Mosche sieht Korach als nationale Krise, nicht als persönliche Krise an (Rav Frand Korach 5781 – Beitrag 1)
Mosche sieht Korach als nationale Krise, nicht als persönliche Krise an
In der dieswöchigen Parascha heisst es: "Und G"tt sagte zu Mosche: 'Lege den Stab Aharons zurück vor die Bundeslade, dass er aufbewahrt bleibe, als ein Zeichen für die Widerspenstigen; dadurch wird ihrem Murren gegen mich ein Ende gesetzt werden, und sie werden nicht sterben' [Bamidbar 17:25].
Nach dem Aufstand von Korach vollbrachte G"tt Wunder mit dem Stab von Aharon, als die Stäbe aller Stammesfürsten und von Aharon vor die Bundeslade gelegt werden mussten, wie es heisst: ‘…der Stab Aharons blühte, er brachte Knospen hervor, trieb Blüten und trug nun Mandeln.’ Damit unterstrich der Ewige die Kompetenz von Mosche Rabbejnu und Aharon. Dies signalisierte, dass die Führung von Mosche Rabbejnu und die Priesterschaft von Aharon nie wieder in Frage gestellt werden sollte und dass Korach und all seine Anhänger im Irrtum waren. Mosche ist der von G"tt gewählte Führer, und Aharon ist der von G"tt gewählte Kohen Gadol (Hohenpriester).
Der nächste Passuk fährt mit den Worten fort: "Mosche tat, wie Haschem ihm befohlen hatte, so tat er es". Hier scheint es überflüssige Worte zu haben. Zuerst sagt der Passuk, dass Mosche tat, was G"tt ihm befohlen hatte, und dann sagt er "dies ist, was er tat". Wie oft muss die Tora uns sagen, dass er dies tat? Warum diese Betonung?
Es gibt einen interessanten Midrasch [Raba 18:5, und Tanchuma 4] auf den Passuk "Und Korach versammelte die gesamte Gemeinde gegen sie (Mosche und Aharon)…" [Bamidbar 16:19]; Raschi zitiert ihn [Vers 16:4]. Der Midrasch sagt, dass Mosche wegen der Auseinandersetzung erzitterte. Er fiel zu Boden, und schien jegliche Kraft verloren zu haben. Der Midrasch erklärt, dass Mosche auf diese Weise reagierte, weil dies schon das vierte Vergehen des jüdischen Volkes darstellte, das Mosche dazu veranlasste, Haschem für sie um Gnade zu bitten.
Der Midrasch bringt ein Gleichnis. Ein Prinz verging sich gegen seinen Vater, den König. Der Freund des Königs bat um Gnade für den Königssohn, und der König willigte ein. Das gleiche geschah ein zweites und ein drittes Mal. Als es sich zum vierten Mal ereignete, wurden die Hände des Freundes schlaff indem er sagte: "Wie lange noch kann ich den König belästigen, vielleicht wird er meine Worte nicht mehr annehmen?"
Mosche Rabbejnu empfand dasselbe. Sie sündigten beim Goldenen Kalb und Mosche betete für sie. Sie sündigten, als sie sich wegen dem Fehlen von Fleisch beklagten und Mosche betete für sie. Sie sündigten beim Ereignis mit den Meraglim (Spione) und Mosche betete für sie. Bezüglich der Konfrontation mit Korach sagte Mosche: "Wie viele Male kann ich G"tt belästigen?" Deshalb, als Mosche die Argumente Korachs hörte, 'fiel er zu Boden'."
Mosche Rabbejnu war der Führer und der Lehrer des jüdischen Volkes. Die Sünde des Goldenen Kalbs, der Murrenden und der Spione waren an sich keine Herausforderungen an Mosches Führung. Bei Korach haben wir jedoch einen frontalen Angriff auf die Führung von Mosche.
Was wäre die Reaktion irgend eines normalen Führers? Er würde sich gestresst, deprimiert und offenbar machtlos fühlen, "weil sie mich angreifen".
Was löste jedoch bei Mosche Rabbejnu Sorge aus? Es störte ihn nicht, dass er angegriffen wurde. Was ihn besorgte, war die Frage "Was wird mit Klall Jisrael geschehen? Wie viele Male kann ich mich noch bei G-tt für das jüdische Volk einsetzen, vielleicht wird es mir nicht mehr gelingen?"
Aber, Mosche, warum redest du von 'Klall Jisrael'? Was ist mit dir selbst, Mosche? Dein Prestige steht ja auf dem Spiel! Sorgst du dich nicht um dies?
Der Midrasch sagt: "Nein!" Mosche war nicht wegen seinem Image oder seine Ehre besorgt. Er sorgte sich nicht um seine Position. Es herrschte hier keine persönliche Krise, sondern eine nationale Krise. Mosche fiel zu Boden nur aus Sorge für sein Volk. Dies ist, was die Tora uns sagen möchte. Als G"tt Mosche aufforderte, den blühenden Stab zu zeigen und ihn nachher für immer vor die Bundeslade zurückzulegen, damit das gesamte jüdische Volk ihn sehen und wissen sollen, dass er als ihr Führer und Aharon als Hohepriester gewählt wurde, war Mosches Reaktion nicht die Reaktion eines gewöhnlichen Führers. Die normale Reaktion wäre gewesen, dass er gesagt hätte "Seht, ich habe Recht! Ich habe es euch schon die ganze Zeit gesagt! Ihr hattet absolut keinen Grund, meine Führungsrolle in Frage zu stellen!"
Die Tora sagt uns deshalb, als G"tt Mosche befahl, den Stab für immer dorthin zurückzulegen, er dies tat, weil "Haschem es ihm befohlen hatte, so tat er es". Dies war der einzige Grund, warum er ihn dorthin legte. Er tat es nicht als Rechtfertigung für seine Position. Dies beschäftigte ihn überhaupt nicht. Mosche legte den Stab nicht dorthin, um es ihnen dauernd unter die Nase zu reiben oder um seine Autorität zu beweisen; er legte ihn dorthin nur, weil er von G"tt dazu aufgefordert worden war.
Dies ist die Grösse von Mosche Rabbejnu. Dies ist der Grund, warum er der Rebbe von ganz Klall Jisrael ist. Er hatte die Fähigkeit, sich über seine persönlichen Bedürfnisse hinaus zu erheben; seine einzige Besorgnis war das Wohlergehen des jüdischen Volkes.
Quellen und Persönlichkeiten:
- Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tana’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
- Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abbabenannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten Aggadisten seiner Zeit.
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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