Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Korach 5763

Man kann einen Menschen daran messen, wie er sich verhält, wenn er Recht hat

Als Mosche Rabejnu zeigen wollte, dass er Recht und Korach Unrecht hatte, verkündete er folgendes: "Wenn diese Männer einen natürlichen Tod sterben, bedeutet dies, dass G'tt mich nicht gesandt hat. Wenn G'tt aber etwas gänzlich Neues schafft, beispielsweise, dass die Erde ihren Mund öffnet und sie lebendig verschluckt, soll dies der Beweis sein, dass G'tt mich geschickt hat." [Bamidbar 16:29]

Betrachten wir doch Mosches Aussage etwas genauer. 250 Menschen forderten Mosche heraus. Sie stellten seine Führerrolle in Frage. Mosche hielt daran fest, dass er der von G'tt gewählte Führer sei und diese Herausforderer nichts als Schwindler. Nehmen wir an, dass die 250 Herausforderer am nächsten Morgen nicht aus ihrem Schlaf erwacht wären. Wäre eine solche Erscheinung nicht auch ein starker Beweis dafür gewesen, wer Recht hatte und wer nicht? Hätte ihr Tod nicht auch klar auf g'ttliche Vergeltung zurückgeführt werden können?

Mosche war mit dieser Beweisstärke nicht zufrieden. Er sagte klar, dass ein Tod im Schlaf oder aus anderen natürlichen Gründen zeigte "dass G'tt mich nicht geschickt hat." Wieso brauchte Mosche eine wundersame Erscheinung und den unnatürlichen Tod der Widersacher, um seine Rechtmässigkeit zu beweisen?

Der Belser Rebbe sZl. erklärte dies so: Wenn sie alle im Schlaf oder auf eine andere natürliche Weise gestorben wären, hätte man immer noch sagen können, dass Korach Recht gehabt hatte. Man hätte sagen können, dass sie nicht deshalb gestraft wurden, weil sie Unrecht hatten, sondern weil sie sich gegenüber einem Talmid Chacham, einem Torahgelehrten, ungebührlich benommen hatten. (Jemand, der seinen Nächsten öffentlich beschämt, wird einem Mörder gleichgestellt [Talmud Bava Mezia 58b]; dies gilt umso mehr, wenn ein Torahgelehrter betroffen ist.)

Man hätte meinen können, dass Korach 100% im Recht war mit seiner Behauptung, dass Mosche machthungrig sei, Vetternwirtschaft betrieben habe, alle Ehrenämter mit "seinen eigenen Leuten" besetzt habe und alles nur für sich unter den Nagel reissen wolle. Trotzdem hätten sie den Tod schon verdient, weil sie ihre Argumente auf respektlose Weise vorgebracht hatten. Sie beschämten den Grössten ihres Zeitalters und zugleich den Führer Israels.

Ein Mensch kann 100-prozentig im Recht und trotzdem aus anderen Gründen - zum Beispiel wegen Beschämung eines Torahgelehrten - todesschuldig sein. Aus diesem Grund verlangte Mosche einen absolut überzeugenden Beweis, dass er Recht habe - die Todesstrafe mittels einem Wunder. Ein natürlicher Tod hätte nicht genügt, um Mosches Rechtmässigkeit zu beweisen, weil sie wegen der Art und Weise, wie sie ihre Argumente vorgebracht hatten, sowieso schon den Tod verdient hatten - ob sie Recht oder Unrecht hatten.

Aus dieser Lehre können wir folgenden Mussar (ethische Erkenntnis) entnehmen: Sogar wenn man Recht hat, muss man wissen, wie zu streiten! Seien die Argumente auch noch so einleuchtend; sie müssen mit Anstand und Feinfühligkeit vorgebracht werden.

Wer eine Beschwerde gegen seinen Freund, seine Ehefrau oder sogar einen Rabbiner hat, hat noch lange nicht das Recht auf unanständige Weise zu streiten oder zu diskutieren.

Nehmen wir an, ein Rabbiner habe einen Fehler begangen. Vielleicht hat er eine Person nicht so behandelt, wie es ihr gebührt. Ist das ein Freibrief, um den Rabbiner vor versammelter Gemeinde zu kritisieren? G'tt behüte! Damit hätte man einen Torahgelehrten beschämt. Die Beschwerde des Gemeindemitgliedes mag zu 100% gerechtfertigt sein; aber das gibt ihm kein Recht, sich seinerseits gegen den Rabbiner ungebührlich zu benehmen.

Manchmal streitet ein Mensch mit seiner Frau. Er mag 100 Prozent Recht haben. Aber er hat sich trotzdem auf anständige Art mit ihr auseinanderzusetzen. Falls er das nicht tut, kann er zwar in der Sache Recht haben, hat aber trotzdem verloren, weil er seine Argumente nicht auf korrekte Weise vorbrachte.

Manchmal haben wir vollkommen Recht, wenn wir unsere Kinder zurechtweisen. Aber es gibt eine Art, wie man mit einem Kind redet und es gibt eine Art, wie man nicht mit einem Kind redet. Manchmal muss sich ein Kind bei seinen Eltern entschuldigen. Es ist jedoch auch möglich, dass die elterliche Reaktion so falsch ist, dass die elterliche Sünde schwerer wiegt, als die des Kindes.

Der Belser Rebbe sagt, dass man die wahre Grösse eines Menschen daran erkennt, wie er reagiert, wenn er RECHT hat - nicht, wenn er im Unrecht ist. Falls er meint, im Recht zu sein und sich deswegen wie ein Tier aufführt - er brüllt und benimmt sich, wie es ihm gerade passt - dann ist er auf dem Holzweg! Sogar wenn Korach mit seinen Darlegungen im Recht gewesen wäre, war er schon wegen der Art und Weise, wie er sich seinem Lehrer gegenüber benommen hatte, bereits so gut wie tot.



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