anweisungen hinaus. Ob das Kleidungsstück die richtige Farbe hat und ob es zu teuer ist, dies ist bereits eine Ansichtssache und sollte von der Meinung des Käufers abhängen, nicht von seinem Vertreter!

Der Schelah Hakadosch weist die Ansicht des Akejdat Jizchak zurück. Der Schelah sagt, dass es nicht richtig ist, den Spionen einen Vorwurf zu machen, weil sie ihre Meinung abgaben. Schliesslich bat Mosche sie darum, festzustellen, ob die Nation stark oder schwach war. Dies erfordert eine subjektive Beurteilung. Solch eine Aufforderung fordert eigentlich eine persönliche Meinung der Meraglim heraus.

Der Schelah Hakadosch nimmt eine gänzlich entgegengesetzte Meinung ein. Mosche Rabbejnu wollte tatsächlich ihre Meinung hören, er war jedoch nicht an ihre strategisch militärische Ansicht interessiert, sondern wollte ihre Meinung hören, die auf der Philosophie der Tora (Haschkafat HaTora) basiert war. Mosche wusste ganz genau, dass sie ein Land vorfinden würden, das stark befestigt und von Riesen bewohnt war. Mosche selbst beschreibt die gewaltige Stärke der dortigen Einwohner [Dewarim 9:1-2]. Ein angemessener Bericht, den die Meraglim hätten zurückbringen sollen, wären die Worte gewesen: "Ja, sie sind stark und mächtig, und vielleicht können wir naturgemäss gegen ihre Armeen nicht erfolgreich sein, aber wir haben doch den Herrn der Welt auf unserer Seite."

Mosche wollte von den Meraglim aufmunternde Worte hören. Ihre Mission war es, die Tatsachen zu präsentieren (die Leute von Kena’an sind mächtig), aber die Nation zu ermutigen, dass diese kena’anitischen Armeen mit G"ttes Hilfe vom jüdischen Volk besiegt werden können. Mosche erwartete von den Spionen, die Leute daran zu erinnern, dass sie auch den Ägyptern zahlenmässig unterlegen waren und auf natürliche Weise am Jam Suf (Schilfmeeer) nicht hätten überleben können, dass jedoch G"ttes Anwesenheit auf unserer Seite, alle militärischen Vorteile, die unsere Gegner besitzen mögen, aufhebt. Stattdessen erhielt Mosche und das Volk eine sachliche und profane Analyse der militärischen Situation, wie wenn G"tt im bevorstehenden Kampf um das Land Kena’an keine Rolle spielen würde.

Rav Mosche Schapiro meint, dass diese Haltung des Schelah's den Worten unserer Weisen, dass man sich nie in eine Lage der Versuchung begeben sollte, völlig widerzusprechen scheint. Wir sollten uns nie in Versuchungen (Nisjonot) des Jezer Hara’s (bösen Triebes) bringen. Wenn die Spione zurückgekommen wären und gesagt hätten: "Die Kena’aniter sind stark und sie sind Riesen, und sie würden uns militärisch überwältigen, falls der Kampf gemäss den Naturgesetzen geführt würde", würde dies zweifellos Leute, die eine schwache Emuna - einen schwachen Glauben - haben, in Panik versetzen (was auch geschah) und den Willen, weiter in Richtung Erez Jisrael zu ziehen, in Frage stellen. Warum den Jezer Hara herausfordern? Ein Mensch sollte versuchen, Prüfungen des Glaubens (Nisjonot) zu vermeiden.

Nicht jeder steht auf dem geistigen Niveau, solch einen Bericht mit Gleichmut und Bitachon (Vertrauen in G-tt) hinzunehmen. Insbesondere, wenn es sich um eine Armee von 600'000 Soldaten handelt, wird sicher ein beträchtlicher Teil von ihnen negativ auf solche Nachrichten reagieren. Was dachte sich Mosche Rabbejnu (gemäss der Erklärung des Schelah's), wenn er solch einen Bericht von den Meraglim erwartete?

