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Die Würze des Lebens (Rav Zweig Ejkew 5781 – Beitrag 1)

Ergänzungen: S. Weinmann

Die Würze des Lebens

 

In der dieswöchigen Parascha, in - "Wehaja im Schamo’a…" - im zweiten Abschnitt des Schema-Gebetes, heisst es: "So leget denn diese meine Worte in euer Herz und in eure Seele…" [11:18].

In diesem Teil von Keriat Schema finden wir die Anweisung, ständig über die Tora und ihre Gebote nachzusinnen und sie zu verinnerlichen. Der Talmud [Traktat Kiduschin 30b] interpretiert das Wort "wesamtem", ihr sollt legen, als "weSam tam" – ein perfektes (tam) Heilmittel (Sam); die Tora ist die ideale Heilung für den "Jezer Hara", den bösen Trieb. Die folgende Analogie wird vom Talmud gebracht: Ein Vater, der sein Kind erzieht, findet es notwendig, ihn zu schlagen. Der Vater bringt dem Kind daraufhin eine Kompresse auf die zugefügte Wunde an, und sagt seinem Sohn: "Solange die Kompresse auf deiner Hand liegt, kannst du essen und trinken, was du willst, du kannst mit heissem oder kaltem Wasser baden, und du musst nicht befürchten, dass deine Wunde sich infiziert. Wenn du jedoch die Kompresse entfernst, ist deine Gesundheit gefährdet." Auf ähnliche Weise sagt Haschem: "Mein Sohn, ich habe den bösen Trieb geschaffen (die Wunde), und ich habe die Tora als sein "Tawlin", Gegengift, geschaffen. Wenn ihr euch mit der Tora beschäftigt, seid ihr vom Jezer Hara geschützt."

Wir verstehen im Allgemeinen, dass Haschem die Tora schuf, damit der Mensch sie lernt und befolgt; der Jezer Hara ist das Hindernis, das der Mensch durch seine Beschäftigung mit dem Torastudium und ihrer Einhaltung überwinden muss. Vom obenerwähnten Vers im Talmud jedoch sehen wir, dass diese Wahrnehmung nicht gänzlich korrekt ist. Die Weisen des Talmuds beschreiben die Tora als "Tawlin", buchstäblich "Gewürz" oder "Zutat" zur Verbesserung des Geschmacks des Hauptgerichts. Es scheint, wie wenn die vorrangige Schöpfung der Jezer Hara ist, während die Tora eine sehr notwendige, jedoch zweitrangige Schöpfung ist. Diese Ansicht wird durch das Beispiel, das vom Talmud gegeben wird, untermauert; die Bestrafung des Kindes, die mit dem Jezer Hara verglichen wird, ist ein nötiger Aspekt seiner Erziehung, während die Kompresse als Gegengewicht oder Gegengift dient, das verhindert, dass der Schlag eine negative Auswirkung hat. Wie können wir den Gedanken verstehen, dass die Tora lediglich die Würze ist, die die natürlichen Aromen des Jezer Haras verbessert?

Der Talmud [ibid.] erklärt, dass der Jezer Hara dem Menschen jeden Tag droht, ihn zu überwältigen und umzubringen. Welche Aufgabe des Jezer Hara macht seine Existenz notwendig? Haschem schuf den Menschen mit einem enormen Potential für Errungenschaften. Das überwältigende Bewusstsein seiner Fähigkeiten, verbunden mit der Befürchtung, dass er seinem Potential nicht gerecht werden könnte, führt den Menschen auf einen Weg der Selbstzerstörung. Der Mensch gibt sich Verhaltensweisen hin, die entweder das Bewusstsein seiner Fähigkeit verdrängen, oder ihn in solchem Masse herabwürdigen, dass er sich erklären kann, dass die Erwartungen an ihn unbegründet seien.

Das Wesen in uns, das uns auf unser Potential hinweist, ist der Jezer Hara. Er inspiriert den Menschen nach Grösse zu streben. Wenn dieses Bewusstsein nicht kontrolliert wird, entwickelt es sich in eine zerstörerische Kraft des Menschen, eine Zerstörung, die er sich selbst anrichtet. Die Tora ist das Mittel, durch das wir unser Potential verwirklichen und entwickeln können. Wenn der Jezer Hara uns nicht unseres Potentials bewusst machen würde, würde die Möglichkeit der Tora, dieses Potential zu verwirklichen und entwickeln, nicht genutzt werden. Unsere Weisen erteilen deshalb dem Jezer Hara die Bedeutung, Haschems vorrangige Schöpfung zu sein, denn ohne seine Inspirationen, was aus einem Menschen werden kann, und ohne sein Streben nach Grösse, würde dem Mensch sein Potential nicht bewusst werden und sein Potential wäre vergeudet.

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Die Bearbeitung der Beiträge dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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