Raw Frand zu Parschat Balak 5772
Drei Unterschiede zwischen Bil’am und Rabbi Jossi ben Kissma
In der Parscha dieser Woche sagt Bil’am diesen Satz “ Wenn mir Balak auch sein Haus voll Silber und Gold geben wird, so kann ich doch nicht den Befehl des Ewigen, meines G’ttes, übertreten, Kleines oder Grosses zu tun.” [Bamidbar 22:18] Raschi kommentiert, wir lernen von diesem Ausspruch Bil’ams, dass seine Gier gross war und er nach dem Vermögen anderer gelüstete.
Viele Kommentatoren stellen eine Frage zu dieser Raschi-Erklärung: Wir lesen in einer Mischna, in Pirkej Awot (Sprüche der Väter) 6. Abschnitt, Mischna 9 (dieses Jahr lesen wir gerade an diesem Schabbat diesen Abschnitt) Folgendes:
Rabbi Jossi, Kissmas Sohn, erzählte: „Einst machte ich eine Reise, da begegnete mir ein Mann und entbot mir den Friedensgruss und ich erwidert seinen Gruss. Da fragte er mich: Rabbi (mein Lehrer), aus welchem Ort bist du?“ Ich antwortete ihm: Ich komme aus einer grossen Stadt voll Weiser und Schriftgelehrter. Da sprach er zu mir: Rabbi, möchtest du doch bei uns – in unserer Stadt – wohnen, ich gäbe dir Tausend und Abertausende von Golddenaren, Edelsteinen und Perlen. Da antwortete ich ihm: Mein Sohn, selbst wenn du mir alles Silber und Gold und alle Edelsteine und Perlen der Welt geben würdest, so wohne ich doch nur an einem Orte der Torah. Und so steht es auch in im Buch der Psalmen von David, dem König von Israel (Tehillim 119,72): Die Lehre deines Mundes ist mir lieber, als Tausende von Gold- und Silberstücken…“
Die Frage ist, warum ist Rabbi Jossi ben Kissma anders als Bil’am? Falls Raschi erklärt, dass der Ausdruck Bil’ams bezüglich des Goldes und Silber zeigt, dass er eine gierige Person war, warum sagen wir nicht dasselbe über die ähnliche Äusserung von Rabbi Jossi ben Kissma?
Der Torah Temima wirft auch diese Frage auf und erklärt, dass beide Fälle überhaupt nicht ähneln. Im Fall von Rabbi Jossi ben Kissma, hatte die Person, die ihn begegnete, bereits „Tausend und Abertausende von Golddenaren, Edelsteinen und Perlen“ Rabbi Jossi offeriert. In diesem Fall war es angebracht, dass seine Antwort gemäss deren Angebot ausfiel.
Die Fürsten von Balak jedoch offerierten dem Bil’am nur „ihm grosse Ehre“ zu erweisen. Bil’am war es, der das Thema von Silber und Gold zur Sprache brachte und sagte: „Auch wenn Balak sein Haus voll Silber und Gold mir geben wird, so kann ich doch nicht den Befehl des Ewigen übertreten“. Dies, so sagt Raschi, zeigt, dass seine Gier gross war und er nach dem Vermögen anderer gelüstete.
Der Chid“a, in seinem Sefer Roschej Awot, schreibt eine andere Antwort zu dieser Frage. Bil’ams Worte waren „Ich kann nicht das Wort G’ttes übertreten.“ Dies aber sagt auch: „Zwischen mir und dir, ich würde es sehr gerne tun aber meine Hände sind gebunden – ich kann Haschems Gebot nicht übertreten.“ Rabbi Jossi ben Kissma hingegen sagte aus Prinzip: „Ich werde nur in einem Platz von Torah wohnen.“ Diese Äusserung repräsentiert sein inneren Willen, und nicht nur eine ungewollte aufgedrängte Aktion.
Ich sah noch eine dritte Erklärung: Bil’ams Problem war, dass er das Geld der ANDEREN Person wollte. Er sagt nicht „Falls Balak mir ein Haus voll mit Gold…“ er sagt „Wenn Balak mir SEIN Haus voll mit Gold geben würde…“ Dies zeigt, dass er nicht nur Geld wollte, sondern er wollte auch, dass die ANDERE Person das Geld nicht hat. Er ist sowie die Person, die es nicht stört ein 10 -Jahre altes Auto zu fahren; es stört ihn nur, dass sein Nachbar ein neues Auto hat. Rabbi Jossi ben Kissma bezieht sich hingegen nur auf „alles Geld der Welt“. Er gibt keinen Hinweis darauf, dass er das Geld anderer Leute möchte.
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