Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Frand zu Parschat Matot 5772

Geld und die Kinder

Und sie sagten: "Wir wollen hier Schafhürden für unser Vieh bauen und Städte für unsere Kinder" (32:16).

Das jüdische Volk erreichte die Ebenen von Moaw, die Ausgangsbasis für die Invasion von Kena’an, die unmittelbar bevorstand. Aber die Stämme Gad und Re’uwen, reich an Vieh, bevorzugten die üppigen Weiden des Trans-Jordanischen Gebietes über einen richtigen Anteil in Eretz Israel. Sie baten Mosche Rabbejnu um die Erlaubnis, ihren Anteil im Trans-Jordanland zu bekommen.

Mosche schalt sie, dass sie die Eroberung des Landes Kena’an den anderen Stämmen überlassen möchten und sich stattdessen in ihren Ländereien sesshaft machen wollen. Ausserdem würde ihre Abneigung in das Land Israel einzuziehen einen schlechten Einfluss auf die anderen Stämme haben, wie dies 38 Jahre zuvor bei den Meraglim (Auskundschafter) schon geschah.

„Dies ist was wir tun wollen“, sagten sie zu Mosche Rabbejnu, „wir wollen Hürden für unser Vieh bauen und Städte für unsere Kinder. Wir aber wollen hurtig gerüstet ausziehen vor den Kindern Jisraels bis dass wir sie zu ihrem Ort gebracht haben… Wir werden nicht eher zu unsern Häusern zurückkehren, bis jeder der Kindern Jisraels sein Erbe erhalten hat. (32:16-18).“

„In Ordnung“, sagte Mosche (32:24), „baut Städte für eure Kinder und Hürden für euer Vieh und haltet euch an euer Versprechen“.

Es fällt auf, dass Mosche Rabbejnu die Reihenfolge ihrer Prioritäten umgekehrt hat. Gad und Re’uwen wollten „Ställe für das Vieh bauen und Städte für unsere Kinder“ – zuerst wollten sie sich um ihr Vieh kümmern, Ställe bauen, damit das Vieh nicht in die Berge abwandert und verloren geht oder gestohlen wird. „Kühe und Schafe sind ein wertvolles Gut, und wir müssen uns gut um sie kümmern“. Erst danach sprachen sie über den Bau der „Städte für die Kinder – erst dann werden wir für unsere Kinder Häuser und Städte bauen, damit sie sichere Unterkünfte haben, während wir im Krieg sind“.

Oh nein, erwiderte Mosche, die Reihenfolge ist falsch: In erster Linie „baut Städte für eure Kinder“ – vergewissert euch um das Wohlergehen und um die Bedürfnisse eurer Kinder. Erst danach könnt ihr „Ställe für Eure Schafe“ errichten. Zuerst kümmert euch um die Kinder, und erst dann um das Vieh.

Der Midrasch fasst diese Umkehrung der Reihenfolge mit dem Vers von Kohelet (10:2) zusammen: „Das Herz des Weisen ist zu seiner Rechten und das Herz des Narren zu seiner Linken“. Mosches Herz war auf seiner rechten Seite. Er kannte seine Prioritäten richtig. Die Herzen von Gad und Re’uwen waren auf ihrer linken Seite – sie gaben Vorzug den sekundären Aspekten. Sie waren mehr um ihr Geld besorgt, als um ihre Kinder.

Wenn wir diesen Vorfall betrachten, sagen wir uns selbst „wie töricht kann man nur sein? Wie verzerrt können die Werte von Menschen sein? Wie kann man nur das Wohl des Viehs vor das Wohl seiner Kinder stellen?

Leider ist dies kein sonderbarer Einzelfall, eine abstrakte Geschichte, die tausende Jahre zurückliegt. Es ist ein alltägliches Phänomen! Wir Menschen sind oftmals so fixiert auf die Beschaffung unseres Lebensunterhaltes, auf den Aufbau eines Geschäftes oder auf eine berufliche Weiterentwicklung, dass unsere Kinder in all diesem Stress untergehen. Wir bemerken es nicht, aber wir machen genau den gleichen Fehler wie damals die Stämme Gad und Re’uwen. Und dies passiert nur allzu oft!

Raschi sagt (32:24), dass die Stämme Gad und Re’uwen so lange nicht nach Trans-Jordanien zurückkehrten, bis Erez Jisrael komplett erobert und für alle Stämme aufgeteilt wurde – 7 Jahre Eroberung und 7 Jahre Aufteilung – also  14 volle Jahre. Ihre Kinder, die sie hinterlassen hatten, die damals vielleicht 3 oder 4 Jahre alt waren, wurden zu Teenagern, als ihre Väter zurückkehrten! Praktisch Erwachsene! Der Midrasch erzählt uns, dass ihre Väter schockiert feststellen mussten, dass ihre Söhne lange Haare hatten und sich nicht von ihren nichtjüdischen Nachbarn unterschieden.

Dies kann passieren, wenn Eltern ihrem Wohlstand Vorrang geben, statt ihren Kindern.

Der Ketaw Sofer wundert sich über die zweite Hälfte des Satzes von Mosche Rabbejnu. Nachdem Mosche Gad und Re’uwen sagte, wie sie ihre Prioritäten setzen müssen, fügte Mosche hinzu „und haltet euer Versprechen“. Warum war dies notwendig hinzuzufügen? Und die Antwort gibt der Ketaw Sofer gleich: Mosche Rabbejnu wusste, mit wem er es zu tun hatte. Menschen, die ihr Geld vor ihren Kindern sicherstellen, kann man nicht trauen, denn sie sind so versessen auf ihren Reichtum, dass sie in der Lage sind, alles zu tun. Daher musste Mosche sie ermahnen, ihr Versprechen unbedingt einzuhalten, damit sie es ja richtig machen.

Rav Zaddok Hakohen erklärt, dass das Verlangen nach Geld grösser und stärker ist als alle anderen materialistischen Leidenschaften und Gelüsten. Es gibt Grenzen, wie viel ein Mensch essen kann oder wie oft er Ehebruch begehen kann. Es gibt aber keine Grenzen, wenn es um die Beschaffung von Geld geht. Das Streben nach Reichtum ist stärker und obsessiver als alle anderen Bestrebungen. Und leider allzu oft sind die Kinder der Preis des Reichtums!



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