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Das "Leichteste vom Leichten" und das "Schwerste vom Schweren" (Rav Frand Ki Teze 5781 – Beitrag 1)

Ergänzungen: S. Weinmann

Das "Leichteste vom Leichten" und das "Schwerste vom Schweren"

Die dieswöchige Parascha enthält die Mizwa von Schiluach ha’Ken, wie es heisst: "Wenn du auf dem Wege auf ein Vogelnest triffst mit Jungen oder Eiern, es sei auf irgend einem Baum oder auf der Erde, und die Mutter auf den Jungen oder den Eiern sitzt, so darfst du nicht die Mutter mit den Jungen nehmen. Die Mutter musst du fliegen lassen, die Jungen darfst du dir nehmen… " [Dewarim 22:6-7]

Die Tora weist uns an, dass wenn jemand in einem Vogelnest eine Vogelmutter sieht, die auf ihren Küken oder Eiern sitzt, und er die Eier oder Küken für sich nehmen will, er zuerst die Mutter wegschicken muss. Erst dann darf er die Eier oder die Jungen für sich nehmen. 

Der Vers schliesst mit den Worten [ibid.] "… auf dass es dir wohlergehe und du lange lebest." Das bedeutet, dass wenn jemand diese Mizwa erfüllt, es ihm gut ergehen und er ein langes Leben haben wird. Es gibt nur noch eine weitere Mizwa in der Tora, die denselben Lohn verspricht. Dies ist die Mizwa von Kibbud Aw waEm (Ehren von Vater und Mutter).

Der Jalkut Schim’oni (Midraschim-Sammlung) [Dewarim 846] äusserst sich über die Tatsache, dass sowohl die "leichteste der leichten" (kala schebeKalot) als auch die "schwierigste der schwierigen" (chamura schebeChamurot) denselben Lohn versprechen – ein gutes und langes Leben. Dies lehrt uns, laut diesem Midrasch, dass wir die Belohnung für die Mizwot nicht wirklich kennen.

Warum wird das Wegschicken der Vogelmutter als die leichteste der Mizwot und das Ehren von Eltern als die schwerste der Mizwot betrachtet?

Der Schemen Hatow legt folgendes nahe:

Der Ramban zur Stelle erklärt, dass die Tora uns die Mizwa von Schiluach HaKen gab, damit wir uns in der Eigenschaft der Barmherzigkeit üben. Der Ramban betont, dass dieses Gebot nicht unbedingt etwas mit "Tierschutz" zu tun hat. Die Torah will uns vielmehr Anteilnahme am Schicksal der Mitmenschen lehren. Spüren wir bereits bei Tieren Erbarmen und Mitgefühl, so werden wir sicherlich Anteil am Schicksal der Mitmenschen nehmen. Wir sollen uns trainieren, barmherzig zu sein. Das ist letztendlich der "Zweck" dieser Mizwa.

Wenn dem so ist, ist die Folge, dass Kibbud Aw waEm als die schwierigste der Mizwot angesehen wird, weil es gegen die menschlichen Gefühle geht. Warum geht Kibbud Aw gegen die menschlichen Gefühle? Die Rischonim sagen uns, dass die Basis der Mizwa von Kibbud Aw waEm der Begriff von Hakarat Hatow - das Zeigen von Dankbarkeit - ist. Wir Menschen zeigen nicht gerne Dankbarkeit. Wenn wir jemandem Dankbarkeit zeigen, gestehen wir damit ein, dass wir von dieser Person abhängig sind. Unser Ego will nicht, dass wir dies eingestehen.

Wir wollen allen zeigen, dass wir unabhängig sind und die Dinge alleine erledigen können. Wenn wir Dankbarkeit aussprechen, bedeutet dies, dass wir den anderen Menschen nötigt hatten. Sogar wenn es üblich ist, einem Fremden Dankbarkeit zu zeigen und "Danke" für einen gelegentlichen Gefallen zu sagen, ist es bei Eltern anders. Das Schätzen von Eltern bedeutet, die Tatsache anzuerkennen, dass wir unseren Eltern praktisch alles schulden. Unser Leben selbst war von ihnen abhängig. Es ist schwierig, dies zuzugeben. Es ist für uns schwierig zu sagen: "Ich schulde euch alles."

Deshalb ist Kibbud Aw waEm die "chamura schebeChamurot", weil es gegen alles ist, was wir eingestehen möchten, im Gegensatz zu Schiluach Haken, das mit menschlichen Emotionen übereinstimmt.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Jalkut Schim’oni ist eine Midraschim-Sammlung. Der Verfasser ist vermutlich Rabbi Schim’on Kara, genannt Rabbi Schim'on haDarschan. Französischer Rabbiner (12. Jahrhundert) Nach anderen Quellen aus Frankfurt a/M stammend (11. Jahrhundert); vermutlich doch erst aus dem 13. Jahrhundert. Dieses Werk ist deshalb besonders wertvoll, weil er diverse Quellen benutzt, die ansonsten teilweise oder ganz als verloren gelten, wie Sifrej Suta, Midrasch Jelamdenu, Midrasch Awkir, Midrasch Tadsche, etc.
  • Ramban: Rabbi Mosche ben Nachman (1194 - 1270); Gerona, Spanien; Erez Jisrael; einer der führenden Toragelehrten (Rischonim) des Mittelalters, einer der Haupterklärer des Chumasch (fünf Bücher Moses), wie Verfasser weiterer Werke in Haschkafa (Kitwej haRamba“n) und Abhandlungen zum Talmud.
  • Schemen HaTov: Rabbi Dov Weinberger; zeitgenössischer Autor; Rabbi in Brooklyn, New York.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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