Raw Wein zu Parschat Dewarim 5768
Der Weg zu Trost und Erlösung
Mosches lange und wunderschöne Abschiedsrede beginnt in der dieswöchigen Parscha. Dies ist vielleicht der persönlichste Teil der Torah, legt es doch die Menschlichkeit und Emotionen von Mosche offen. Seine Frustration über ein Volk, das zu Heiligkeit bestimmt ist und das immer wieder vor diesem Ziel zurückweicht ist aus seinen Worten offenkundig. Sein Schrei “Ejcha” – wie kann es sein? – ist der Vorläufer, nach den Worten des Midrasch, des ultimativen “Ejcha”, das der Anlass für unser Trauern und Weinen am Tisch’a beAw ist.
Es ist nicht nur der Stress der Führerschaft, der Mosche schmerzt, obwohl dies sicher auch ein Teil seiner Last ist. Es sind die unerbittlichen Nörgeleien und die Undankbarkeit des Volkes Israel gegenüber all seinem empfangenen Segen und seiner einzigartigen Beziehung mit Haschem, die in ihm dieses Gefühl von Trauer und der Vorahnung des Unglücks hervorruft. Mosche wird im Buche Dewarim aussagen: “Ich weiss, dass nach meinem Tode, in der Zukunft, werdet ihr vom Weg der Torah abweichen und fremden Göttern dienen. Entsetzliche Dinge werden auf euch kommen, bis zum Tag, an dem die endgültige Erlösung kommt.”
Dies ist der Pein von Eltern, die genau wissen, welche Fehler ihr Kind in einer bestimmten Angelegenheit begeht, die aber absolut nicht in der Lage sind, das persönliche Unglück ihres Kindes zu verhindern. Die Abschiedsrede von Mosche ist deshalb nicht nur ein historisches Ereignis, sondern sie führt uns vielmehr unsere Schwächen während unserer ganzen Geschichte und auch in der heutigen Zeit vor Augen. “Ejcha” – wie kann das sein? – ist eine Frage, die auch auf die heutige jüdische Welt zutrifft.
Mosche konzentriert sich auf zwei hauptsächliche Charakter-Fehler, welche die Wurzel von jüdischer Schwäche und Entfremdung sind. Diese sind Undankbarkeit und fehlendes Selbstwertgefühl. Das Thema der Undankbarkeit wird mehrere Male in der Torah angesprochen. Die Reklamationen über das Manna, das Wasser, das Land Israel, sogar den Auszug aus ägyptischer Gefangenschaft tauchen recht oft in der Torah auf. Die ganze vierzigjährige wundersame Reise durch die Wüste Sinai ist eine lange Litanei von Reklamationen und Undankbarkeit.
Unsere Weisen definieren Reichtum damit, dass man mit seinem Anteil zufrieden ist. Demzufolge gäbe es nur relativ wenige wirklich reiche Menschen auf der Welt. Undankbarkeit beeinträchtigt Familienbeziehungen, geschäftliche Unterfangen und das allgemeine psychologische Wohlbefinden von Einzelnen und der Gemeinschaft. Mangel an Selbstwert ist auch in der jüdischen Gemeinschaft sehr verbreitet. In einer Welt, in der andere Glauben Hunderte Millionen von Anhängern haben, ist das Judentum, an der Zahl seiner Gläubigen gemessen, die kleinste Religionsgruppe.
Mosche sagte uns im Buch Dewarim voraus, dass dies so sein würde – “denn ihr seid das kleinste unter allen Völkern.” Doch die innere Stärke des Jehudi liegt immer in der festen Überzeugung, dass er heilig und besonders ist, von Haschem auserwählt für eine ewige Mission auf dieser Welt. In letzter Zeit wurde dieser Glauben in uns selbst und in unsere Mission von der Säkularisierung, Ignoranz des Judentums von Jehudim selbst und den verderblichen Einflüssen einer hedonistischen und freien Gesellschaft angefressen.
Mosches Worte stehen deshalb noch heute als flammender Aufruf, um diese zwei Übel zu bekämpfen, die uns schwächen und unser Überleben und unseren Fortbestand gefährden. Diese Jahreszeit drängt uns dazu, Mosches Worten und Botschaft mehr denn je Folge zu leisten. Es ist der Weg zum ultimativen Trost und zur Erlösung.
Schabbat schalom.
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