Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Frand zu Parschat Ejkew 5773

Das übernatürliche Land

"Ein Land, für das der Ewige, dein G-tt, sorgt; ständig sind die Augen des Ewigen, deines G-ttes, darauf gerichtet - vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres." [11:12].

Nicht nur, dass das jüdische Volk für den Bericht der Kundschafter bestraft wurde, unter den Folgen leider wir noch heute! Der Tischa Be'Aw (Fasttag des 9. Aw), den wir einhalten, ist Teil der Konsequenz dessen, dass die Juden diesem Bericht glaubten und während dieser ganzen Nacht in der Wildnis weinten.

Doch was genau haben die Meraglim (Kundschafter) falsch gemacht? Sie glaubten doch tatsächlich, dass es unmöglich sein würde, das Land zu erobern. Was hätten sie sagen sollen?

Der Ba'al Ha'Akejda beantwortet diese Frage mit einem Gleichnis:

Jemand schickt seinen Freund zum Schneider, um ein Kleidungsstück zu begutachten, das zum Verkauf steht. Sein Auftrag besteht darin, das Material, die Verarbeitung, die Abmessungen und den Preis zu überprüfen.

Der Bote tut, was ihm auferlegt wurde. Er prüft alle Fakten und Zahlen. Doch als er zurückkehrt, teilt er seinem Freund nicht nur die Fakten mit, sondern fügt noch hinzu: "Die Farbe steht dir nicht - und es ist zu teuer!"

Der Gesandte hat sein Mandat überschritten. Es wurde nur von ihm erwartet, die "harten Fakten" zu übermitteln - doch stattdessen hat er seine persönliche Meinung hinzugefügt, nach der niemand gefragt hatte. Der Käufer ist derjenige, der zu entscheiden hat, ob ihm die Farbe passt und ob er sich das Kleidungsstück leisten kann.

Der Ba'al Ha'Akejda meint daher, die Sünde der Kundschafter habe darin bestanden, ihre subjektiven Beobachtungen den Fakten beizumischen. Sie hätten ausschliesslich die Situation beschreiben und es Mosche überlassen sollen, sie gegenüber dem Volk zu interpretieren. Sie hätten nicht proklamieren sollen, dass es für das jüdische Volk keinen Weg geben würde, das Land einzunehmen.

Der Schelah Hakadosch weist die Auffassung des Ba'al Ha'Akejda zurück. Schliesslich hatte Mosche sie sehr wohl darum gebeten, Informationen bezüglich der Stärke der in Kena'an lebenden Völker zu übermitteln - was eben auch ein subjektives Element der Beurteilung einschliesst. Man kann von einem Boten nicht erwarten, in einer dermassen von menschlichem Ermessen abhängigen Angelegenheit nur die Fakten zu überbringen, ohne einen persönlichen Kommentar hinzuzufügen.

Der Schelah legt nahe, dass Mosche daran interessiert war, die Meinung der Kundschafter zu hören - doch nicht eine, die ausschliesslich auf militärischen Prognosen basierte, sondern auch auf der Haschkafa (philosophischen Sichtweise) der Torah. Mosche wusste, dass sie verschanzte und mit Festungswerken geschützte Städte vorfinden würden, die von mächtigen, grosswüchsigen Menschen (bzw. Riesen) bewohnt waren. Doch die angemessene Reaktion auf solche Entdeckungen hätte lauten müssen: "Ja, sie sind stark - und ja, ihre Städte sind geschützt. Und mit natürlichen Mitteln haben wir keine Chance. Doch Haschem hat uns gesagt, dass wir in das Land hineingehen sollen - also werden wir sie mit Sicherheit besiegen."

Ihre Mission bestand darin, die Fakten zu präsentieren - einhergehend mit ein paar aufmunternden Worten über den tiefen Glauben an Haschem. Es war von ihnen erwartet worden, das Volk daran zu erinnern, dass genau wie Haschem sie auf wundersame Art am Jam Suf (Schilfmeer) gerettet hatte, Seine Anwesenheit auch die militärischen Vorteile der Bewohner Kena'ans zunichtemachen würde. Der Fehler der Kundschafter war, eine leidenschaftslose, säkulare Analyse der militärischen Situation dargelegt zu haben, ohne die Haschkafa der Torah einfliessen zu lassen.

Raw Mosche Schapiro fragt, wie der Schelah eine Erklärung geben kann, die scheinbar dem Prinzip widerspricht, dass man sich keiner Versuchung (bzw. Verführung) aussetzen sollte. Nicht jeder ist imstande, einen Bericht zu genehmigen, der viel Hoffnungslosigkeit enthält, nur weil er mit ein paar zusätzlichen, aufmunternden Worten bestückt wird. Wenn die Kundschafter gesagt hätten, "wir können nicht Be'Derech Ha'Tewa (auf natürlichem Wege) gewinnen, aber sorgt euch nicht - Haschem wird schon helfen", dann hätten viele Menschen die Vernunft eines militärischen Einmarsches unter so schwachen Voraussetzungen hinterfragt. Warum sollte man schliesslich das Volk in so einen Nissajon (Prüfung / Herausforderung) hineinstürzen?

