Raw Frand zu Parschat Balak 5771
Den Engel des Erbarmens mit dem Satan verwechseln
"Bileam stand früh auf, sattelte seine Eselin und ging mit den Fürsten Moaws. Da entbrannte der Zorn G“ttes (Elokim), dass er ging, und es stellte sich ein Engel des Ewigen (Haschem) in den Weg ihm zur Hinderung..." [Bamidbar 22: 21-22] Raschi bezeichnet diesen Engel als Engel des Erbarmens (Der Ausdruck „Haschem“ ist die Bezeichnung für die Barmherzigkeit G“ttes). Haschem versuchte Bileam mit einem Engel des Erbarmens zu stoppen, da Er Bileam davon abhalten wollte, sich selbst zu schaden (dieser Akt führte schlussendlich zu seinem Tod).
Der Passuk sagt jedoch später, dass die Eselin den Engel erblickte als er im Weg stehend ein gezogenes Schwert in der Hand hielt. Weshalb trägt ein "Engel des Erbarmens" ein gezücktes Schwert? Was geschah plötzlich mit dem erbarmungsvollen Engel, den Haschem geschickt hatte, um Bileam zu retten, dass er scheinbar sich in einen Satan verwandelte?
Raw Pam erwähnte einmal den folgenden wunderbaren Gedanken. Ein Engel des Erbarmens kann in verschiedenen Verkleidungen und Kostümen erscheinen. Manchmal erscheint er als die schrecklichste Kreatur, die wir je gesehen haben. Seine Aufgabe ist es, uns daran zu hindern, zu tun, was wir tun wollen – zu unseren Gunsten! Er wird tun, was immer es benötigt, um dies zu erreichen. Der "erbarmungsvolle" Aspekt des Engels ist nicht aus seinem Aussehen oder seinem Gesichtsausdruck ersichtlich – es ist die Tatsache, dass er jemanden stoppt, sich selbst zu schaden.
Raw Pam erwähnte dies zu seinen Jeschiwa Studenten im Zusammenhang mit Enttäuschungen, denen sie möglicherweise auf der Suche nach ihrem Lebenspartner begegnen werden. Ein junger Mann trifft vielleicht eine junge Frau und denkt, dass dies der beste Schidduch ist, der je geschehen kann. Er ist so aufgeregt und freut sich, doch dann geschieht irgendetwas und aus dem Schidduch wird nichts. Sicherlich werden der Junge und seine Familie sehr enttäuscht sein.
Oft in unserem Leben – das realisieren wir später – war die Ursache unserer momentanen Enttäuschung das Beste, das uns je geschehen konnte. Der Ribbono schel Olam (Herr der Welt) weiss es besser. Er weiss, dass diese erste Frau nicht das richtige für ihn ist. Der passende Partner wird noch zum Vorschein kommen.
Als der Schidduch nicht klappte, da erschien dies tragisch, ein Unglück, wie ein Engel mit gezücktem Schwert in seiner Hand. In Wahrheit war dies jedoch ein Engel des Erbarmens. Dieser Engel erscheint nicht immer mit einem Heiligenschein. Manchmal sieht man ihn in einer schrecklichen Verkleidung. Doch wenn dies einen Menschen davon abhält, sich zu schaden, dann wurde die „Mission des Erbarmens“ von Erfolg gekrönt.
Dies bezieht sich nicht nur auf Eheschliessungen. Es kann auf das ganze Leben eines Menschen angewandt werden. Es bezieht sich auf Geschäftsabschlüsse, z.B. wenn man ein Haus kauft oder auf alle möglichen finanziellen Bewegungen, in die der Mensch viel Vertrauen setzt, nur um nachher enttäuscht zu werden. Oft wird diese kurze Enttäuschung, die verursacht, dass er seine ursprünglichen Pläne und Ziele ändert, zum grössten Segen, der je geschehen konnte.
Bevor Raw Ja’akow Kaminetsky nach Amerika kam, bewarb er sich um einen Posten als Rabbiner in Europa. Er verlor jedoch diesen Job zu Gunsten eines anderen Kandidaten. Raw Ja’akow war darüber sehr enttäuscht. Da er jedoch seinen Unterhalt verdienen musste hatte er keine andere Wahl, als nach Amerika zu ziehen. Während einiger Zeit war er in Seattle, Washington und dann in Toronto, Canada. Schliesslich landete er in der Jeschiwat Torah Wada’at und wurde der grosse Rosch Jeschiwa und der Rest ist Geschichte. Der Raw, der die angebotene Stelle erhalten hatte, wie auch die ganze Stadt, wo Raw Ja’akow Rabbiner sein wollte, wurde von den Nazis ausgelöscht.
Es existieren Tausende solcher Geschichten. Oft denken wir, dass wir vom Satan aufgehalten wurden, der unsere Pläne zerstört. Oft liegen wir falsch damit – der Engel, den wir als Satan anschauen, ist in Wirklichkeit der Mal’ach haRachamim (Engel des Erbarmens). Der Herr der Welt hatte grössere Pläne für Raw Ja’akow Kaminetsky, doch damals schien es ihm, als ob ihm ein Engel mit gezücktem Schwert entgegengetreten war.
Wir müssen dies immer im Kopf behalten. Wir können nichts und niemanden nur von aussen beurteilen, nicht einmal einen Engel.
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