Denk voraus! (Rav Ciner, Re'eh 5783 - Beitrag 1)

Raw Ciner zu Paraschat Re'eh 5783 - Beitrag 1
Denk voraus!
Unsere Parascha (Wochenabschnitt) spricht darüber, dass man einen Zehntel (Ma'asser) seines Einkommens für Wohltätigkeit abzweigen muss. "Asser te'asser et kol Tewuat Sar’echa - von allem Ertrag deiner Saaten sollst du den Zehnten absondern [14:22]." Chasal (unsere Weisen) erklären "Asser kedej schetiss’ascher - gib einen Zehntel deines Einkommens, damit du reich wirst". Der Grund dieser Erklärung ist, da die Tora einen doppelten Ausdruck für das verzehnten benützt: "Asser te'asser", deshalb deuten unsere Weisen das zweite "te'asser" als würde "te’ascher - damit du reich wirst" stehen ("s" uns "sch" sind in der Tora der gleiche Buchstabe). Anderen zu geben, ist der beste Weg, sicherzustellen, dass man mehr als genug haben wird. Der Talmud [Ketubot 66a] schreibt: "Melach mamon, chesser". Das Salz (d.h. das Konservierungsmittel) für Geld ist, dafür zu sorgen, dass davon fehlt (chesser), das bedeutet, dass du es mit andern teilst!
Der Chafez Chajim erläutert dies mit einem Gleichnis. Ein Bauer brachte seine Feldfrüchte zu einem Händler, um sie für ein Goldstück pro Sack zu verkaufen. Sie einigten sich darauf, bei jedem gefüllten Sack, einen Strich an die Wand zu malen. Zum Schluss würde man die Striche zählen und wissen wie viel geliefert wurde und wie viele Goldstücke gezahlt werden mussten.
Der Bauer war diesem Vorgehen gegenüber misstrauisch. Vielleicht würde der Händler einige der Striche auswischen und er würde um sein wohlverdientes Geld gebracht. Er schlug dem Händler deshalb eine andere Methode vor: Für jeden Sack solle der Händler eine Kupfermünze auf einen Teller legen. Zum Schluss werde man die Kupfermünzen zählen und daraus die gelieferte Menge und die Zahl der geschuldeten Goldmünzen bestimmen.
Diese Methode wurde gewählt und eine zeitlang funktionierte das gut. Der Bauer konnte sich jedoch nicht beherrschen. Als der Händler einmal wegschaute, griff er zu und stahl einige dieser Kupfermünzen!
Der Chafez Chajim pflegte Menschen, die am Schabbat Arbeit verrichteten oder sich dauernd um Wohltätigkeit drückten, mit diesem Bauern zu vergleichen. Diejenigen, die am Schabbat nicht arbeiten und denen, die Ma'asser geben, wird eine Fülle von Segnungen versprochen. Ein Mensch, der versucht, etwas mehr zu verdienen, indem er diese Gebote vernachlässigt, gewinnt vielleicht einige Kupfermünzen, setzt dafür die Goldstücke aufs Spiel.
Quellen und Persönlichkeiten:
Chafez Chajim: (1838-1933): Rabbi Jisrael Me’ir HaKohen von Radin. Autor grundlegender Werke zu jüdischem Recht und jüdischen Werten (Halachah, Haschkafah und Mussar), wie Mischna Berura, Chafez Chajim, etc. Einer der prominentesten Führer des orthodoxen Judentums vor dem 2. Weltkrieg.
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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