Raw Wein zu Parschat Korach 5768
Wahre Selbstanalyse
Der Midrasch schildert ausführlich die Tugenden, die Grösse und die Bedeutung von Korach. Dies mit dem klaren Ziel, sie der Dummheit und Niedertracht seines Verhaltens zu Mosche und Aharon gegenüber zu stellen; ein Benehmen, das zu Zerstörung führt. Ausserdem versucht der Midrasch - indem er die Grösse von Korach beschreibt – er war ein Führer des Stammes Lewi, einer der Träger der heiligen Lade, der reichste Mann in Israel, ein naher Verwandter von Mosche und Aharon – aufzudecken, welcher grosse Fehler und Mangel in seinem Charakter war, der ihn schliesslich zur Vernichtung führte.
Auf den ersten Blick unterscheidet ihn nur wenig von Mosche und Aharon. Sein Anspruch auf die Führerposition war – so scheint es – glaubhaft genug, dass ihm Hunderte von angesehenen Jehudim in seiner Revolution gegen Mosches Führerschaft folgten. Sein populistischer Slogan, dass alle Menschen heilig und würdig seien und dass Mosche kein Recht habe, eigenmächtig über sie zu herrschen, fand Anklang unter den Jehudim.
Wenn all dies der Fall war, was war dann Korachs Problem? Weshalb führte eine scheinbar so berechtigte Haltung zu einem solch abgrundtiefen Sturz? Welche Eigenschaft der jüdischen Führer fehlte ihm derart, dass ihr Fehlen alle seine unbestrittenen positiven Eigenschaften zunichte machte?
Die einfache Antwort auf diese Frage wird uns in rabbinischen Schriften erklärt, besonders in denjenigen der grossen chassidischen Führer, wie auch in den Lehren der Männer des Mussar. Nämlich, dass Korach sich selbst durch seine eigene Anmassung zerstörte, er zweifelte nie an seiner Heiligkeit, er war selbstzufrieden in seiner Rechtschaffenheit und er sah sich selber als unfehlbar. Er war so überzeugt, dass Haschem seinen Plänen folgen wird, denn wie könnte es anders sein? Er war derart von seiner Rechtschaffenheit überzeugt, dass er tatsächlich der inneren Stimme glaubte, die sein Streben nach Macht antrieb und sogar dachte, dass dies – sozusagen – Haschem’s Stimme ist, die ihn instruiert, sich gegen Mosches Führung aufzulehnen.
Die Torah lehrte uns vor drei Wochen, dass Mosche der bescheidenste und demütigste Mensch auf Erden war. Mosches immer wieder kehrender Refrain war, sogar in dieser Krise mit Korach, dass er und Aharon nichts waren. Mosche hatte keine eigene Meinung – er war nur der treue Diener von Haschem. Jüdische Führer benötigen Selbstsicherheit. Doch sie sollten diese Selbstsicherheit nie mit Unfehlbarkeit verwechseln. Sogar nachdem Entscheidungen getroffen und Taktiken ausgeführt worden sind, muss der Führer seine Pläne und Ideen nochmals überdenken. Er muss sich immer fragen, was Haschem von ihm will, und nicht was er von Haschem will. Der wesentliche Unterschied zwischen Korach und Mosche ersieht man aus ihrem Zugang zu dieser Sache.
Die Weisen in Pirkej Awot warnen uns davor, unserer Heiligkeit und Frömmigkeit zu vertrauen und dies bis zum letzten Tag unseres Lebens. Selbstgerechtigkeit bringt Arroganz und Anmassung hervor, die Unheil versprechen für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Bescheidenheit und Demut hingegen können ungestüme und unkluge Taktiken und Entscheide mässigen. Alle jüdischen Menschen mögen - in den Augen von Korach und seinen Anhängern – heilige Menschen sein. Doch leider wurden nicht alle mit Bescheidenheit und der Gabe zu wahrer Selbstanalyse gesegnet, welche unabdingbar sind, um grosse Menschen vor unabsehbarem Unheil bewahren zu können.
Schabbat schalom.
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