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Raw Frand zu Parschat Ki Tawo und den Asseret Jemej Teschuwa 5772

Wieso wir das Erste und nicht das Beste darbringen

Die Bikurim (Erstlingsfrüchte), Kohanim (Priester) als Vertreter der Bechorim (Erstgeborene) und Terumah (das Abheben der Priestergabe) werden alle in Parschat Ki Tawo erwähnt und haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle symbolisieren einen Anfang.

Die Torah verlangt von uns, dass wir die ersten Früchte zum Bejt Hamikdasch (Tempel) bringen. Die Torah bestimmt nicht, dass wir „die besten Früchte“ bringen sollen, sondern verlangt, dass wir „die ersten Früchte“ bringen sollen. Wir haben auch nicht die Pflicht, den besten oder den gescheitesten Sohn für den Tempeldienst zu weihen. Der Befehl an uns ist, dass der erste Sohn den Dienst zu versehen hat (so war es, bis die Erstgeborenen ein Anteil hatten bei der Sünde des Goldenen Kalbes. Unsere Weisen erklären, dass die Bechorim das Anrecht auf den Tempeldienst zurückerhalten werden).

Wieso will die Torah die „Ersten“ und nicht die „Besten“? Der Grund dieser Vorliebe für den „Ersten“ ist, dass der „Erste“ den Ton angibt. Der „Erste“ ist der Anfang, das Fundament. Falls ein Gebäude im fünften Stock einen Baufehler hat, ist das in der Regel nicht so schlimm; ein Fehler im Fundament hingegen ist ein ernsthaftes Problem. Das Fundament ist massgebend.

Wenn ein Jude seine Früchte pflückt, ist die erste Frucht heilig. Sie zeigt, wie der Mensch zu seinem Erwerb („Parnassah“) steht. Gleichermassen sollte der erste Sohn für den Priesterdienst geweiht werden. Dies beeinflusst die ganze Familie. Mit dem ersten Ehejahr ist es dasselbe. Mit diesem Jahr sind besondere Halachot (Torahgesetze) verknüpft, weil dieses Jahr für das ganze Eheleben tonangebend ist. Das „Erste“ ist massgebend für alles, was folgt.

Der Schulchan Aruch entscheidet, dass ein Mensch in den Asseret Jemej Teschuwa (zehn Busstagen, zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur) darauf achten solle, nur Brot von einem jüdischen Bäcker („Pas Jisrael“) zu essen, auch wenn er dies üblicherweise nicht tut. Rabbi Zev Leff bemerkt, dass dies auch gilt, wenn er die Absicht hat, nach Jom Kippur Brot (das koscher ist) wieder bei der nichtjüdischen Bäckerei zu kaufen.

Wir können uns über diese Halacha nur wundern. Wenn jemand nur vorübergehend besser handelt, bis das Urteil über ihn gefällt wird, aber die Absicht hat, später wieder in den alten Trott zu verfallen, wird dies üblicherweise als unehrliche Busse bezeichnet.

An Rosch Haschana handeln wir jedoch anders. Wir beten anders. Am Jom Tov-Tisch verhalten wir uns anders. Wir zeigen ein Bewusstsein, das nicht unbedingt während dem Rest des Jahres anhält.

Ist das nicht scheinheilig? Sagen wir nicht? „Zehn Tage will ich rechtschaffen sein; zehn Tage will ich auf alles achten – aber während dem Rest des Jahres bin ich wie vorher. Zehn Tage will ich das übliche Brot nicht essen, aber vom 11. Tischri an tue ich es wieder."

Nein, das ist nicht scheinheilig. Das ist empfehlenswert. Die zehn ersten Tage des Jahres sind die „Ersten“. Jedes Jahr haben wir die Möglichkeit, neu anzufangen. Jedes Jahr können wir die Tafel leer wischen und den richtigen Start in das neue Jahr finden. Wir behaupten nicht, dass wir während dem Jahr alle Erschwerungen („Chumrot“) auf uns nehmen; wir behaupten nicht, dass wir uns von Tischri zu Tischri (also das ganze Jahr) auf der höchsten geistigen Ebene bewegen. Wir machen es jedoch wie Mann und Frau, die im ersten Ehejahr besonders sorgsam miteinander umgehen und die Grundlage für die kommenden Jahre legen: Während den ersten zehn Tagen des Jahres versuchen wir, den Ton für das kommende Jahr zu finden.

Wenn wir wollen, dass das kommende Jahr ein besseres, ein anderes Jahr als die vorangegangenen wird, dann erreichen wir das am besten, indem wir seinen ersten Tag, seine erste Woche, seine ersten zehn Tage heiligen. Dies wird hoffentlich auch den Ton für den Rest des Jahres angeben.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbi Ze'ev Leff: Raw und Rosch Jeschiwa im Moschav Matitjahu, Israel

 

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