Raw Mosche Schapiro antwortet, dass obwohl wir in allen anderen Lebensbereichen Nissjonot (Prüfungen) - soweit wie möglich - aus dem Wege gehen sollten, bei der Eroberung von Erez Jisrael (dem Lande Israel) die Notwendigkeit bestand, eine Voraussetzung explizit zu erwähnen: Es ist unmöglich, unter vollkommen natürlichen Umständen in Erez Jisrael zu leben. Ohne die Präsenz G-ttes, ist das Land Israel unbewohnbar.

Diese Lektion wird in Parschat Ejkew deutlich gemacht, in der Mosche gegenüber Klal Jisrael (dem Volk Israel) erklärt, dass Erez Jisrael ein Land ist, "für das der Ewige, dein G-tt, sorgt; ständig sind die Augen des Ewigen, deines G-ttes, darauf gerichtet - vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres." [11:12].

Erez Jisrael ist von übernatürlichem Wesen.

Mosche wusste, dass wenn die Juden nicht mit dieser Einstellung in das Land eintreten würden, sie dort auch nicht überleben werden können. Anstatt diese einzigartige Eigenschaft unter den Teppich zu kehren, schickte Mosche die Kundschafter, um für sich selbst herauszufinden, wie unnatürlich die Schlacht um die Eroberung des Landes abzulaufen hatte. Leider wurden sie ihrer Aufgabe nicht gerecht, sondern übermittelten eine persönliche Analyse - anstelle der "trockenen Fakten", die von ihnen erwartet worden waren.

Über die Jahrhunderte wurde diese Botschaft immer und immer wieder dem jüdischen Volke überbracht.

Als Erez Jisrael von Newuchadnezar und seiner Armee zerstört wurde, gab Haschem eine Anweisung an den Nawi (Propheten) Jirmijahu [32:9-10], Land zu kaufen und die Urkunde an einem sicheren Ort zu verwahren.

Wer kauft Grundstücke, wenn sich die Werte im Verfall befinden? Noch dazu, wenn in wenigen Jahren voraussichtlich keine Juden mehr im Land sein würden!

Die Antwort ist: Es hängt davon ab, in welchem Land. Die vorhergehende Logik würde auf alle anderen Länder der Erde zutreffen. Wenn quer über die "natürliche" Welt die Häuser- und Grundstückspreise fallen, gibt es keinen Grund, Immobilien zu kaufen, bis der Markt nicht seine Talsohle erreicht hat.

Doch mit Erez Jisrael verhält es sich anders. Da Haschem uns das Land versprochen hat, werden wir es letzten Endes zurückbekommen. Selbst in den düstersten Momenten, lohnt es sich, in Erez Jisrael zu investieren.

Diese Lektion ist eine, die wir in den vergangenen hundert Jahren wiederholt gesehen haben. Wie auch immer die persönliche Einstellung eines jeden zum säkularen Zionismus sein mag - die Tatsache, dass das Land nach tausenden von Jahren des Exils wieder von Juden bewohnt wird, entspricht nichts geringerem als einem Wunder.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Als der "Wüstenfuchs" Erwin Rommel – Jimach Schemo (möge sein Name ausgelöscht sein) - schon tief in Afrika eingedrungen war und sich mit grossen Schritten, mithilfe seines deutschen Armeekorps, dem Lande Israel näherte, lieh sich Rabbi Josef Schlomo Kahaneman, der Poniwescher Raw, Geld zum Kauf eines Landstücks in Bnei Brak.

Nicht wenige Menschen dachten, er hätte den Verstand verloren. Welche Logik steckte dahinter, ausgerechnet jetzt Land zu kaufen, wenn es den Deutschen in die Hände fallen würde, die zweifellos vorhatten, auch in Erez Jisrael alle Juden auszurotten, so wie sie es in Europa taten? Wenn schon die Briten, die das Land unter UN-Mandat regierten, bereits ihre gesamten Geheimdokumente verbrannten, dann würde welcher normale Mensch jetzt Land kaufen?

Der Poniwescher Raw erklärte, dass nicht jede Prophezeiung in den Newi‘im (Buch der Proheten) aufgezeichnet sei - nur solche, die auch eine Botschaft für die Zukunft enthielten. In diesem Fall, sagte er, enthält die Prophezeiung, in der Haschem zu Jirmijahu sagt, er solle Land kaufen, als die Zerstörung der jüdischen Heimstätte bevorsteht, eine generationenübergreifende Botschaft.

Wie wir alle wissen, behielt der Poniwescher Raw damit Recht. In einem für viele Beobachter absolut schockierenden Feldzug, besiegte der britische Feldmarschall Bernard Montgomery seinen Gegenspieler Rommel in El Alamein - einer Stadt an der nördlichen Küstenlinie Ägyptens, nur wenige hundert Kilometer von Erez Jisrael.

Dies ist nicht die Art und Weise, wie es in Amerika, Frankreich oder Brasilien abläuft. Kein anderes Land hat das Versprechen, eines zu sein, "für das der Ewige, dein G-tt, sorgt; ständig sind die Augen des Ewigen, deines G-ttes, darauf gerichtet." [11:12].

Doch Erez Jisrael war schon immer ein übernatürliches Land - und wird es auch immer bleiben.

 

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