Raw Mosche Schapiro antwortet, dass wir vielleicht in anderen Bereichen des Lebens nie den Jezer Hara herausfordern oder Leute in Angelegenheiten des Glaubens prüfen sollten, aber beim Erwerb des Landes Jisrael gibt es eine Vorbedingung (Tenai), die eingehalten werden muss. Bevor wir das Land Israel erwerben, müssen wir überzeugt sein, dass wir es ohne den Allmächtigen nicht schaffen werden! Dies ist der Grund, warum sie diesen düsteren Bericht hören mussten. Das Alef-Bejt des Erwerbs von Erez Jisrael ist: "Wenn ihr denkt, dass ihr dort 'beDerech Hatewa' (gemäss den Naturgesetzen) leben könnt, vergesst es!" Das Land Israel funktioniert nur mit dem Ribbono schel Olam (Herr der Welt). "Ein Land, für das der Ewige, dein G-tt sorgt, ständig sind die Augen des Ewigen, deines G-ttes, darauf gerichtet, vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres" (Dewarim 11:12).

Erez Jisrael ist eine andere Stätte, ein anderes Land. Mosche wusste, dass falls die Juden nicht von Anfang an die richtige Haltung einnehmen, sie in Erez Jisrael nie erfolgreich sein würden. Diese besondere Eigenschaft ist nicht etwas, das "unter den Teppich gewischt werden kann". Es ist nicht etwas, das "später erworben werden kann". Um Erez Jisrael zu erhalten, musste es von Anfang an allen klar sein, dass dies NICHT gemäss den Naturgesetzen geschehen würde.

Vor der Zerstörung von Erez Jisrael, forderte der Allmächtige den Propheten Jirmejahu auf, ein Feld zu kaufen und ein Beweisstück zu errichten und es aufzubewahren (Jirmijahu 32:9-14): "Und ich (Jirmejahu) kaufte das Feld von Chanam’el, dem Sohn meines Onkels, in Anatot, und wog ihm das Geld dar, sieben Schekel und zehn Silberstücke. Und ich schrieb einen Kaufbrief und versiegelte ihn und nahm Zeugen dazu… Und ich nahm den versiegelten Kaufbrief… und gab ihn Baruch ben Nerijah… und befahl Baruch vor ihren Augen und sprach: So spricht der G-tt aller Heerscharen, der G-tt Israels: Nimm diese Briefe, den versiegelten Kaufbrief…, und lege sie in ein irdenes Gefäß, dass sie lange erhalten bleiben mögen.  Denn so spricht der G-tt aller Heerscharen, der G-tt Israels: Noch soll man Häuser, Äcker und Weinberge kaufen in diesem Lande."    

Die Grundbesitz-Werte waren am Einstürzen. Das Land stand vor einer Eroberung. War dies der Moment, Land zu kaufen? Die Antwort ist – wie der Prophet sagt – dass trotz der kurzfristigen düsteren Prognose wir eine Zusage von G"tt haben, dass Er uns in dieses Land zurückbringen wird und dass wir dort wiederum Häuser bauen werden. Sogar in den düstersten Momenten sollten wir uns nicht sorgen. Aber es geht immer nur mit der Hilfe und der Macht des Ribbono schel Olam – mit übernatürlichen Geschehnissen. Dies ist der Weg, wie man das Land Jisrael erobert und in Besitz nimmt.

