Raw Frand zu Parschat Schoftim 5767 (Beitrag 1)

Nach Wahrheit und Gerechtigkeit streben
Zu Beginn der dieswöchigen Parscha werden die Gesetze aufgeführt, die die Richter betreffen. Sie werden angewiesen, bei der Ausübung ihres Berufes niemanden zu bevorzugen. Sie dürfen keine Bestechung annehmen. Sie müssen nach Gerechtigkeit streben. All dies wird befohlen: "... damit du leben und das Land in Besitz nehmen kannst." [Dewarim 16:20]
Der Befehl in diesem Pasuk, nach Gerechtigkeit zu streben, ist mit einem doppeltem Ausdruck formuliert: „Zedek, Zedek tirdof.“ (wörtlich übersetzt; "der Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit sollst du nachjagen.") Für diese Ausdrucksweise werden viele Erklärungen gegeben.
In einem früheren Jahr haben wir die Erläuterung von Rabbi Elja Meir Bloch erwähnt; sogar wenn jemand nach Gerechtigkeit strebt und dies also das Ziel seines Strebens ist, muss auch der Weg dorthin gerecht sein: Strebe nach Gerechtigkeit mit Gerechtigkeit. Im Gegensatz zur Parole: “Der Zweck heiligt die Mittel“
Dieses Jahr würde ich mit euch gerne eine Idee des Sefat Emet teilen. Der Sefat Emet betont das Wort "tirdof" (verfolgen). Die Idee dahinter ist, dass wir nicht nur nach Gerechtigkeit SUCHEN müssen, sondern sie VERFOLGEN müssen. Ein 'Rodef' ist ein Verfolger. Dies ist ein Wort mit einer sehr harschen Bedeutung. Im Zusammenhang mit Gerechtigkeit ist der Ausdruck 'Rodef' eine eher ungewöhnliche Wortwahl. Es ist interessant, dass dieser Ausdruck an einer anderen Stelle mit derselben Bedeutung verwendet wird: "Suche Frieden und verfolge ihn." (Bakesch Schalom, we'radfehu) [Tehillim 34:15]
Normalerweise hat das Wort 'Rodef' eine negative Bedeutung. Wir sprechen von jemandem, der ein 'Rodef' nach Ehre ist. Ein Angreifer oder Verfolger ist ein 'Rodef.' Ist es dann nicht seltsam, dass die Torah diesen Ausdruck in Verbindung mit Gerechtigkeit benutzt, und das Tehillim in Verbindung mit Frieden?
Der Sefat Emet zitiert den folgenden Midrasch: Bevor Haschem den Menschen erschuf, besprach Er sich mit dem Himmlischen Gericht und fragte die verschiedenen 'Mächte' im Himmel, ob sie es eine gute Idee fänden, den Menschen zu erschaffen. "Emet" (Wahrheit) riet, "Erschaffe den Menschen nicht, denn er ist voller Lügen." "Schalom" (Frieden) riet, "Erschaffe ihn nicht, denn er ist streitsüchtig." Alle 'Mächte' Im Himmel stimmten überein, dass der Mensch nicht erschaffen werden sollte.
Der Sefat Emet sagt dazu, dass wir von diesem Midrasch klar sehen, dass die Menschheit weder eine Neigung zu Emet (Wahrheit), weder eine zu Zedek (Gerechtigkeit), noch eine natürliche innerliche Neigung zu Schalom hat. Wenn der Mensch Gerechtigkeit und Frieden erreichen will, muss er deshalb ein 'Rodef' nach ihnen sein. Man muss sie mit seiner ganzen Macht verfolgen, mit seinem ganzen Herzen, mit seiner ganzen Seele, wenn man eine Chance haben will, sich seinen natürlichen Neigungen zu widersetzen. Wenn wir sie nicht „verfolgen“, dann werden sie uns entwischen. Sie stimmen nicht mit den Neigungen der Menschen überein.
Weder der Frieden noch die Gerechtigkeit werden zufällig erreicht. Sie müssen mit unserer ganzen Macht verfolgt werden.
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