Über euch und in euch selbst - Rav Lam zu Paraschat Ejkew 5780 - Beitrag 1
Ergänzungen: S. Weinmann
Über euch und in euch selbst
"Denn wenn ihr alle diese Gebote beobachtet, die Ich euch gebiete, dass ihr sie macht, den Ewigen, euren G"tt, zu lieben, in allen Seinen Wegen zu wandeln und euch an Ihn zu heften (uledowka Bo); dann wird der Ewige alle diese Völker vor euch vertreiben, und ihr werdet in den Besitz von Völkern kommen, die grösser und mächtiger sind als ihr" [Dewarim 11:22-23].
"Und euch an Ihn zu heften." Wie ist möglich so etwas von uns zu verlangen? Ist Haschem nicht ein "verzehrendes Feuer" [Dewarim 4:24]? Nur vielmehr bedeutet es: "Hefte dich den Schülern und Weisen an, und Ich werde es dir anrechnen, als hättest du dich mir angeheftet"– Raschi zur Stelle.
"Deshalb soll der Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau heften (wedawak be’Ischto), und sie sollen zu einem Leibe werden" (Berejschit 2:24).
Ich hörte einst eine interessante flüchtige Frage – eine Frage von Rabbi Avigdor Miller sZl. Er wies zuerst einmal darauf hin, dass es in der Tora nur zwei Stellen gibt, wo ein Dewejkut – eine tiefe Verbundenheit – erforderlich ist.
Eine Stelle, die zuvor erwähnt wurde, ist die Erfordernis, sich an Haschem zu heften (uledowka Bo). Die zweite zuvor erwähnte Stelle ist in Paraschat Berejschit; beim ursprünglichen Ehepaar, und jedem darauffolgenden Ehepaar, wird dem Mann gesagt, er solle seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau heften (wedawak be’Ischto). Rabbi Miller fragt, wie es möglich ist, eine zweifache oder gespaltene Loyalität zu haben. Man kann es nicht als "Anheften" betrachten, wenn man an zwei Plätzen angeheftet ist. Ein Mensch kann zwei 8-Stunden Stellen haben. Es ist ein langer Tag, aber jeder Teil des Tages hat seine zeitlichen Grenzen und Fristsetzungen. Wie kann man aber zwei Stellen haben, die 24/7 andauern, und doch nicht in seiner Loyalität gespalten sein?
Jeder, der an einigen Schewa Berachot teilgenommen hat, bei der die frische Heirat eines jüdischen Ehepaars gefeiert wird, hat diesen Gedanken mindestens schon einmal gehört. Dieser Gedanke hilft uns, die Antwort zu geben.
Das Wort für einen Mann in Laschon Hakodesch (die heilige Sprache – Hebräisch), ist "Isch" – Alef – Jud – Schin. Das Wort für eine Frau ist "Ischa" – Alef – Schin- Hej. Die zwei Buchstaben, die sie gemeinsam haben, sind Alef und Schin. Diese bedeuten das Wort "Ejsch" – Feuer!
Die zwei restlichen Buchstaben, die sie nicht gemeinsam haben, sind beim Mann das Jud und bei der Frau das Hej. Das Jud und das Hej sind die zwei grundlegenden Buchstaben des g-ttlichen Namens, stellen aber auch separat einen der Namen von Haschem dar: JA-H. Ich habe gesehen, dass der Bruder des Gaon von Wilna in einem Sefer schreibt, dass die Ketuba, der "Heiratsvertrag", malej (vollständig) mit einem Waw und Hej – geschrieben werden muss, weil mit dem Jud und Hej von Mann und Frau und das Waw und Hej der Ketuba der Namen von Haschem vollständig ist: Jud – Hej – Waw - Hej.
Der Talmud erklärt, dass wenn zwischen Mann und Frau Frieden herrscht, die Schechina – die G"ttliche Gegenwart – zwischen ihnen ruht; wenn jedoch kein Frieden zwischen ihnen herrscht, sich das Jud und Hej von ihrem Namen entfernt und von ihrem Namen nur noch "Ejsch", ein verzehrendes Feuer bleibt.
Mit dieser Information können wir leicht die Antwort auf die gestellte Frage geben und realisieren, dass es keine echte Frage ist.
Mann und Frau heften sich aneinander an, indem sie sich an Haschem anheften, und sie heften sich an Haschem an, indem sie sich aneinander anheften. Zuerst muss ein Mensch mit Haschem verbunden sein, dann kann er seinen Partner heiraten und dadurch ist das Dewejkut (Einheit/ Verbundenheit) vollkommen.
Man muss zuerst mit der beständigen und unwandelbaren Konstante des Universums verbunden sein, bevor man sich erhoffen kann, mit einer anderen Person verbunden zu sein. Mann und Frau sind in Wirklichkeit zwei verbundene Seelen. Zwei Körper können sich nicht erhoffen, den Zeiten standzuhalten, das Leben durch "Dick und Dünn" durchzustehen. Nur zwei Seelen mit einer früheren Verbundenheit zu Haschem und völliger Hingabe an Ihn können sich erhoffen, auch nach 5, 10, 20 und 50 Jahren verbunden zu bleiben.
Der stärkste Leim liegt über euch und in euch selbst!
Quellen und Persönlichkeiten:
- Raschi [Rabbi Schlomo ben Jizchak] (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
- Rabbi Avigdor Miller (1909 – 2001): Rabbiner und Maschgiach, einflussreicher Denker und Redner; Slobodka, Litauen; New York, USA.
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Die Bearbeitung der Beiträge dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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