Eine bedeutende Geschichte wurde beim Hesped (Klagerede) über den Poniwescher Raw, Rabbi Josef Schlomo Kahaneman, erzählt. Rav Kahaneman kaufte ein Stück Land mit geborgtem Geld in der heutigen Stadt Benej Berak. Die Umstände, in denen dieser litauische Rabbiner den zukünftigen Sitz der Poniwescher Jeschiwa kaufte, sind sehr interessant: Die Nazis waren - während des zweiten Weltkrieges - dabei, Ägypten im afrikanischen Feldzug zu überrennen. Die Briten in Palästina verbrannten schon ihre Dokumente, da sie befürchteten, dass diese in deutsche Hände gelangen würden. Hitlers (jimach Schemo) favorisierter General Erwin Rommel wurde unerwartet vom englischen General Bernard Montgomery besiegt. Wäre dies jedoch nicht geschehen, wäre die Armee der Nazis auf ihrem Weg nach Palästina gewesen, um die dortige jüdische Gemeinschaft niederzumetzeln.

In diesem Moment der Geschichte, war Raw Kahaneman dabei, in Benej Berak mit geborgtem Geld Boden zu kaufen, um dort seine zukünftige Jeschiwa aufzubauen. Der Poniwescher Raw sagte damals, dass die einzigen Prophetien, die in TANACH aufgezeichnet wurden, diejenigen waren, die für zukünftige Generationen nötig sind. Der Auftrag an Jirmejahu, Land zu kaufen, als die Dinge so düster aussahen, war ein Auftrag, sagte er, der auch für seine jetzige Generation gültig ist.

Es war Raw Kahanemans Glauben an die Ewigkeit dieses Auftrags an Jirmejahu, der ihn dazu veranlasste, Boden in Palästina zu kaufen, während die Armeen der Nazis kurz davorstanden, Ägypten und Palästina zu erobern. Dies ist nicht das System, wie es in Amerika, Frankreich oder Brasilien funktioniert. Diese Länder haben nicht das Versprechen, dass sie Länder sind, "für die Haschem, dein G"tt, ständig sorgt". Erez Jisrael ist ein spezielles Land, und die Dinge dort geschehen auf spezielle - übernatürliche - Weise.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Akejdas Jizchak (auch Ba’al Akejda genannt) von Rabbi Jizchak ben Mosche Arama (1420-1494). Spanischer Gelehrter. Zamora, Tarragona, Aragon, Calatayud (Spanien). Zog nach der Vertreibung von 1492 nach Neapel und verschied dort. Schrieb berühmten philosophischen Kommentar auf die Tora, wie auch auf die fünf Megillot, etc.
  • Schela'h Hakadosch - Rabbi Jeschajahu ben Awraham Halevi Horowitz (Hurwitz) (1558 - 1630): Bekannter Kabbalist, Halachist und Gemeindeführer; mit dem Akronym "Schela'h" - nach einem seiner Hauptwerke „Schenej Luchot HaBrit“ (Die zwei Gesetztafeln) - genannt; Prag, Frankfurt a/M., Jerusalem, Tiberias.
  • Rav Josef Schlomo Kahaneman, Poniwescher Raw (1886 ­ 1969); Poniwesch, Litauen; Benej Berak, Israel. Einer der grössten Erbauer von Tora- uns Waisen-Institutionen nach der Schoa.
  • Rav Mosche Shapiro (1935- 2017), Petach Tikva, Jeruschalajim. Grosser Gelehrter mit einem phänomenalen Gedächtnis, berühmter Dozent und Redner. Wöchentlich gab er rund 30 Schiurim in jiddischer, hebräischer und englischer Sprache. Auch eine sehr bekannte Persönlichkeit in der Kiruv-Welt.

________________________________________________________________________________

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

___________________________________________________________________________________

Copyright © 2021 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

What do you think?

Send us feedback!

Drucken E-Mail

  • /parascha/48-schlach-lecha/1834-warum-die-mizwa-von-zizit-freiwillig-und-nicht-obligatorisch-ist-rav-frand-schlach-lecha-5782.html
  • /parascha/48-schlach-lecha/1613-die-motivation-des-holzsammlers-war-gut-aber-raw-frand-zu-paraschat-schelach-lecha-5780-beitrag-2.html

Aktuell sind 133 Gäste und keine Mitglieder online